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Alte Schule wird 200

Schule, Gendarmerie, Kloster, Kita und BRK-Station

Auf eine wechselvolle Geschichte kann das Gebäude in der Altostraße 16 zurückblicken. (Bild: pst)

Die Alte Schule in der Altostraße 16 hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Das Gebäude in Aubing war Schulhaus, Gendarmerie, Kloster, Sozialstation, Kindergarten, VHS-Außenstelle und ist derzeit BRK-Station. Mit einem Vortrag würdigte der Verein „1.000 Jahre Urkunde Aubing“ den 200. Geburtstag des Hauses. Bei den Referenten Klaus Bichlmayer, Werner Dilg und Barbara Sajons schwang ein wenig Sorge in den Vorträgen mit. Das Haus soll nämlich renoviert werden. Ein Architektenwettbewerb ist entschieden und wird derzeit angepasst.

Ein wenig erleichtert waren die zahlreichen Teilnehmer der Veranstaltung, als Regine Wagner von der MGS (Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung) versprach, dass die Renovierung „respektvoll“ verlaufen soll. "Wir haben großes Interesse an historischen Gebäuden", versicherten die beteiligten Architekten.
Bichlmayer kann sich gut an den Duft von Bohnerwachs erinnern, der ihm als Schulbub in den 1950-er Jahre jeden Montag in die Nase gestiegen war. Die Schulmöbel hatten damals eine Vertiefung für das Tintenfass und in den Pausen gab es Brezen und Kakao. 150 Jahre zuvor fand Schule neben dem Stall in der Bauernstube statt. Eng sei es gewesen und die Luft schlecht. Trotzdem sollte der baufällige Bauernhof genau so wieder ersetzt werden. Der Königlich Bayerische Baurat Gustav von Vorherr machte jedoch kurzen Prozess mit dem Bauplan, durchkreuzte ihn mit roter Tinte und schrieb „unbrauchbar“ darüber, wusste Werner Dilg.
Ein Reformgeist durchwehte damals die Gesellschaft, der auch die Schulen erfasst hatte. Architekt Vorherr kreierte einen Schultyp im frühklassizistischen Stil. Klare Linien, ein flaches Walmdach, eine schmucklose Fassade zeichnen den Funktionsbau aus dem Jahr 1822 aus. Zwei Klassenzimmer, eine Lehrer- und eine Mesnerwohnung sind im Baukörper enthalten. „Es war eines der ersten Schulhäuser Bayerns“, schwärmte Dilg. Doch wegen ein paar Umbauten hat das Denkmalamt ihm die Schutzwürdigkeit nicht zugestanden. „Da hat sich der Konservator geirrt“, kritisierte Dilg. Eine „Seltenheit“ sei beispielsweise das originale Sprengwerk im Dach.
1893 endete die Ära als Schule. Das Gebäude war zu klein geworden. Die neue Schule befand sich nun in der Ubostraße. Eine Gendarmeriestation zog für ein paar Jahre ein. Von 1914 bis 1966 bestimmten dann die Klosterschwestern vom Konvent der Dillinger Franziskanerinnen das Geschick des "Klösterls“, wie das Haus genannt wurde. Eine Sozialstation entstand, ein Kindergarten und für die Nonnen wurden Zellen eingebaut. Die Schwestern kümmerten sich um Kranke, organisierten Nähkurse und teilten Speisen in der Suppenküche aus. Obst und Gemüse wurden im Klostergarten angebaut. Nachdem die Dillinger Schwestern das Kloster verlassen hatten, zog das BRK ein. Ende Januar 2023 sollen die Renovierungspläne der Öffentlichkeit vorgestellt werden, versprach Wagner.

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