Was wird aus der Erdbeerwiese?
Planungsreferat stellt Bebauungspläne im Bezirksausschuss 21 vor
Mit einem Paukenschlag begann die Arbeit des Unterausschusses Planung im Bezirksausschuss 21 (BA). Zur ersten Sitzung kamen acht Vertreter aus Planungs- und Schulreferat, um ihre Bebauungspläne für die freie Fläche zwischen Bauseweinallee, Weinschenkstraße, Würmgrünzug und Im Wismat vorzustellen.
Stadtvertreter Beck erklärte den Unterausschussmitgliedern die Ziele. „Wir wollen eine neue fünfzügige Realschule für rund 1.000 Schüler bauen, die die Carl-Spitzweg-Realschule ersetzen soll. Des Weiteren planen wir eine Dreifachturn- und eine Schwimmhalle, ein Haus für Kinder. Und wir wollen die Feuerwache Allach hier platzieren.“
Schule, Kinderhaus, Sport und Feuerwache
Alle Gebäude würden mit drei Vollgeschossen gebaut, eine Lärmschutzwand von drei oder vier Metern würden künftig die Anwohner im nördlichen Teil schützen. Im südlichen Teil sind Grünflächen vorgesehen. „Das ist eine deutliche Aufwertung der Fläche“, so Beck. Machbarkeitsstudie, Vorplanungen und Genehmigungen würden sich noch einige Zeit hinziehen, „mit einem Baubeginn rechnen wir nicht vor 2022.“
Die Planer stellten ihre beiden Bebauungsvarianten vor: Entweder würden sämtliche Gebäude in Reihe entlang der Weinschenkstraße gebaut oder auf dem noch umzusiedelnden Vereinsgelände des SV Untermenzing platziert. In jedem Fall wäre die Bebauung im Norden der Fläche vorgesehen, so Beck. "Im Süden planen wir einen Landschaftspark."
Scharfe Kritik aus dem BA
„Ich bin entsetzt über die Pläne“, reagierte Unterausschussvorsitzender Sven Wackermann. „Mit dieser Massivität können wir nicht umgehen.“ Das Gebiet sei eine der letzten freien Flächen in Obermenzing. „Die opfern wir völlig ohne Not! Verlagern Sie die Realschule nach Allach, dort wird in den nächsten Jahren sehr viel gebaut.“
„Wie gehen Sie mit den Flächen um, die in Privatbesitz sind?“, fragte Maria Osterhuber-Völkl. „Ich habe große Zweifel, dass die Grundbesitzer diesen Plänen zustimmen werden.“ Und BA-Vorsitzender Romanus Scholz meinte: „Auch ich bin entsetzt. Haben Sie wirklich alle Möglichkeiten überprüft für alternative Standorte in den Neubaugebieten Allachs oder entlang der Mühlangerstraße? Die Pläne widersprechen dem Bürgerworkshop vor einem Jahr, als auch Sie anwesend waren.“
„Stadtplanung ist unflexibel und kurzsichtig“
„Die Realschule dient genauso den Bürgern Karlsfeld. Denken Sie auch an eine Kooperation mit der Nachbargemeinde?“, so Andreas Bergmann. „Bitte bauen Sie dort, wo die Bevölkerung wirklich wächst. Und beziehen Sie auch Überlegungen mit ein, wohin die Stadt in 50 Jahren gewachsen sein wird. Das geht nämlich eindeutig nach außen“, meinte Klement Bezdeka. „Sie gehen von ganz falschen Prämissen aus. Ihre Stadtplanung ist völlig unflexibel und kurzsichtig. Ich bin schockiert und traurig über Ihre Pläne.“
Und Stadträtin Constanze Söllner-Schaar beschwerte sich darüber, dass trotz zweijähriger Planung kein Wort an den BA erfolgte. „Warum nicht früher? Jetzt diskutieren wir über Varianten, die anscheinend nicht diskutabel sind. So geht das nicht. Wir brauchen gute Lösungen und nicht suboptimale Varianten.“
Unterschriftenaktion geplant
Für Stadtrat und Architekt Frieder Vogelsgesang passten die Dimensionen der Baupläne nicht. „Wenn Sie alle diese Gebäude realisieren wollen, dann ist von der Wiese nichts mehr übrig“, meinte er. „Ich kann mich noch gut an unser 1200-Jahr-Fest erinnern. Da stand das Festzelt auf genau diesem Erdbeerfeld. Und das Festgelände hat eben gerade so hingepasst. Grünfläche und Park neben den geplanten Gebäuden sind nicht möglich. Diese Planungen sind lächerlich.“
Abschließend betonte Sven Wackermann: „Wir tragen das Projekt so nicht mit und werden unseren Beschluss in diesem Sinne fassen.“ In der großen BA-Sitzung lehnte das Gremium das Projekt einstimmig ab und sprach sich für den Erhalt der Grünfläche als Frischluftschneise aus. Des Weiteren forderte der BA die Stadt auf, außerhab Obermenzings nach Alternativstandorten für die Allacher Realschule, die Allacher Feuerwache und das Kinderhaus zu suchen. Zum Beispiel solle sich die Stadt das Maffei-Gelände, das Kirschgelande oder auch die Flächen westlich der Würm vornehmen. Nachdrücklich verwies der BA auf seine aktuelle Beschlusslage "Kein Durchstich bei der Prof.-Eichmann-Straße/Wöhlerstraße".
Auch außerhalb des BA häuften sich bereits kritische Stimmen. Andreas Ellmaier, Vorsitzender des Grünflächenvereins Obermenzing kündigte eine Unterschriftenaktion gegen das Bauvorhaben an und gab folgende Erklärung ab: „Die Allach-Untermenzinger Realschule muss in die Allacher Franz-Nißl-Straße und die Feuerwache auf einem anderen Allach-Untermenzinger Grundstück gebaut und die Obermenzinger Erdbeerenwiese als Frischluftschneise erhalten und diese letzte große Frei- und Grünfläche stattdessen zu einem Erholungspark im Norden zur Weinschenkstraße und im Süden zur Wohnbebauung im Wismat weiterentwickelt werden!“
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