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Alle wollen die U-Bahn

Aubinger stellen 28 Anträge auf der Bürgerversammlung

Hoch die Stimmzettel: Für die U-Bahn nach Freiham gab es eine satte Mehrheit. (Bild: pst)

Die Turnhalle der Grundschule am Ravensburger Ring war rappelvoll. Rund 300 Aubinger waren zur Bürgerversammlung gekommen, um sich über die Projekte im Stadtteil zu informieren. Der Stadt gehe es finanziell „sehr, sehr gut“, hatte Versammlungsleiter Bürgermeister Josef Schmid anfangs betont. Von den geplanten Investitionen wird der 22. Stadtbezirk besonders betroffen sein.

„Aubing wird bis zum Jahr 2030 einen Einwohnerzuwachs von 89 Prozent bekommen“, sagte Bezirksausschussvorsitzender Sebastian Kriesel. Auf die Leinwand warf er eine Karte, in der 15 Bebauungspläne eingezeichnet waren. Am größten ist dabei natürlich Freiham. Hier soll es Ende des Jahres die ersten Spatenstiche für den Wohnungsbau geben. Als „Zuckerl“ machte Kriesel den Bürgern den neuen Landschaftspark schmackhaft, der mit seinen 58 Hektar Fläche „größer als der Westpark“ werden soll. Doch der Verkehr bleibt ein Sorgenkind. Auf volle Zustimmung stieß deswegen Kriesels Forderung nach einer U-Bahn nach Freiham. Dazu gab es einige Anträge.

Auch bei den Anträgen dominierte das Thema „Verkehr“. Mal wurde eine „sonderbare Kurve vor der Ampel“ an der Bodensee-/ Wiesentfelser Straße moniert, dann neue Bushaltestellen gefordert, ein Gehsteig am Langwieder Bach, andere Ampelschaltungen in der Bergsonstraße, um einen Rückstau in Stoßzeiten zu verhindern.

Joachim Winands von der Interessengemeinschaft Langwied-Dorf hatte seine Forderung nach stärkerer Überwachung des Lastwagenverbots mit Zahlen untermauert. An einem Tag habe eine Zählung 53 Lkw in der Langwieder Hauptstraße und 12 im Stocket ergeben, „das Durchfahrverbot wird missachtet“, folgerte er. Vom Vertreter des Baureferats gab es anschließend die Standardantwort: Die Stadt werde „anschauen, prüfen und tun, was möglich ist“.

Antrag angenommen, was nun?

28 Anträge und Anfragen wurden bei der Bürgerversammlung gestellt. Der Großteil hatte mit Themen zum Verkehr zu tun. Die Anträge, zu denen die Bürger ihre Stimmzettel zustimmend gehoben haben, sollen innerhalb von drei Monaten im Münchner Stadtrat behandelt werden. Auch in den Bezirksausschusssitzungen kommen die Themen auf die Tagesordnung. „Bei komplizierten Sachverhalten kann es manchmal auch länger dauern“, gab Bürgermeister Josef Schmid zu. Was der Stadtrat zu dem Thema beschlossen hat, das wird dem Bürger in einer schriftlichen Antwort mitgeteilt.

Gewünscht: U-Bahn statt Tram

Letztlich sei es eine „politische Entscheidung“ meinte Helmut Barthe von der MVG (Münchner Verkehrsgesellschaft). Aus Kostengründen sei eine U-Bahn aber unwirtschaftlich. Dafür erntete er Buhrufe vom Publikum, das einhellig der U-Bahn den Vorzug vor einer Tram gab. In die Diskussion schaltete sich auch U-Bahn-Befürworter Bürgermeister Schmid ein. Er forderte unter Applaus eine Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes, „damit wir Zuschüsse für die U-Bahn bekommen“. Alle Anträge für eine U-Bahn wurden befürwortet. Georg Ringmayr berichtete der Versammlung, dass er auf seine vor zwei Jahren abgegebenen Unterschriften seiner Online-Petition „Pro U-Bahn Freiham“, noch immer keine Antwort bekommen habe. Er forderte ein zweites Verkehrsgutachten, in dem nicht lediglich die wirtschaftlichen Faktoren berücksichtigt werden, sondern der Verkehrsfluss und die täglichen Bewegungen der Menschen.

Dringend: Ausbau des Aubinger Bahnhofs

Keine Bürgerversammlung ohne Anträge zum behindertengerechten Ausbau des Aubinger Bahnhofs. Da eine endgültige Lösung immer noch in weiter Ferne liegt, bat Norbert Stellmach um eine „schnelle Zwischenlösung“. Täglich quälten sich Mütter mit Kinderwägen und Behinderte die steilen Treppen hinunter. Uta Wagner hatte sogar einen Alternativvorschlag mitgebracht: Statt vom Norden könne es zum Bahnhof einen Zugang von Westen her geben. Mit großer Mehrheit wurde der Vorschlag einer Rampe mit Geländer bis zum Germeringer Weg und einer Schranke als Provisorium angenommen. Dazu soll die Stadt mit der Deutschen Bahn Gespräche führen. Und es gab die Forderung, dass die Stadt mehr Druck ausüben müsse. Da der Bahn das Grundstück gehöre, seien der Stadt die Hände gebunden, obwohl sie bereit wäre Planungsaufgaben und Ausschreibungen für die Bahn zu übernehmen. „Wir können nur hoffen, dass die Bahn mit uns arbeitet“, sagte Stefanie Wolf aus dem Planungsreferat. In die Bürgerversammlung seien Bahnvertreter eingeladen worden, „es ist aber niemand gekommen“.

