Verkehrsinfarkt befürchtet
Bezirksausschuss kritisiert die Ausweisung eines weiteren Gewerbegebietes
Die Pläne für eine Änderung des Flächennutzungsplans südlich der Paulaner-Brauerei (der Werbe-Spiegel berichtete) stoßen beim Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) weiterhin auf wenig Begeisterung. Franz Schlich-Trakies vom Planungsreferat hat den Lokalpolitikern vor kurzem das Ganze erläutert. "Die Stadt ist schon seit Jahrzehnten dabei, dieses Gebiet zu entwickeln." Die Ansiedlung der Brauerei sei dabei nur der erste Baustein gewesen. "Der zweite Schritt ist nun die Entwicklung des Areals als Gewerbegebiet bis hin zur Müllangerstraße." Besagte Fläche, die Paulaner erworben habe, werde von der Brauerei als Logistikstandort genutzt. "Weil das Areal so groß ist, hält Paulaner die andere Hälfte als Vorbehaltsfläche für ein mögliches Hochregallager zurück", betont Franz Schlich-Trakies.
Dazu komme noch die Ausweisung einer sogenannten "Ver- und Entsorungsfläche" (VE-Fläche) für Abfallwirtschaft. Diese VE-Fläche war bisher im Südteil von Freiham angesiedelt. Weil sich das dort ansässige Möbelhaus aber erweitern möchte, müsse die Fläche dort weg. "Die Stadt hat immer darauf gedrungen, dass es ein Ersatzareal geben muss – und das soll an der Mühlangerstraße sein. Die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWM) nehmen die Fläche gerne, weil sie direkt neben dran den Wertstoffhof betreiben", so Franz Schlich-Trakies. "Was genau dort hinkommen soll, steht noch nicht fest. Es gibt auch noch keinen Realisierungszeitpunkt."
"Verkehr überflutet Allach-Untermenzing"
Die Mitglieder des BA 23 befürchten durch die Flächennutzungsplanänderung eine weitere Zunahme des Verkehrs im Stadtviertel. Die Autobahn könne den Verkehr jetzt schon nicht mehr aufnehmen, betont etwa Fritz Schneller (SPD). "Wie soll das funktionieren, wenn die ganzen Gewerbeflächen verplant sind? Weil es auf der Autobahn nicht funktioniert, weichen die Autofahrer und Anlieferer aus und fahren durch unser Viertel. Dafür reicht das Straßennetz nicht aus. Der Verkehr muss ordentlich abfließen und darf nicht Allach-Untermenzing überfluten. Wir erleiden sonst einen Verkehrsinfarkt."
Bernd Schmiedlau vom Planungsreferat versuchte, die Sorgen zu entkräften. In einem Verkehrsgutachten sei man zu dem Entschluss gekommen, dass das Verkehrsaufkommen auch mit einer Erweiterung des Brauerei- sowie des AWM-Standorts machbar sei. In Allach-Untermenzing gebe er nur in den morgendlichen Spitzenstunden Verkehrsprobleme. "Die Straßen sind dafür da, Verkehr aufzunehmen. Der durch die Gewerbeflächen entstehende Verkehr ist laut Gutachten abwickelbar und hat nichts mit den Verkehrsproblemen zu tun, die es schon gibt", meint Bernd Schmiedlau. "Über den ganzen Tag verteilt ist im Stadtviertel nichts los – da ist tote Hose."
Verkehrsprognose, die keine ist
Das wollten die Lokalpolitiker so nicht stehen lassen. "Starken Verkehr haben wir nicht nur in den Spitzenstunden", sagt Heike Kainz, die Vorsitzende des Gremiums. "Wenn ein neues Gewerbegebiet angesiedelt wird, kann man doch nicht einfach so vom Tisch wischen, dass der Autobahnring den Verkehr schon jetzt nicht mehr aufnehmen kann. Wenn unter dieser Voraussetzung die Prognose erstellt wird, dann ist doch die ganze Prognose nichts wert. Das ist der Punkt, der uns stört." Dass die Verkehrsprobleme im Stadtviertel eklatant seien, könne nicht vom Tisch gewischt werden. "Wir wollen uns keiner Entwicklung verschließen", so die CSU-Stadträtin. "Wir können aber sehr wohl erwarten, dass die Verkehrsplanung der Stadt sich damit auseinandersetzt, wie dieses Problem zu lösen ist."
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