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Das Leuchtturmprojekt

Inklusionshotel in Freiham: Barrierefrei auf 3.500 Quadratmetern Fläche

Hinter der Gustl-Bayrhammer-Grundschule soll ein inklusives Hotel entstehen. Auf den freien Baufeldern sollen rot-weiße Flatterbänder verhindern, dass sich seltene Tiere in den freien Baufeldern ansiedeln. (Bild: pst)

Der Wecker klingelt für den gehörlosen Gast mittels Vibrationsalarm, die Anschriften im Aufzug können Blinde dank der Brailleschrift lesen, mit dem Elektro-Rollstuhl kommt man überall gut hin und in den Gemeinschaftsräumen gibt es barrierefreie Möglichkeiten für alle Gäste zum zwanglosen Treffen. In vielen deutschen Großstädten gibt es Inklusionshotels, in denen auf die unterschiedlichen Bedürfnisse behinderter Menschen Rücksicht genommen wird. Jetzt soll in Freiham Münchens erstes Inklusionshotel entstehen. Ein Grundstück hat die Stadt schon ins Visier genommen. Es befindet sich hinter der Gustl-Bayrhammer-Grundschule. Rund 3.500 Quadratmeter Fläche sollen für das Hotel verfügbar sein. Der Baugrund soll aber erst ausgeschrieben werden, wenn die Vorplanungen für die U-Bahn abgeschlossen sind, denn unter dem Grund könnte der künftige U-Bahntunnel verlaufen.

Antrag angenommen

Vor einigen Wochen hatte die SPD-Stadtratsfraktion den Antrag auf Bau und Betrieb eines Inklusionshotels gestellt, das „insbesondere auch für E-Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer entsprechende Übernachtungsmöglichkeiten anbietet“. In die Realisierung sollten „erfahrene Betreiber, die auch Menschen mit Einschränkungen ausbilden und beschäftigen“, einbezogen werden“, forderten die SPD-Stadträte. Als Begründung wurde auf den Behindertenbeirat verwiesen, der „bereits mehrfach zu Recht die Schaffung inklusiver Übernachtungsmöglichkeiten in München angemahnt hat“. Vor kurzem ist der Antrag angenommen worden.

Die Grünen im Stadtrat hatten bereits 2016 einen ähnlichen Antrag gestellt, in dem sie ein „barrierefreies und inklusives Hotel, welches zugleich als Integrationsbetrieb geführt wird“, gefordert hatten. Schließlich würde die Stadt als „eine der Tourismuszentralen in Deutschland jedes Jahr Millionen von Besuchern aus der ganzen Welt anziehen“. Doch noch immer gebe es kein einziges barrierefreies Hotel, das Menschen selbstständig nutzen könnten, bedauerten die Antragsteller. „Der Bau eines solchen Hotels, das zeitgleich Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen anbietet, ist längst überfällig“, hatte die Grünenfraktion damals gemahnt.

Stadt sucht Investor

In Freiham soll dies nun verwirklicht werden. Die Grundlage für Inklusion ist die UN-Behindertenrechtskonvention, die 2008 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Diese trat in Deutschland ein Jahr später in Kraft. Das Gesetz stärkt die Rechte von Menschen mit Behinderung und fordert Inklusion. Der Stadtrat hatte 2013 beschlossen, dass der neue Stadtteil ein Leuchtturmprojekt in Sachen Teilhabe werden soll. Sportpark und Bildungscampus sind beispielsweise inklusiv gestaltet.

Inklusion bedeutet dabei, dass Menschen mit Behinderung gleichwertig behandelt und gleichberechtigt in die Gesellschaft aufgenommen werden. Für Freiham wurde die Idee der Inklusion bereits in den Planungen in den folgenden acht Themenfeldern berücksichtigt: Urbanes Leben, mobil sein, Wohnen, Gemeinschaft leben, Gesundheit und soziales Netz, lebenslanges Lernen, Arbeiten, Freizeit und Grünraum.

Das Hotel soll das Konzept ergänzen. Dafür sucht die Stadt einen Investor und einen Betreiber, der auch bereit ist behinderte Menschen auszubilden und zu beschäftigen.


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