Originell: Pferdeapfelbeutel

Zwar ging es in dieser Versammlung einmal nicht um Hundekot, dafür aber um Pferdemist. Martha Bohr beklagte die Zustände im Distelfinkweg. Es habe zwar diverse Gespräche zwischen den umliegenden zwölf Reiterhöfen, Stadtvertretern, dem Bezirksausschuss und Betroffenen gegeben. Ohne großen Erfolg. Die Reiter würden einfach weiterreiten, nachdem sich ihr Pferd auf dem Gehweg „erleichtert“ habe, klagte Bohr. Oder sie versprächen, die Pferdeäpfel am Rückweg aufzusammeln, „aber dann kommen sie nicht mehr“. Um das Problem zu lösen, war in der Vergangenheit bereits eine Kennzeichnungspflicht der Tiere angeregt worden. „Unpraktikabel“ sei dieser Vorschlag gewesen, „wir stehen doch nicht dauernd an der Straße, um zu beobachten, wer vorbei kommt“, so Bohr. Ihre Idee ist es spezielle „Pferdeäpfeltaschen“ anzuschaffen. Diese könnte man an das Hinterteil der Pferde schnallen. Statt auf der Straße würde die „Bescherung“ dann im Beutel landen. Die Ausführungen sorgten bei der Versammlung für Heiterkeit. Rechtlich gesehen habe die Anwohnerin aber Recht, stellte Kriesel fest. Verschmutzungen des öffentlichen Grunds müssten nach dem Verursacherprinzip entfernt werden.

Bankfiliale, ASZ und Übergang

Keine Bürgerversammlung ohne Anträge von Johann Slezak von der Interessenvereinigung Westkreuz (IVW). Auch dieses Mal reizte er seine Sprechzeit, die in einer Abstimmung für alle auf fünf Minuten begrenzt worden war, aufs Äußerste aus und bekam von Bürgermeister Josef Schmid den „Ende der Redezeit“-Zettel hingehalten. Für Slezaks drei Anträge reckten die Anwesenden ihre Stimmkarten nahezu geschlossen in die Höhe. Der Stadtrat wird sich nun mit der heftig kritisierten Schließung der Stadtsparkassenfiliale am Westkreuz auseinander setzen. Immerhin soll es ein Selbstbedienungsterminal und Bürgersprechstunden an dem Standort geben, wusste Kriesel. Außerdem forderte Slezak ein provisorisches Alten- und Servicezentrum für das Westkreuz. Hier findet derzeit eine Bestandsanalyse statt, damit Außenstellen in Lochhausen und am Westkreuz entstehen können, berichtete Kriesel. Der dritte Antrag betraf die Errichtung einer Rad- und Fußgängerbrücke über die Aubinger Straße.

Besorgt: Infos zum Ladenzentrum

Mit seinen Sorgen um das Ladenzentrum mit Ärztehaus am Westkreuz hat sich Rudolf Krieger, Bewohner des „Ramses“, an die Bürgerversammlung gewandt. Er befürchtet, dass nach dem Umbau die 1000 Bewohner des „Ramses“ „den Höhenunterschied eines Geschosses überwinden müssen, um das Ladenzentrum zu überwinden“. Dieses soll nämlich auf Bürgersteig-Höhe nivelliert werden. Vom Planungsreferat wollte Krieger wissen: „Inwieweit können Sie darauf hinwirken, dass der Investor den Bau des neuen Ladenzentrums so gestaltet, dass damit für die Bewohner positive nachhaltige Verbesserungen zu erwarten sind?“. Krieger forderte eine Begrünung der Dach- und Freiflächen. Er erhofft sich auch eine Antwort auf die Frage, was geschähe, wenn dem Investor das Geld ausgeht, wenn das alte Ladenzentrum schon abgebrochen ist. Roman Wukounig vom Referat Planung Stadtsanierung gab zu bedenken, dass es sich um ein Privatgrundstück handele, „wenn Baurecht für das Grundstück besteht, kann man nichts machen“. Allerdings müssen die Vorgaben des Architektenwettbewerbs eingehalten werden.

Abgelehnt: Bus durch Aubinger Straße

Keine Mehrheit hat Theresia Kellerer für ihren Antrag bekommen. Sie sprach sich für einen Bus durch die Aubinger Straße bis zur Limesstraße aus. MVG-Vertreter Hartmut Barthe hatte dem Antrag allerdings keine großen Chancen eingeräumt. "Da es in dem Bereich kaum neue Bürger gibt, wird die Busverbindung wohl eher selten genutzt werden", prognostizierte er. Eine Verbesserung der Situation würde aber die neue Aubing-Ost-Buslinie bringen.


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