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"Zeigen, wie es früher war"

Historische Ausstellung zu Untermenzing eröffnet

Stadtteilhistoriker Walter Demmel (rechts) überreichte Bürgermeister Josef Schmid einen der - dank aktualisiertem Wappen - echten "Untermenzinger Löwen". (Bild: job)

Auf den 6. November des Jahres 817 ist die älteste noch erhaltene Urkunde datiert, in der von "Menzing" die Rede ist. 1.200 Jahre ist das her: Das ganze Jahr feiert Menzing seine lange Geschichte mit etlichen Veranstaltungen.

Zusammen mit Ernst Rudolph und Andreas Reupold hat Stadtteilhistoriker Walter Demmel diese zwölf Jahrhunderte Heimatgeschichte in monatelanger Arbeit auf 60 Tafeln zusammengefasst. 50 davon sind bis zum Jahresende im Hans-Sieber-Haus (Manzostr. 105) und im benachbarten ASZ Allach-Untermenzing zu sehen. In Text und Bild wird der Betrachter durch die wechselvolle Geschichte Untermenzings geführt. Um den Beitrag zum Festjahr realisieren zu können, hatten die drei extra die "Initiative 1200 Jahre Menzing" gegründet.

Am Wochenende wurde die ausgesprochen interessante und kenntnisreich gestaltete Ausstellung feierlich eröffnet. "Solche Dinge können nur gemeinschaftlich erarbeitet werden", dankte Walter Demmel seinen Mitstreitern. Die Ausstellung ist in zwei Hauptteile gegliedert: Im Hans-Sieber-Haus erläutern die Tafeln die Vorgeschichte und das Mittelalters, im ASZ folgt die Untermenzinger Geschichte bis in die Gegenwart. Besonders intensiv werden in der Ausstellung die letzten 100 Jahre, beginnend mit dem Ersten Weltkrieg, dargestellt.

Demmel dankte auch dem Kulturreferat der Stadt, das wichtige Beiträge in die Ausstellung eingebracht habe. Zu sehen ist das umfangreiche Werk (zu dem es eine Festschrift mit allen 60 Tafeln gibt) für jedermann - Eintritt wird nicht verlangt.

Danke für ein "Highlight"

Bürgermeister Josef Schmid würdigte bei der Eröffnung die erhebliche Arbeit, die sich Walter Demmel und seine Unterstützer für die Bürger gemacht haben, um ihnen die Geschichte des Dorfes nahe zu bringen. "Die Menzinger haben ein großes Geschichtsbewusstein", sagte er, "und Menzing ist viel älter als die Landeshauptstadt selbst." Es sei wichtig, die eigenen Wurzeln für die Nachwelt zu bewahren und zu zeigen, wie es früher einmal war. Die Ausstellung sei ein "Highlight für Menzing und den ganzen Stadtbezirk", dankte er den Machern.

"Es ist wichtig, sich mit dem zu befassen, was einmal war, und sich zugleich die Veränderungen bewusst zu machen", ergänzte Heike Kainz. Die Bezirksausschussvorsitzende äußerte sich sehr erfreut über die Ausstellung, denn "sie erzählt uns etwas über die Geschichte unserer Heimat - über Geschichten, die sich hier bei uns zugetragen haben, über Menschen, die hier gelebt haben." Dadurch werde Identität gestiftet, die in der gegenwärtigen schnellebigen Zeit besonders wichtig sei. Kainz hofft, der Geschichtswerkstatt (die im ASZ angeboten wird) mit einem Kulturbürgerhaus eine dauerhafte Perspektive geben zu können: "Wir arbeiten fleißig daran, ein Kulturbürgerhaus zu bekommen!"

"Sie werden staunen!"

"Ich bin wirklich stolz, dass diese liebevoll gestaltete Ausstellung bei uns eröffnet wird", betonte Wolfgang Hilleprandt, der Leiter des Hans-Sieber-Hauses. "Sie ist ein weiterer Höhepunkt der Feierlichkeiten." Als Treffpunkt von Jung und Alt sei das Haus ein idealer Ort für eine solche Ausstellung. "Sie werden staunen, was Sie darin alles entdecken können", kündigte er den Gästen bei der Eröffnung an.

Wechselvolle Geschichte

Untermenzing entstand, als das 817 urkundlich erwähnten Menzing geteilt wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort beim Schwedeneinfall im Mai 1632 zur Hälfte  zerstört: die Schweden brannten 16 Häuser nieder. Die Einwohnerzahl blieb nach dem Wiederaufbau recht konstant: Bis 1809 hatte sich die Zahl der Anwesen nur auf 35 erhöht. 1818 wurde Untermenzing selbständige Gemeinde.

Obwohl Untermenzing wie Allach an der 1867 eröffneten Eisenbahnlinie München–Ingolstadt liegt, konnte die Gemeinde nicht wie ihr Nachbar von der Entwicklung profitieren. Lange fehlte ein Bahnhof - erst 2005 bekam Untermenzing einen S-Bahn-Halt. Gewachsen ist Untermenzing dennoch: 1855 zählte das Dorf knapp über 260 Einwohner. Bei der Eingemeindung nach München im Jahr 1938 waren es schon 4.800 Einwohner.

150 Jahre Bahnlinie

Bereits am 6. Oktober wird im Kesselhaus Allach eine weitere Ausstellung eröffnet. Dort wird die 150-jährige Geschichte der Bahnlinie München-Ingolstadt erläutert. "Das ist höchst interessant", versprach Walter Demmel.


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