Autos, Autos, Autos
OB Reiter stellt sich den Bürgern
Die Gelegenheit mit dem Oberbürgermeister persönlich über ihre Sorgen, Anliegen und Wünsche zu sprechen, nutzten zahlreiche Aubinger bei der Bürgersprechstunde mit Dieter Reiter. Die Turnhalle der Mittelschule Reichenaustraße war voll besetzt. Viele Bürger hatten Unterschriftensammlungen, Petitionen, Anfragen und Anträge dabei, die sie dem OB überreichten. Auch nach zwei Stunden waren längst nicht alle drangekommen. Für sie blieb der OB noch länger da: „Alle sollen gehört werden“, versprach er.
In Aubing, Lochhausen und Langwied ist das Hauptproblem offensichtlich der Verkehr. Ein Großteil der Wortmeldungen betraf Fragen zu diesem Thema. Groß ist die Sorge, dass Freiham, aber auch die wachsenden Umlandgemeinden den kompletten Verkehrskollaps mit sich bringen werden. Täglich würde sich beispielsweise ein Schleichverkehr durch das Dorf Langwied wälzen, die A 9, die A 99 und die Lochhauser Straße seien regelmäßig überlastet“, klagte ein Bürger. Eine Extrafahrspur nur für Busse sowie eine Straßenbahn nach Freiham könnten helfen. „Vielleicht bauen wir auch eine Seilbahn“, meinte der OB. Für die Tram gab es Murren im Publikum. Die Aubinger wünschen sich die U-Bahn nach Freiham. Angesichts von vier aktuellen U-Bahn-Projekten würde dies zu lange dauern. Die Tram werde vorher benötigt, so Reiter.
P+R-Parkplatz öffnen
Immer wieder klagten Bürger über fehlende Parkplätze. Die Anwohner der Toni-Berger-Straße wollten sogar, dass die Verkehrsüberwachung in diesem Bereich eingestellt werde, eine Premiere für Reiter: „Sonst fordern die Bürger immer, dass mehr kontrolliert wird.“ Für das Westkreuz möchte Reiter gemeinsam mit einem Verkehrsplaner die Idee verfolgen, den nicht stark frequentierten P+R-Parkplatz probeweise zu öffnen, „um den Parkdruck aus den Straßen zu nehmen“.
Kritik hagelte es wegen fehlender Angebote alternativer Verkehrsmittel im Viertel. Car-Sharing und andere Mobilitätsangebote seien fußläufig für viele nicht erreichbar. „Ich verspreche mehr darauf zu achten, dass Ihr im Westen besser bedacht werdet“, so Reiter. 685 Euro müsse sie im Jahr für ihre MVV-Jahreskarte zahlen und die Angebote seien so unübersichtlich, dass sich keiner auskenne, klagte eine Frau. Das soll sich ändern. Die MVV-Reform würde Vielfahrern Vorteile bringen und die komplizierte Zonen-Arithmetik werde „deutlich einfacher“, so Reiter.
Mehr "Druck" auf die Bahn
Die barrierefreie Unterführung am Aubinger Bahnhof mahnte Uta Wagner an. Die Stadt soll mehr „Druck“ auf die Bahn machen, empfahl sie. Anfang 2019 werde der Stadtrat über verschiedene Varianten einer solchen Unterführung entscheiden, teilte Reiter mit und: „Mit dauert das auch zu lang.“
Eine Mutter befürchtete, dass schlechte Luft und Lärm durch „zehntausende Autos“ die Kinder in der Kindertagesstätte in der Schussenrieder Straße belasten würden. „Meine Tochter hustet sich in den Schlaf“, kritisierte sie. Reiter versprach, sich die Situation anzuschauen. Zur Feinstaubbelastung erklärte er, dass in München die Werte kaum mehr überschritten werden. „Tempo 30 hilft auch“, riet er. Dem anwesenden Sprecher der Paulaner Brauerei trug Reiter auf, sanitäre Anlagen für die Lastwagenfahrer, die am Wochenende mit ihren Lkw vor dem Firmengelände stünden, anzubieten. Eine Bürgerin hatte eine mangelnde Versorgung der wartenden Fahrer angemahnt. Keine Hoffnung konnte Reiter den Lochhausern machen, die einen Lebensmittelladen forderten. „Wir alle haben dafür mitgesorgt, dass die kleinen Läden nicht mehr bestehen konnten“, sagte er. „Die Stadt kann keinen Lebenmittelladen befehlen“.
Kein Wohnraum wegen "Egoismus"
Es waren aber auch sehr persönliche Anliegen, die in der Hoffnung auf Vermittlung durch den OB vorgetragen wurden. „Wir warten seit sieben Jahren auf eine Wohnung“, klagte ein junger Mann. Die Familie lebe zu sechst in einer Drei-Zimmer-Wohnung. 12.000 Haushalte würden keinen passenden Wohnraum haben, bedauerte Reiter. Doch Häuser könnten oft wegen des „Egoismus“ der Bürger nicht gebaut werden. Hochhäuser, Wohnungen auf den Flachdächern der Supermärkte und „sowas wie beim Dantebad“ wären Ideen, die oft am Bürgerwiderstand scheitern würden.
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