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Abzocker und Knebelvertrag

Modellprojekt "Verbraucher stärken im Quartier"

Patrick Siskov und Maria Stalinski laden zum "Cafe-Treff" in den Freihamer Freiluftgarten. (Bild: pst)

Verbraucher im Stadtbezirk 22, die Probleme mit einem Vertrag haben, die sich über Abofallen, Energiesparen oder Altersvorsorge informieren möchten, brauchen dafür nicht weit zu fahren. Seit einem Jahr gibt es im Sanierungsgebiet das vom Bund geförderte Modellprojekt „Verbraucher stärken im Quartier“. „Es ist das einzige in ganz Bayern“, erklären Patrick Siskov und Maria Stalinski von der Verbraucherzentrale Bayern. Die beiden sind an jedem zweiten und vierten Donnerstag im Monat von 15 bis 17 Uhr im Freiluftgarten Freiham. Eine weitere offene Sprechstunde gibt es montags von 14 bis 17 Uhr im Stadtteilladen Westkreuz, Friedrichshafener Straße 11. „Normalerweise befinden sich Verbraucherzentralen in den Zentren der Städte. Bei dem Projekt ist das Ziel, dass wir zu den Leuten kommen“, erklärt Siskov. Dabei wird ein Schwerpunkt auf Präventions- und Aufklärungsarbeit gelegt, „damit Probleme gar nicht erst auftreten“.

Die beiden sehen sich als „Lotsen“, die erste Infos geben und bei komplexeren Themen weiter verweisen. Dafür haben sie ein Netzwerk geknüpft, das von Schuldnerberatungsstellen bis zu Rechtsberatung reicht. Seit rund einem Jahr läuft das Projekt. Nach den Vorarbeiten haben die Beratungen im Januar begonnen. Seit August hat der Nachbarschaftstreff Freiham (Kinderschutz München) den Freiluftgarten für weitere Open-Air-Beratungen zur Verfügung gestellt. „Viele wissen noch gar nichts über uns“, hat Stalinski festgestellt. „Die Bürger sollen uns jetzt erst einmal unkompliziert kennen lernen“.

Nicht erst "kurz vor knapp" kommen

Die Montagsberatungen werden mittlerweile gut angenommen. „Die Leute kommen mit ihren Verträgen oder Mahnungen zu uns“, so Stalinski. Sie wünscht sich aber, dass Betroffene viel früher und nicht erst „kurz vor knapp“ kommen. Dann könnte oft einfacher geholfen werden.

Neben der Beratung gibt es Bildungsangebote. Bei einem internationalen Frühstück für Frauen wurde über Verbraucherrechte bei Supermarkteinkäufen informiert. „Da ging es um Reklamationen, Kassenbons und Preise, die sich im Regal und an der Kasse unterscheiden“, erinnert sich Stalinski. Im ASZ (Alten- und Service-Zentrum) gab es Gespräche mit den Senioren über Haustürgeschäfte, „komische Briefe oder Mails“ und ungebetene Telefonanrufe und Kinder wurden im Rahmen von „Little West“ zu „Shoppinghelden“ ausgebildet. Dabei haben sie den Unterschied zwischen Orangensaft und -nektar oder Freiland- und Bodenhaltungseiern gelernt. Außerdem wurden die Sinne dafür geschärft Manipulationsversuche wie Schokoriegel an der Kasse oder Berieselung mit Musik zu durchschauen.

Das Modellprogramm „Verbraucher stärken im Quartier” möchte an den Wohnorten unterstützen. In der Projektbeschreibung heißt es: „Dort, wo Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund ihrer Lebensumstände und ihres geringen Einkommens besonders verletzlich sind, etabliert das Programm neue Aufklärungsmöglichkeiten und geht auf die Menschen zu“.


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