„Die Büsche müssen zum Friseur“
Quartier um das Ladenzentrum unter die Lupe genommen
„Irgendwie schön“ finde er den Innenhof der Sankt Markus Kirche in Neuaubing. Der große Platz in der Mitte ist von einer Art Kreuzgang eingefasst. „Das Ganze hat Potenzial“, fasste es Architekt Ulrich Wieler (Architekturbüro UmbauStadt) zusammen. Gemeinsam mit Bürgern aus Neuaubing und Westkreuz, Yakub Erol von der MGS (Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung), Architekt Nikolai von Brandis (UmbauStadt) und Patrick Hartmann vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung war er durch das Quartier gestreift. Der „Spaziergang“ führte zu umstrittenen und interessanten Stellen zwischen Schulen, Ladenzentrum und der Kirche.
Für die Teilnehmer des Quartierspaziergangs strahlte der Kirchenhof eher einen verstaubten 70-er-Jahre-Charme aus. „Da gehört ein großer Baum mit einer umlaufenden Bank in die Mitte“, rief Jürgen Umseher und Dagmar Mosch regte eine hellere Beleuchtung und statt des „Rumpelpflasters“ einen ansprechenden und behindertengerechten Bodenbelag an.
Verwaister „Dorfplatz“
Weiter ging es zu der Freifläche zwischen Schule und Kirche. Der bemooste und zugewachsene Bodenbelag zeigte deutlich, dass sich hier selten Bürger aufhielten. „Das sollte eigentlich der Dorfplatz werden“, so Wieler. Das wusste er vom ursprünglichen Bebauungsplan aus dem Jahr 1967. Trotz der üppigen Vegetation und der Bänke würde sich hier kaum jemand aufhalten, versicherten die Anwohner „Ich wohne seit 1973 hier, aber es gab noch nie einen Grund, warum ich hier hätte verweilen sollen“, sagte eine Frau und blickte sich um. Vielleicht sei es die allzu üppige grüne Vegetation und die fehlenden Durchblicke, die abschreckten, meinte Wieler. „Die Büsche und Bäume müssen zum Friseur“, lautete seine Forderung, denn nicht einmal Jugendliche würden die Abgeschiedenheit des Platzes schätzen. Im Gegenteil. Sie drängten sich besonders gerne auf dem Platz gegenüber dem SOS-Kindergarten. „Dort können sie sehen, wer vorbeikommt und werden gesehen.“
Seit Anfang des Jahres sind die Flächen um das Ladenzentrum an der Wiesentfelser Straße Gegenstand einer Feinuntersuchung. Es gab Interviews, Fragebogenaktionen und Bürgerworkshops, in denen die Aubinger Anregungen geben konnten. Ziel ist, dass die teilweise heruntergekommenen Bereiche aufgewertet werden. Geld für den Umbau wird es aus dem Sanierungsprogramm „Aktive Zentren“ geben.
Geschichte des Niedergangs
Für den künftigen Quartiersplatze am Ladenzentrum forderte die Streetworkerin „mehr Sitzgelegenheiten für junge Leute und etwas Überdachtes wäre auch schön“. Eine Anwohnerin wünschte sich mehr Treffpunkte. „Das Café Riva macht bald zu“, bedauerte sie. Überhaupt sei das Ladenzentrum im Laufe der Jahre immer unattraktiver geworden. Eine Frau deutete auf eine leere Stelle hinter dem Ladenzentrum: „Da stand mal ein Brunnen“, sagte sie. Bücherei, Post, Sparkasse – alle wichtigen Einrichtungen seien weggezogen, zurückgeblieben seien wenige Geschäfte. „Eine Geschichte des Niedergangs“ nannte es Wieler.
Im Rahmen der Sanierungen soll alles besser werden. Nach dem Quartiersspaziergang trafen sich die Bürger im Jugendtreff zu einer Diskussionsrunde mit Architekten, Landschafts- und Verkehrsplanern. Dabei wurden die Meinungen der Bürger mit den Plänen ergänzt. Aus dem Ganzen werden Empfehlungen zusammengestellt. Die Ergebnisse der Feinuntersuchung werden Ende dieses Jahres vorliegen.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH