Dorfkern mit Zukunft?
Bürger diskutieren über den Ensembleschutz in Alt-Aubing
Den Aubingern liegt ihr alter Dorfkern am Herzen. Zumindest lässt die Zahl der Besucher, die an den Mitmachaktionen, den Dorfspaziergängen und der Bürgerwerkstatt teilgenommen haben, diesen Schluss zu. Die Münchner Gesellschaft für Stadtentwicklung (MGS) hatte gemeinsam mit der Firma Zebralog in der Ubo 9 zur dritten Phase der Bürgerbeteiligung eingeladen. Unter dem Motto "Dein Aubing. Alter Kern mit Zukunft" stellten Fachleute die Ergebnisse ihrer Untersuchungen vor. Auch einen Maßnahmenkatalog, der das Denkmal Alt-Aubing stärken soll, hatten sie dabei.
MGS-Vertreter Georg Schmidt sprach sich für energetische Maßnahmen im Ensemble aus. Dabei könnten gleich auch Fassaden dem Ortsbild angepasst werden. "Natürlich alles in Abstimmung mit dem Denkmalamt". Viele Dächer würden sich für Solaranlagen eignen, hatte Schmidt festgestellt. Diese sollten von der Straße aus nicht sichtbar sein, denn das würde sich mit dem Ensembleschutz nicht vereinen lassen. Auf einer Karte waren die in Frage kommenden Dächer farblich markiert. "Wir wollen einen Leitfaden für energetische Sanierung im Ensembleschutz erstellen", versprach Schmidt. Werner Dilg vom Förderverein sah dies mit Skepsis. "Es stimmt nicht, dass das, was man nicht sieht, nicht existiert", mahnte er. "Wir wollen unsere roten Ziegeldächer haben".
Historisches Straßennetz existiert noch
Ein anderer Schwerpunkt ist der Verkehr. Im Ortskern existiere immer noch das historische Straßennetz. Oft sei es schwierig, dieses mit den Anforderungen des modernen Verkehrs in Einklang zu bringen. Autos würden teilweise auf den Gehsteigen parken. Diese seien schmal oder fehlten ganz. Insgesamt gebe es zwar "ausreichende" 370 Stellplätze, aber die Parkregelungen seien uneinheitlich und um keine Gebühr auf dem P+R-Parkplatz zahlen zu müssen, würden viele Autofahrer auf die umliegenden Straßen ausweichen. "Ein Großteil des Verkehrs ist dem Autoverkehr zugeordnet und es gibt fast keine Radwege im Ortskern", kritisierten die Fachleute. So entstünden gefährliche Situationen. Aber es gibt Lösungsvorschläge. An den Kreuzungen kann einiges verbessert werden. "Verkehrsflächenreduzierung" heißt das Zauberwort. Am Maibaum, an der ehemaligen Schmiede, an der Pferdeschwemme oder am Brunnen beim Giglweg wäre Potenzial, um aus trostlosen Verkehrsflächen begrünte Aufenthaltsräume zu machen. "Das Denkmal wird sonst nicht wahrgenommen", befürchteten die Planerinnen Nikola Vujovic, Alexandra Weiß und Bozena Bogacka. An der Pferdeschwemme, die viele Bürger bei einer Umfrage als ihren "Lieblingsplatz" bezeichnet hatten, könnte sogar der Langwieder Bach wieder freigelegt werden.
Bei aller Euphorie dürfe man den zukünftigen Verkehr nicht aus den Augen verlieren, mahnte eine Bürgerin. "Alles hängt von Freiham ab", sagte sie und die Besucher nickten mit den Köpfen. Eine gute Nachricht konnte der Aubinger CSU-Stadtrat Johann Sauerer überbringen. "Die Anbindung über die Georg-Böhmer-Straße haben wir gekappt". Wie der neue Stadtteil an Aubing angebunden werden soll, das steht noch nicht fest. Hier werde derzeit an einer Machbarkeitsstudie gearbeitet. Sauerer versprach dem skeptischen Publikum: "Alt-Aubing wird nicht im Verkehr ersaufen". Nach der letzten Phase der Bürgerbeteiligung werden die Ergebnisse dokumentiert. Dann heißt es: "Daumen drücken". Bis spätestens Anfang 2018 wird der Stadtrat über die Zukunft des Ensembleschutzes entscheiden.
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