Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

"Bitte handeln Sie jetzt!"

Offener Brief an Ministerpräsident Markus Söder

Simone Fleischmann ist Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes. (Bild: BLLV)

"Sofortprogramm für die Schulen: Handeln Sie jetzt!": Unter diesem Motto hat sich jetzt Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) mit einem offenen Brief an Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder gewandt.

"Wir Lehrinnen und Lehrer nehmen unsere zentrale, gesellschaftliche Aufgabe und Verantwortung in jeder Form wahr – wir tun alles in unserer Macht stehende, um den Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden. Jeden einzelnen Tag und nicht erst seit Beginn der Pandemie. Selbstverständlich gehen wir unserer Berufung am liebsten und am besten im Präsenzunterricht nach – aber die Bedingungen hierfür müssen ebenso praktikabel wie sicher sein.", heißt es in dem Schreiben. Und weiter: "Auch wenn derzeit überall Unsicherheit darüber herrscht, wie die nächsten Wochen und Monate sich pandemisch entwickeln:

Wir als BLLV haben eine klare Vorstellung, was es jetzt braucht, um Bildung und Erziehung in der Schule so aufzustellen, dass wir den Kindern und Jugendlichen gerecht werden. Das kommt der ganzen Gesellschaft zugute!"

Die seit langem bekannten Forderungen des BLLV müssten jetzt in einem Sofortprogramm umgesetzt werden. Der Verband zählt dazu folgende sieben Bausteine auf:

1. Eindeutige und regionale Parameter setzen: Schulen brauchen klare Vorgaben für Entscheidungen über den Unterrichtsbetrieb vor Ort. Es müssen Richtwerte gelten für die Höhe der Inzidenz, die Luftqualität (Lüftungsanlagen, CO2-Ampeln), Impfquote, Anzahl der Quarantänefälle in der einzelnen Klasse/an der Schule, Raumsituation an der Schule und aktuelle Lehrerversorgung im Kollegium.

2. Alle zur Verfügung stehenden Gesundheitsmaßnahmen an den Schulen vor Ort konsequent umsetzen: Dies umfasst Impfungen, Lüftungsanlagen, Masken, Tests, Abstand.

3. Auf den Lehrermangel reagieren: Kolleginnen und Kollegen, die täglich den Personalmangel ausgleichen, haben das Recht auf Wertschätzung, Anerkennung und konkrete Entlastung. Dies erfordert die Akzeptanz von durch Corona nochmals erhöhtem Unterrichtsausfall. Ebenso müssen die Entscheidungskompetenzen der Schulleitungen noch einmal deutlich ausgeweitet werden. Sie benötigen das Vertrauen sowie die Rückendeckung der übergeordneten Behörden für die unvermeidlichen passgenauen Notlösungen vor Ort.

4. Faire Prüfungsbedingungen für alle Prüflinge (Studierende und Referendare) schaffen.

5. Schulleitungen von ihrer Unterrichtsverpflichtung entbinden: Dies muss umgehend erfolgen, um die aktuelle Situation bewältigen zu können. Dauerhaft –auch nach Corona – ist eine Erhöhung der Leitungszeit zwingend notwendig, um die Schulen pädagogisch und organisatorisch professionell gestalten zu können.

6. Herunterschrauben der Erwartungen an das Schuljahr und die Leistung der Schülerinnen und Schüler: Dies erfordert veränderte, regional angepasste und flexible Leistungserhebungen sowie endlich die Umsetzung des BLLV-Konzepts eines freiwilligen, individuellen Förderjahres.

7. Voraussetzungen für ein flächendeckendes, digitales Lernen an den Schulen schaffen: Wir brauchen dringend eine professionelle, digitale Ausstattung der Schulen. Dies umfasst stabiles W-LAN, passgenaue Tools und Plattformen, Endgeräte für Schülerinnen und Schüler sowie Dienstgeräte und Fortbildungen für Lehrkräfte.

Die Situation an den Schulen dürfe sich nicht noch weiter verschärfen, heißt es in dem Schreiben weiter. "Wir Lehrerinnen und Lehrer packen an. Wir alle in der Gesellschaft müssen zusammenstehen. Sie, Herr Ministerpräsident, müssen und können jetzt handeln! Sie haben die Umsetzung des Sofortprogrammes in der Hand!", so der BLLV, der appelliert: "Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, bitte handeln Sie jetzt!"

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt