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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Das Vorhaben erscheint hier an mehreren Stellen widersprüchlich"
Das Gebäude, in dem das THW München-West seit 1987 untergebracht ist, entspricht längst nicht mehr den Anforderungen an die Arbeitssicherheit. Nun ist ein Umgestaltung des Areals im Gespräch („Kein Kahlschlag in der Ubostraße“ vom 20. Oktober und "Wir müssen einsatzbereit sein“ vom 2. November, beide im Aubinger Werbe-Spiegel). Das THW hofft auf neue Gebäude. Andere Nutzer des Areals fürchten dagegen um den Bestand des dortigen Reitstalls. Sabine und Jochen Stenzelhalten ein Plädoyer zum Erhalt des Reitstalls:
Wir kennen den Aubinger Reitstall seit 2014, als unsere Tochter hier mit vier Jahren begonnen hat zu voltigieren, in Hippolini-Kursen behutsam an den Umgang mit Pferden herangeführt wurde und schließlich Reiten gelernt hat. Die Inhaberin und ihre Reitlehrer haben sich dabei in unseren Augen überragend engagiert und ausgezeichnetes pädagogisches Geschick bewiesen. Über das Reiten hinaus wird hier auch Jugendarbeit geleistet, und wir haben uns damals schon vorgestellt, dass unsere Tochter vielleicht auch eines Tages in dem Pavillon vor dem Reitplatz sitzt und anderen ihr Herz ausschüttet.
Mit viel Herzblut, Idealismus und Geld wurde in den letzten Jahren zudem in die Anlagen investiert. Das THW will seine Fahrzeuge unterstellen und lehnt einen alternativen Standort auch mit Verweis auf seine Jugendarbeit ab. Dafür wird in Kauf genommen, dass die Jugendarbeit des Reitstalls – für ca. 250 Kinder und Jugendliche – beeinträchtigt wird oder sogar ganz beendet werden muss. Das THW engagiert sich im Katastrophenschutz, plant für den Garagenbau aber das Fällen von knapp 50 größtenteils geschützten Bäumen, obwohl Umweltschutz ebenfalls Katastrophenschutz ist.
Das Vorhaben erscheint hier an mehreren Stellen widersprüchlich. Für den Reitstall wäre der Garagenbau möglicherweise das Ende. Dass ein Umzug auf ein z.B. nur 1,4 km entferntes Gelände am Ortsrand Jugendliche davon abhalten wird, sich weiter beim THW zu engagieren, erscheint uns dagegen äußerst unwahrscheinlich. Wir appellieren an das THW und alle Verantwortlichen, sich im Interesse der Jugend, des Umwelt- und Katastrophenschutzes und nicht zuletzt auch des Ortsbildes flexibel zu zeigen und die gigantischen Garagen für sieben Lastwagen und weitere Kleinfahrzeuge an anderer Stelle zu errichten. Ein Reiterhof lässt sich nicht so leicht versetzen, zumal diese ebenso wertvolle Jugendarbeit, und deshalb auch eine Art Katastrophenschutz im weitesten Sinne, nicht durch öffentliche Geldgeber gefördert wird.
Wir fragen uns, ob die MGS (Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung) sich in der heutigen Zeit noch guten Gewissens erlauben kann, eine solche Umweltzerstörung einer vorhandenen Grünfläche voranzutreiben, in der oft an anderen Stellen kostspielig Grünflächen geschaffen werden. Das finden wir nicht vermittelbar.
Hinzufügen möchten wir noch, dass wir grundsätzlich die Arbeit des THW sehr schätzen und selbst viel und vielfältige Erfahrung mit ehrenamtlicher Tätigkeit haben.
Unter www.openpetition.de/!rettereitstallaubing gibt es eine Online-Petition zum Erhalt der Reitanlage. Wir bitten alle, die sie ebenfalls erhalten wollen, den Reiterhof zu stärken und die Petition zu unterschreiben.
Die Entscheidung über die Neuordnung des Geländes fällt ausgerechnet in die schwere Coronazeit, was Aktionen wie „einen Tag der offenen Tür“ oder Besichtigungen derzeit leider unmöglich macht. Wenn man aber doch einen Eindruck dieser tollen Anlage gewinnen will, kann man den Spazierweg neben der S-Bahn entlang laufen und einen Blick auf das Gelände werfen. In diesem Sinne: Bitte lassen Sie diese Arbeit nicht untergehen; verhindern Sie die Zerstörung dieser schönen bestehenden Grünanlage, wo andernorts mühsam aufgeforstet wird, unterstützen Sie bitte diese Petition!
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