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Corona hält Polizei auf Trab

Weniger Straftaten – mehr Fahrraddiebe

Die Arrestzelle der Polizeiinspektion 45 musste Dienststellenleiter Peter Löffelmann im vergangenen Jahr seltener aufsperren. (Bild: pst)

Im 22. Stadtbezirk lebt man recht sicher. Diese gute Nachricht überbrachte Peter Löffelmann, Leiter der Polizeiinspektion 45, den Aubingern bei der Bürgerversammlung. Die PI 45 hat ihr Einsatzgebiet in Aubing, Neuaubing, Lochhausen, Langwied und Freiham, aber auch in Pasing und Untermenzing. Was die Zahl der Straftaten betrifft, so habe das Einsatzgebiet ein „extrem niedriges Niveau erreicht“, freute sich Löffelmann. Zwar scheinen die Zahlen zu steigen, aber das sei dem enormen Anstieg der Einwohnerzahlen in den letzten zehn Jahren geschuldet, erklärte der Polizeichef. Insgesamt liegen die Zahlen jedoch „sehr deutlich unter den Zahlen von München und Bayern“.

Das vergangene Jahr hatte der Polizei wegen Corona allerdings viel zusätzliche Arbeit gemacht, schließlich mussten die Beamten die Lockdown-Regelungen, Maskenpflicht, Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen kontrollieren. Rund 1.000 Anzeigen mussten bearbeitet werden, 1.000-mal sei die Polizei von Bürgern, die Regelverstöße meldeten, angerufen worden. Die Corona-Pandemie hatte aber auch positive Auswirkungen. So ist die Zahl der Verkehrsunfälle um 13 Prozent, sind waren 374 Unfälle weniger, zurückgegangen und es gab keinen Verkehrstoten, freute sich Löffelmann. Es wurden trotzdem 2.460 Verkehrsunfälle aufgenommen.

Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche war rückläufig. Schließlich saßen die Bürger wegen Homeoffice und Lockdown vermehrt in den Wohnungen, was den Dieben einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Insgesamt wurde 24-mal eingebrochen. „In den fünf Wochen des Lockdowns ist es zu keinem einzigen gemeldeten Einbruchsversuch gekommen“, staunte Löffelmann. Dafür stiegen die Räuber 13-mal in Hotels, Gastrounternehmen oder Warenhäusern ein. Um die Aufklärungsquote zu steigern, sei die Mithilfe der Bevölkerung entscheidend. „Jeder, der etwas Verdächtiges wahrnimmt, sollte umgehend den Notruf 110 wählen“, sagte Löffelmann.

Einen allgemeinen Trend hin zum Fahrrad scheint es auch bei den Dieben zu geben. 102 Fahrräder wurden im vergangenen Jahr gestohlen. Damit stieg die Quote um 21,4 Prozent. Überhaupt sei Diebstahl das größte Deliktfeld bei der PI 45. Die Beamte mussten 421 Fälle bearbeiten – genauso viele wie 2019. Viele konnten aufgeklärt werden. Bei den Rauschgiftdelikten liegen die Ermittlungserfolge mit 299 Fällen sogar um 5 Prozent über dem Vorjahr. „Rauschmittel werden zu allen Tages- und Nachtzeiten und an nicht einzugrenzenden Örtlichkeiten im öffentlichen sowie privaten Raum konsumiert, angekauft und weiterverkauft“, konstatierte der Polizeisprecher. Deswegen hat die Polizei die Kontrollen verstärkt.

„Polizei holt niemals Geld ab“

Besonders perfide seien die Straftaten, bei denen sich Täter als Enkel, als Bank- oder Computermitarbeiter oder als falsche Polizeibeamte ausgeben. Während 2019 erst 240 solcher Fälle gemeldet wurden, waren es im vergangenen Jahr bereits 415. In zwei Fällen waren die Täter erfolgreich und konnten 22.000 und 16.000 Euro erbeuten. Die Täter können sogar das Telefon so manipulieren, dass beim Opfer die „110“ auf dem Display erscheint. Betroffen seien längst nicht mehr nur Senioren. „Wenn ich nicht selbst bei der Polizei wäre, würde es mir auch passieren“, sagte Löffelmann und er mahnte: „Die Polizei holt niemals Geld oder Schmuck aus einer Wohnung ab“. Insgesamt nimmt die Cyberkriminalität zu. Da geht es beispielsweise um Drohungen pikante Fotos im Netz zu verbreiten, wenn nicht Geld gezahlt werde. „Wir müssen digital fitter werden“, mahnte Löffelmann.

Besonders traurig fand er, dass Polizeibeamte, die für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen, immer häufiger selbst Opfer von Gewaltattacken werden. Im vergangenen Jahr wurden 44 Fälle gezählt.


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