„Wir werden diese Plätze einrichten“
Wohnungslosenunterkunft in der Schöllstraße: Großes Interesse an Sondersitzung des BA 23
Das Interesse war groß an der Sondersitzung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23). Kein Wunder, denn das Thema war kein geringeres als einer der Aufreger überhaupt im Stadtviertel: die Erweiterung der Wohnungslosenunterkunft in der Schöllstraße 2. Rund 400 Bürger waren in die Aula des Louise-Schroeder-Gymnasiums gekommen, um zum einen ihren Standpunkt deutlich zu machen und zum anderen Auskünfte von Vertretern der zuständigen städtischen Referate zu bekommen.
„Die rege Teilnahme der Bürger zeigt das große Interesse an diesem Thema“, sagte Heike Kainz, die Vorsitzende des BA 23. „Bei uns im BA ist der Eindruck entstanden, dass hier sehr dringende Fragen entstanden sind, die der Klärung bedürfen.“ Ihr gehe es vor allem darum, konstruktive Lösungen mit allen Beteiligten zu finden. „Es geht uns in gar keinem Fall darum, Fremdenfeindlichkeit zu befördern“, erklärte Kainz weiter. „Das haben die Gespräche in den letzten Wochen ganz klar gezeigt.“
Im Bereich der Schöllstraße befänden sich auf einer relativ kleinen Fläche insgesamt acht Wohnkomplexe für Wohnungslose beziehungsweise Arbeiterwohnheime, klagte ein Mann. „Wie stellen Sie sich als Verantwortliche der Stadt München da eine sinnvolle Integrationspolitik vor?“, fragte er in Richtung der Referatsvertreter. „Wir reden hier von einem ganz kleinen Karree, in dem alles zentralisiert wird“, betonte ein anderer Bürger.
"Mit dem Rücken zur Wand"
„Ich kann Ihre Sorgen verstehen“, sagte Bernd Schreyer vom Sozialreferat. Man habe grundsätzlich das Problem, dass der bezahlbare Wohnraum in München immer weniger werde. „Wir haben momentan keine Alternative und stehen mit dem Rücken zur Wand, weil wir diese Leute unterbringen müssen. Wir können sie nicht vor der Tür stehen lassen, nur um Allach seine Probleme zu nehmen.“ In der Stadt München gebe es einen gigantischen Zuzug, hinzukommen nach Schreyers Angaben eine große Zahl an Flüchtlingen. „Allein ab Januar müssen wir 200 Flüchtlinge pro Monat in München aufnehmen. Das ist so von der Regierung von Oberbayern zugewiesen worden.“ Momentan habe man in München rund 4500 Wohnungslose und 2700 Beherbergungsplätze, „davon befinden sich 180 in Allach, mit dem Neubau werden es dann zirka 270 sein. Das ist auf das gesamte Stadtgebiet gesehen nicht mal ein Zehntel“, betonte Schreyer weiter. „Ich kann gleich jetzt schon sagen, dass wir diese Plätze in der Schöllstraße einrichten werden und dafür bitte ich um Verständnis.“
Während das Sozialreferat der Landeshauptstadt München für die Wohnungslosenunterkunft in der Schöllstraße und für die KomproB-Bauten in der Pasteurstraße zuständig ist, ist die Regierung von Oberbayern unter anderem für das Arbeiterwohnheim in der Pasteurstraße 7 verantwortlich. „Dort haben wir 40 Personen untergebracht“, erklärte Martin Schelter von der Regierung von Oberbayern. „Wir müssen rund um die Uhr aufnahmebereit sein, daher wissen wir nicht, wie lange wir diese Belegung noch aufrechterhalten müssen.“ Die Anmietung der Betten in der Pasteurstraße sei zuerst nur für einige Wochen geplant gewesen. „Mittlerweile sind es mehrere Wochen geworden, weil wir gerade im Oktober einen sehr starken Zugang hatten.“
Mit dem Neubau kommt eine Tiefgarage
Ein großes Problem ist vor allem die Stellplatzsituation in der Schöllstraße und der Spielplatz für die insgesamt rund 60 Kinder. Der sei viel zu klein, beklagen die Anwohner. „Der Spielplatz ist deshalb nicht so groß, weil die Erzieherinnen mit den Kindern auf die öffentlichen Spielplätze gehen sollen, damit wir die Anwohner vom Kinderlärm entlasten und die Kinder besser in die Nachbarschaft integrieren“, betonte Monika Maier vom Sozialreferat. Dies konnten weder die Bürger noch die BA-Vorsitzende verstehen. „Dass sie den dort lebenden Kindern aus diesem Grund keinen Raum geben wollen, leuchtet mir nicht ein.“ Zumindest aber was die Stellplatzsituation betraf konnte Monika Maier Entwarnung geben: „Mit dem Neubau wird es zudem eine Tiefgarage mit 46 Stellplätzen geben.“
„Wir sollten diese Menschen unterstützen“
Einen anderen Ton als die meisten anwesenden Bürger schlug unter anderem eine Frau an, die ebenfalls ihren Standpunkt deutlich machen wollte. „Ich möchte mich bei einem solchen Thema auf meinen eigenen Eindruck verlassen“, erklärte die Bürgerin, die in der Nähe der Schöllstraße wohnt. „Ich bewege mich sehr viel in diesem Gebiet und bei der Diskussion bekommt man den Eindruck, als gebe es dort nur Obdachlose.“ Dies sei aber auf keinen Fall so. „Wir als Allacher haben auch die Aufgabe diese Menschen, denen es nicht so gut geht wie uns, zu unterstützen. Vor allem sollten wir doch den vielen Kindern die Chance geben, ein anderes Leben zu leben.“
Ähnlich sieht dies BA-Mitglied Falk Lamkewitz (Grüne). „Absolut unangemessen“, findet er die momentane Diskussion über die Erweiterung der Wohnungslosenunterkunft. Wichtige Sozialeinrichtungen wie Arbeiterwohnheime, Obdachlosenunterkünfte und das Wohnheim des Internationalen Bundes als Negativeinrichtungen zu bezeichnen oder mit Schrottplätzen zu vergleichen, gehe gar nicht. „Es handelt sich um positive Sozialeinrichtungen für hilfsbedürftige Menschen.“ Auf solche Hilfsangebote könne man stolz sein.
Gesamtkonzept
„Uns interessiert vor allem, ob sich die Stellen, die die Unterbringung verteilen auch absprechen“, betonte Heike Kainz. Deshalb sei es wichtig, einen Gesamtüberblick zu haben. „Auch uns sind flankierende Maßnahmen und ein Gesamtplan für Allach wichtig“, betonte Bernd Schreyer. „Wir erwarten von der Behördenvertretern, dass die Anwohner und der BA ernst genommen werden und dass wir in unmittelbarem Dialog bleiben“, forderte Heike Kainz.
Baubeginn für die Erweiterung der Wohnungslosenunterkunft in der Schöllstraße 2 soll bereits im Frühjahr 2014 und die Fertigstellung ein Jahr später sein.
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