Wahrlich süße Insekten
Die Blattlaus ist das Wildtier des Monats April
Für Landwirte, Gärtner und Pflanzenbesitzer gelten Blattläuse als Schädlinge, aber die kleinen Insekten sind für die Natur äußerst nützlich und in ihrer Anpassung wahre Überlebenskünstler. "Sie existieren seit 300 Millionen Jahren", sagt Lydia Schübel, Biologin und Wildtierexpertin des Tierschutzvereins München. "Ihr Jahreszyklus beginnt in einem befruchteten Ei, das über den Winter geruht hat. Danach ist zur Fortpflanzung keine Paarung und Befruchtung mehr nötig, da sich Blattläuse durch Jungfernzeugung vermehren. Das bedeutet, sie erschaffen Klone von sich selbst, bis zu fünf täglich. Entsprechend rasant kann sich ihre Anzahl erhöhen." Geflügelt seien Blattläuse im Herbst, um die Wirtspflanze wechseln zu können. "Findet jedoch ein Großangriff durch Fressfeinde statt, können auch im Sommer geflügelte Klone erschaffen werden. Die neue Generation kann dann zu einer anderen Pflanze wechseln, während der Rest verspeist wird."
Begehrter Honigtau
Blattläuse dienen sehr vielen Tieren als Nahrungsgrundlage, zudem seien ihre Ausscheidungen äußerst begehrt, wie Schübel erklärt: "Blattläuse scheiden zuckerhaltigen Honigtau aus. Da Ameisen diesen besonders lieben, halten sie sich Blattläuse wie Nutztiere: Sie beschützen sie vor Fressfeinden, reinigen sie und transportieren sie sogar auf neue 'Weidegründe'. Auch Bienen sammeln den Honigtau, woraus Imker einen sehr beliebten und teuren Honig herstellen."
Wer Blattläuse im eigenen Garten bekämpfen möchte, sollte unbedingt auf chemische Gifte verzichten. "Die naturfreundlichste Methode ist das Fördern der Fressfeinde wie Schlupfwespen und Marienkäfer. Marienkäferlarven lassen sich auch leicht einsammeln und an befallenen Pflanzen ansetzen", rät die Biologin. " Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit, Blattläuse mit einem starken Wasserstrahl wiederholt abzuwaschen oder Hausmittel wie Brennnesselsud, Schmierseife oder Spiritus zu verwenden."
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