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Ausbildung und Schulabschluss

In zwei Jahren zum staatlich geprüften Pflegefachhelfer

Ministerin Kerstin Schreyer (4.v.l.) stellt sich mit den Schülern des ersten Lehrgangs und einer Lehrerin zu einem Gruppenbild auf. (Bild: pst)

Sie sind die ersten acht Schüler, die an einem Schulversuch teilnehmen, um in zwei Jahren die Ausbildung zu Pflegefachhelfern in der Altenpflege zu absolvieren und die dabei auch noch den Mittelschulabschluss nachholen. Sie kommen aus Brasilien, Albanien, aus Nigeria, Griechenland, Thailand, Bosnien und dem Kosovo und sie hoffen auf bessere Berufschancen durch eine Ausbildung. Seit dem Schuljahr 2018/2019 wird das Pilotprojekt für Menschen mit Migrationshintergrund und schlechten Deutschkenntnissen in der Aubinger Hans-Weinberger-Akademie der AWO (HWA) angeboten.

Sozialministerin Kerstin Schreyer hatte noch als Bayerische Integrationsbeauftragte das Projekt initiiert. Jetzt wollte sie sich persönlich vor Ort über die Entwicklung informieren und mit den Teilnehmern über ihre Erfahrungen sprechen. Zum Beispiel mit Luciana Sarmento-Wintersteller. Seit zehn Jahren arbeitet sie schon als ungelernte Kraft in der Altenpflege. Schwester Rio wird die Brasilianerin liebevoll von den Altenheimbewohnern genannt. „Ich möchte dazugehören und kein Außenseiter sein“, betont sie. Ihr Arbeitgeber möchte die patente Frau gerne als Fachkraft beschäftigen, „doch ohne Schulabschluss geht das nicht“, berichtete sie. Jetzt kann sie ihn nachholen. Dafür steht die 40-Jährige auch gerne um vier Uhr früh auf, um von ihrem Wohnort aus rechtzeitig um acht Uhr in der Schule in der Industriestraße zu sein. Die Familie steht hinter ihr. „Meine beiden Kinder sind stolz“, berichtet sie. Dem stimmte Oluwatsbi Johnson aus Nigeria zu. Zum Schulanfang hätte ihr die Familie eine Schultüte überreicht, berichtete sie. „Und meine Kinder wollen, dass ich mit ihnen deutsche Kinderfilme anschaue, damit ich Deutsch lerne.“

Lob vom Chef der Arbeitsagentur

Am schwierigsten an der Ausbildung ist die Sprache, waren sich die Schüler einig. „Sprache und Fachwissen zu erlernen, ist kein einfacher Weg“, stimmte Wilfried Hüntelmann, Vorsitzender der Münchner Arbeitsagentur zu. Er freue sich darüber, nach der Ausbildung dann die dringend benötigten Fachkräfte vermitteln zu können. Allerdings werde der Weg zur Arbeitsagentur wahrscheinlich gar nicht notwendig sein: „Die Träger werden sich alle um sie reißen“, prophezeite Schreyer. Denn neben der fachlichen Ausbildung würden die Pflegefachhelfer in spe auch verschiedene Kulturen kennen und könnten dadurch auf die Bedürfnisse der zu Pflegenden eingehen, die häufig auch aus verschiedenen Kulturen stammten. „Mit dem Ausbildungsprojekt wollte ich einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen mit Migrationshintergrund in Arbeit kommen“, erklärte Schreyer. Schließlich hätten über 40 Prozent der arbeitslosen Menschen in München einen Migrationshintergrund.

Mona Frommelt, Vorsitzende der HWA, erinnerte daran, dass viele Hürden genommen werden mussten, bis der Schulversuch starten konnte. „Die ersten 100 Tage sind geschafft und alle unsere Schülerinnen sind noch dabei“, freute sie sich. „Nach den zwei Jahren bei der HWA und Ihrem Abschluss im Jahr 2020 steht Ihnen jegliche Karriere in der Pflege offen“, versprach Frommelt.

Nächster Lehrgang beginnt im Herbst

Jetzt hofft die Schule auf viele weitere Interessenten, die im Herbst mit dem zweiten Lehrgang beginnen wollen. Voraussetzungen sind, dass die Bewerber älter als 25 Jahre sind, seit mindestens fünf Jahren in Deutschland leben und eine unbegrenzte Aufenthaltsberechtigung haben. Sie müssen Deutschkenntnisse haben, bereits gepflegt oder einen Familienhaushalt geführt haben und sie müssen natürlich Freude an der Arbeit mit Menschen haben. Die Ausbildung wird über die Arbeitsagentur oder das Jobcenter finanziert und ist für die Teilnehmer kostenlos. Die Ausbildung ist in einen theoretischen Teil in der Schule und in einen praktischen in Altenpflegeeinrichtungen gegliedert. Informationen gibt es unter www.hwa-online.de im Internet.


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