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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Zeichen gegen Rassismus
Schüler des Louise-Schroeder-Gymnasiums unterstützen den TSV Allach 09
Das "Grüne Kamel" hängt schon an der Wand: Unter mit Motto "Wir sind bunt" unterstützen Nicolas Dehm (3. von rechts), Julius Lutz (3. von links) und Ronja Siebert (2. von rechts), Schülersprecher des Louise-Schroeder-Gymnasiums, zusammen mit ihren Verbindungslehrern Alessandra Heilmeier und Marcel Gralka (rechts) die Idee von Farhid Habibi, 2. Vorstand des TSV Allach 09. (Foto: sb)
Das „Grüne Kamel“ nimmt Gestalt an: Die Schülermitverwaltung (SMV) des Louise-Schroeder-Gymnasiums hat den Artikel „Es ist an der Zeit Flagge zu zeigen“ im Allach-Menzinger Werbe-Spiegel vom 9. Dezember 2019 zum Anlass genommen, um unter dem Motto „Wir sind bunt“ ein Zeichen zu setzen. „Da viele Leute Alltagsrassismus ausgesetzt sind, wollen auch wir uns für Toleranz und gegen Ausgrenzung engagieren“, betont Verbindunglehrerin Alessandra Heilmeier. „Der Artikel hat uns für eine SMV-Aktion für das neue Jahr inspiriert.“ Die Gymnasiasten können unter dem Motto „Wir sind bunt“ Tiere in allen Farben zeichnen, die dann im Schulhaus aufgehängt werden. „Wir hoffen, es kommen viele Tieren zusammen. Als SMV sind wir natürlich mit gutem Beispiel vorangegangen und haben ein grünes Kamel gebastelt“, so Alessandra Heilmeier weiter.
Farhid Habibi, 2. Vorstand des TSV Allach 09, hatte im Dezember seine eigenen Erfahrungen mit Alltagsrassismus im Fußballverein, dem er seit vielen Jahren angehört, öffentlich gemacht. Der Hintergrund des Ganzen: Als es darum ging, welche Farbe der Sockel des Vereinsheims in der Enterstraße haben solle, habe man sich im Vorstand auf die Vereinsfarbe Grün geeinigt. Als die Farbe aufgetragen wurde, habe ein alteingesessenes Vereinsmitglied Folgendes gefragt: „Hat das der Habibi veranlasst und was kommt als nächstes: ein Kamel?“. So wurde die Idee des „Grünen Kamels“ als Vereinsmaskottchen des TSV Allach 09 geboren.
„Rassismus wird alltäglich“
„Rassismus scheint alltäglich zu werden. Es werden Politiker und Menschen angegriffen, diskriminiert und diffamiert. Das läuft nebenbei, ohne dass jemand aufsteht und sagt: Moment mal“, betont Farhid Habibi im Gespräch mit Schülern der SMV des Louise-Schroeder-Gymnasiums. „Mich hat das Ganze schon immer gestört, aber nun hat es mich auch direkt getroffen. Meiner Meinung nach muss man mit diesem Bild des typisch Deutschen aufhören. Was soll das sein, typisch deutsch? Sind Menschen mit Migrationshintergrund Menschen zweiter Klasse? Das kann ja nicht sein.“
„Buntheit und Liberalität“
Im Verein gebe es viele Mitglieder, die ihn unterstützen, erzählt der 50-Jährige, der im Iran geboren wurde. „Aber, und das muss man auch sagen, es gibt auch welche, die sich vor dem Thema drücken und denen es zu viel ist, darüber zu reden.“ Buntheit und Liberalität müsse in allen gesellschaftlichen Bereichen gelebt werden. „Und dazu braucht es vor allem die junge Generation. Es darf nicht sein, dass wir Jahrzehnte zurückfallen“, so der 2. Vorstand des TSV Allach 09 weiter. „Ich finde es sehr bewundernswert, dass das Louise-Schroeder-Gymnasium das Ganze aufgegriffen hat.“ Denn Stillschweigen sei der falsche Weg.
„Stillschweigen ist ein Akt der Toleranz“
„Wir sind als ‚Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘ ausgezeichnet worden und wollen zeigen, dass wir auch dahinter stehen“, sagt Nicolas Dehm, 1. Schülersprecher des Louise-Schroeder-Gymnasiums. „Wir möchten den Schülern eine Plattform geben, um ein Zeichen zu setzen. Auch denen, die vielleicht nichts sagen wollen. Sie können dafür ein Tierchen machen und so ein Zeichen setzen. Stillschweigen ist ein Akt von Toleranz und wir wollen mit unserer Aktion Flagge zeigen.“ Und Julius Lutz ergänzt: „Da hat das Thema natürlich gut reingepasst. Ich denke, das ist genau der richtige Weg, auf das Ganze zu reagieren“, so der 2. Schülersprecher des Louise-Schroeder-Gymnasiums. „Jeder Schüler ist dazu eingeladen, mitzumachen. Die Aktion wird auch schon gut angenommen.“
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