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Wirtshausgeschichten

Alter Wirt in Obermenzing feierte 600-jähriges Bestehen

Viel Glück und viel Segen - auf die nächsten 600 Jahre! Pfarrer Klaus Günther Stahlschmidt segnete das Wirtshaus Alter Wirt zum Jubiläumsfest. (Bild: us)

In diesem Jahr haben die Menzinger viel zum Feiern: Vor 1.200 Jahren ist ihr Menzing zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Doch auch das Wirtshaus Alter Wirt in der Dorfstraße feiert ein rundes Jubiläum. In einem Urkundenverzeichnis wurde die Wirtschaft im Jahre 1417 erwähnt. Laut der Urkunden ging damals der Besitz der Wirtschaft von einem Besitzer an den nächsten über. „Vielleicht ist unser Alter Wirt also sogar noch älter als 600 Jahre“, vermutete Dorfschreiber und Hobbyhistoriker Adolf Thurner. Auf alle Fälle ist der Obermenzinger Alte Wirt die älteste Wirtschaft Münchens, in der ohne Unterbrechung, ohne Kriegsbeschädigung und ohne Feuerschäden bewirtet werden konnte.

Thurner ist es zu verdanken, dass das Wirtshaus-Jubiläum mit einem würdigen Fest gefeiert wurde. Er plante die Organisation des Festes, hielt die Festrede und verfasste die dem Wirtshaus gewidmete Chronik. „Es ist sehr schade, dass die Eigentümer des Alten Wirts, Inge und Max Kerscher, zum Fest nicht anwesend sein können“, so Thurner in seiner Begrüßung. „Und wir bedauern sehr, dass die Wirtin Renate Schlegl im Krankenhaus ist und schicken ihr herzlichste Genesungswünsche.“

Ökumenischer Dankesgottesdienst und Segnung

Auf Initiative der Wirtsleute Renate und Manfred Schlegl feierten die Pfarrer Klaus Günther Stahlschmidt und Matthias Dörrich einen ökumenischer Dankesgottesdienst in der benachbarten St. Georg-Kirche. Pfarrer Stahlschmidt übernahm auch die Segnung des Alten Wirts, seiner Gäste und „der vielen Hände im Hintergrund“. „Es ist toll, dass sich die Wirtsleute ausdrücklich eine Segnung gewünscht haben“, so Stahlschmidt. „Damit setzen sie die christliche Tradition fort.“

In seiner Festrede ging Thurner auf die vielen Höhen und Tiefen des Hauses ein. Entstanden wohl wegen der Furt über die Würm bestand die Wirtschaft lange Zeit nur als ebenerdiges Gebäude. Später kam der Tanzboden, der heutige Festsaal hinzu, der auch als Gerichtssaal für das Amtsgericht Dachau diente. Erst 1677 bauten die Eigentümer den zweiten und dritten Stock obendrauf.

Bewegte Geschichte

Die Eigentümer: Verzeichnet waren in der langen bisherigen Geschichte des Wirtshauses immerhin 34 Familien, davon über 70 Jahre die Familie Menzinger, den Schluss der Eigentümerkette bilden Inge und Max Kerscher mit immerhin 32 Jahren. Um die Niederschrift der gesamten Geschichte kümmerte sich Adolf Thurner. Interessierte können sich auf der Webseite http://www.dorfschreiber-obermenzing.de/ darüber ausführlich informieren.

Auch die neueste Geschichte ließ Thurner in seiner Festrede nicht außen vor: 1985 erwarben die Kerschers das Haus und renovierten es sorgfältig, legten die historische Decke des Saales wieder frei und richteten einen Kutschertisch, eine Klause, die Kirchen-, die Jagd- und die Gewölbestube ein und gestalteten den Biergarten mit 500 Plätzen neu. Die heutigen Pächter, Renate und Manfred Schlegl, führen das Haus immerhin schon fast 20 Jahre mit gutbürgerlicher Küche. „Es ist mir eine große Ehre, dass ich die Festgesellschaft im Auftrag der Eigentümer und Wirtsleute begrüßen darf“, so Thurner. Der Alte Wirt habe 600 Jahre unbeschadet überstanden. „Dass dies auch in Zukunft so sein möge, wünschen wir alle von Herzen.“


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