Münchner Wochenanzeiger - Hier werden Sie gelesen
2 x pro Woche mit ca. 2 Millionen Zeitungen
Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Wunderbares, langes Leben!
Glückwünsche zum 75. Hochzeitstag an die Obermenzinger Ingeborg und Walter Kießling
Das Obermenzinger Paar Walter und Ingeborg Kießling beging kurz nach Pfingsten das seltene „Kronjuwelen-Jubiläum“, den 75. Hochzeitstag. Einen Tag später feierten sie Geburtstag – Walter Kießling seinen 97. und Frau Ingeborg ihren 94. Zu den Gratulanten gehörten nach Ministerpräsident Markus Söder und Oberbürgermeister Dieter Reiter auch der Bezirksausschuss 21 und die Bürgervereinigung Obermenzing.
Kennengelernt hatte sich das Paar 1942 während mehrerer Lazarettaufenthalte nach Kriegsverwundungen von Walter Kießling. Zum Verletzungs- und Heimaturlaub im Juni 1944 heirateten die beiden schließlich und bekamen noch in den vierziger Jahren drei Kinder. „Das war damals alles andere als einfach. Uns fehlte sogar Wasser in der Wohnung in Nymphenburg, von irgendwelchen Haushaltsgeräten oder vielleicht Wegwerfwindeln ganz zu schweigen. Schon allein der Windelberg der Einjährigen und der neugeborenen Zwillinge war enorm! Ich habe große Hochachtung vor meiner Frau, wie sie alles damals hinbekommen hat. Die Zeit während und vor allem nach dem Krieg kann sich heute keiner mehr vorstellen“, so Walter Kießling", so entbehrungsreich war unser Leben." Erst mit dem Umzug 1956 ins Haus an der Verdistraße wurde es etwas komfortabler für die junge Familie.
"Man freute sich des Lebens und feierte das auch ausgiebig"
„Es gab damals insgesamt so wenig von allem, aber alle halfen einander. Man freute sich einfach des Lebens und feierte das auch ausgiebig. Wir waren zufrieden, auch wenn das Leben im Vergleich zu heute wirklich schwer war. Das macht unsere Generation aus: die Zufriedenheit und die Genügsamkeit und die Freude an den kleinen Dingen. Das versteht heute keiner mehr.“ Gemeinsam sei es am Wochenende oft in die Berge gegangen, „mit dem Fahrrad hin, Berg rauf und auf die Nacht mit dem Fahrrad heim. Und wir hatten jede Menge Gaudi dabei!" „Wie schön, dass sich mein Mann an alles so gut erinnern kann. Er hat ein unheimlich gutes Gedächtnis und erzählt viel von früher“, schwärmt Frau Ingeborg. „Das tut so gut.“
Kießling selbst war sein Arbeitsleben lang bei der Sparkasse angestellt und ging 1983 als Sparkassenoberrat in Pension. Er hätte gern Försterei studiert oder sich intensiver mit Kunst beschäftigt. Beides sind nun seine Hobbys, im Haus hängen überall seine Bilder und der riesige Garten ist topp angelegt mit Teich, Blumen und Gemüsegarten.
Liebe, Respekt, Freude am Leben
„Wir machen immer noch alles selber: Garten, einkaufen, kochen, putzen, jetzt leider auch meine Frau pflegen. Überhaupt ist es das, was mich am meisten mitnimmt: dass es meiner Frau nicht so gut geht", meint der 97-Jährige. "Es ist das größte Glück für uns beide überhaupt, dass wir uns unser langes Leben lang so furchtbar gern haben mögen können!“ Tipps für eine gute und dauerhafte Beziehung könne er auch geben: „Den anderen respektieren. Das ist wichtig. Und wenn es etwas kriselt, sich vielleicht etwas aus dem Weg gehen, aber nicht gleich auseinanderrennen! Und später müssen beide wieder aufeinanderzugehen können, ganz ohne Groll.“
„Wir haben großen Respekt vor Ihrem langen und ereignisreichen Leben“, gratulierte Stadtrat und Bürgervereinigungschef Frieder Vogelsgesang. „Ihre Lebenslust und ihre Vitalität sind beeindruckend“, ergänzte Maria Osterhuber-Völkl als BA-Vertreterin. “In fünf Jahren sehen wir uns wieder“, sagte Walter Kießling und lachte. „Dann feiern wir die Eichenhochzeit!“
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH