Alter Kern mit Zukunft
Aubinger wollen ihr Dorfensemble stärken
„Dein Aubing - alter Kern mit Zukunft“, so lautete das Motto, das die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) für ihre Dorfspaziergänge ausgegeben hatte. Trotz des schlechten Wetters waren rund 20 Personen gekommen, um durch den alten Dorfkern zu spazieren und sich Gedanken zu den Themen Grünflächen, Verkehr und Denkmalschutz zu machen. Die Spaziergänge sind zweiter Teil der begleitenden Bürgerbeteiligung für das Städtebauförderprogramm. Ziel ist, dass der historische Ortskern Aubings bewahrt und das Viertel Sanierungsgebiet wird.
Der Dorfkern ist ein Kleinod, das es zu erhalten gilt, darin sind sich auch die externen Experten einig. Hier gibt es Einiges, was man sonst nirgendwo mehr findet. Zum Beispiel die Kirche St. Quirin aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist das älteste Denkmal Aubings. „An diesem Standort steht das Gebäudedenkmal auf einem Bodendenkmal, dem alten Friedhof. Das ist eine einmalige Kombination“, schwärmte Julie Kleinke von der MGS, die derzeit „Stärken und Schwächen“ des Ensembles auflistet.
"Das sieht man selten"
Simone Knupfer vom Planungsbüro Lars Consult hatte einen ganzen Stapel alter Karten dabei. Sie erarbeitet für Aubings Dorfkern ein kommunales Denkmalkonzept im Auftrag des Denkmalpflegeamts. Bei ihren Untersuchungen hat sie festgestellt, dass die heutigen Straßenzüge noch genauso verlaufen wie im Urkataster vor rund 200 Jahren. „Dass das so perfekt erhalten geblieben ist, das sieht man selten“, schwärmte sie. Was die Topografie im Ensemble betrifft, so sei sie dreigeteilt: der Lehmhügel zur Ubostraße, die kleinstrukturierten Anwesen in der Altostraße und das Überschwemmungsgebiet am Langwieder Bach. Zwischen dem oberen und dem unteren Ort liegen übrigens sieben Meter Höhenunterschied. An der Rassostraße konnten die Spaziergänger deutlich die Hangkante erkennen.
Kerker im Keller
Für die Mitglieder des Vereins 1000 Jahre Urkunde Aubing sind diese Erkenntnisse nichts Neues. Auch jetzt konnten die Vereinsmitglieder Klaus Bichlmayer und Werner Dilg Anekdoten aus der Geschichte Aubings beisteuern. „Da war ich noch nie“, wunderten sich einige Aubinger, als Dilg sie in den Garten der Alten Schule führte. Die Schokoladenseite des rund 200 Jahre alten Gebäudes, in dem heute das BRK untergebracht ist, ist nämlich die von der Straße abgewandte. „Das Schulgebäude ist ein Highlight in Aubing“, schwärmte der Heimatschützer. Doch unter Denkmalschutz wurde es nicht gestellt. „Da braucht es ein Umdenken von Seiten der Stadt“, stimmte Bichlmayer zu. Dilg hatte extra einen Grundriss des Gebäudes angefertigt, um zu zeigen, wie wenig sich das heutige Gebäude vom Urzustand entfernt hat. Bauhistorisch sei die Schule einzigartig. Es ist das erste reine Schulhaus Aubings, so Dilg, der an einem neuen Antrag für das Denkmalamt arbeitet.
Beim Neumaierhof in der Ubostraße deutete Dilg auf einen Kellerschacht. Unter einer Falltüre gäbe es noch einen alten Kerkerraum. In dem alten Hof hatte nämlich vor 1803 der Amtsrichter seinen Sitz gehabt.
Trotz aller Idylle – an vielen Stellen sollte nachgebessert werden. Am Brunnenplatz soll eine Bank an die Kastanie gestellt werden. Hier könnte man eine „grüne Brücke“ zu dem gegenüberliegendaen Schulgarten schlagen. „Das geht aber nur, wenn an dieser Stelle der Verkehr langsamer wird“, forderte Bichlmayer. Aber dieser Vorschlag sei bei der Stadt bisher auf taube Ohren gestoßen.
Wer nicht mitgehen konnte, kann sich beim Stadtteilladen Neuaubing, Limesstraße 111 einen Faltplan holen und den Spaziergang auf eigene Faust unternehmen. Neben der Route zu interessanten Gebäuden und Plätzen im Ensemble ist Platz für schriftliche Anregungen.
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