„Verkehr besser verteilen“
Neue Straßen? Ein Verkehrskonzept? Zahlreiche Anträge bei der Bürgerversammlung Allach-Untermenzing
Der Verkehr im Stadtviertel ist das zentrale Thema – nicht nur regelmäßig in den Sitzungen des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23), auch auf der Bürgerversammlung des 23. Stadtbezirks. Viele Bürger im Viertel wünschen sich eine bessere verkehrliche Erschließung, zumal die Nachverdichtung immer weiter zunimmt.
Abgelehnt: Öffentliche Straße und Bahnunterführung
Der Bau einer öffentlichen Straße durch das Diamaltgelände wurde von den Bürgern abgelehnt. Eine Frau hatte eine solche Straße in einem Antrag gefordert, um die Kreuzung Georg-Reismüller- / Ludwigsfelder Straße zu entlasten, wie sie selbst betonte. „Außerdem würden mehr Bürger von einem freizugänglichen Juwel wie dem Diamaltgelände profitieren“, so die Bürgerin. Auch ein weiterer Antrag der Frau fand keine Mehrheit: nämlich ihre Forderung nach dem Bau der Bahnunterführung in der Krauss-Maffei-Straße. „Der Bahnübergang wurde uns 2005 nach dem Ausbau der ICE-Strecke einfach ersatzlos gestrichen. Es wäre sehr wichtig, dass der Verkehr in Allach-Untermenzing von Ost nach West fließen kann, damit der Verkehr besser verteilt wird.“
Empfohlen: Nachverdichtung beschränken
Im Jahr 1995 habe der Stadtrat im Rahmen der Agenda 21 Ziele zur nachhaltigen Entwicklung Münchens beschlossen. „Wenn man die enorme Bautätigkeit der letzten Jahre betrachtet, so hat man den Eindruck, der Stadtrat verfolge eine ganz andere Politik“ erklärte ein Bürger in einem Antrag. Allein in Allach-Untermenzing seien derzeit 56 Bauvorhaben zu zählen – dabei nicht berücksichtigt seien die großen Bauvorhaben am Oertelplatz und Diamaltgelände. Der Verkehr im Ort sei auch außerhalb der Stoßzeiten unerträglich geworden. „So wie Deutschland bei der Zuwanderung und Integration der Migranten nur begrenzt aufnahmefähig ist, ist auch die Stadt München nur begrenzt in der Lage, den Zuzug von Bürgern innerhalb der Stadtgrenzen aufzunehmen“, meint der Mann. Das zunehmende Wachstum und die Verdichtung sind aus seiner Sicht weder für München noch für die umliegenden Gemeinden sozialpolitisch wie volkswirtschaftlich sinnvoll. „Die Konzentration der Wohnbebauung auf die Ballungsgebiete zerstört das natürliche Gleichgewicht zwischen Stadt und Land“, betont er weiter. Daher beantragte er, dass die Wohnungsbauentwicklung mit mittelfristigen Obergrenzen bis 2022 für die Bürger offengelegt werden sollen. Zudem solle die Nachverdichtung der Wohnbebauung generell stark beschränkt und Neubauten nur bei vorhandener Verkehrsinfrastruktur genehmigt werden. „Ich kenne kein kommunalpolitisches oder –rechtliches Instrument das jemand daran hindern könnte in München oder im Umland von München seinen Wohnsitz zu suchen“, bemerkte Stadtrat Alexander Reißl, der die Bürgerversammlung leitete, hierzu. „Wir haben in Deutschland und in Europa Freizügigkeit.“
Erneut gefordert: Fußgängerbrücke über Würm und Parkplatz
Bereits vor zwei Jahren hatte ein Bürger einen Antrag gestellt, in dem er einen Parkplatz und eine Fußgängerbrücke westlich der Würm mit Zugang zum Allacher Friedhof forderte. Dies hat er heuer noch einmal wiederholt. Die Parkplatzsituation habe sich am Allacher Friedhof weiter verschlechtert. „Durch die Bauvorhaben in der Pasteurstraße und das Aufstellen der Halteverbotsschilder an der Friedhofsgasse wegen Feuerwehrzufahrt wurden die letzten Parkmöglichkeiten genommen“, beklagt der Bürger. „Die Friedhofsverwaltung nimmt im Jahr zirka 50.000 Euro an Grabmiete am Allacher Friedhof ein, da kann man doch verlangen, dass sie einen Parkplatz und einen Zugang vom Westen schafft.“ Es sei nicht hinnehmbar, dass ältere und schwerbehinderte Menschen die westlich der Würm wohnen, einen so weiten Weg zurücklegen müssen, um Kirche und Friedhof zu erreichen. „Mit der Herstellung eines Parkplatzes und einer Fußgängerbrücke über die Würm würde die Eversbuschstraße entlastet, und das dürfte doch im Sinne aller sein“, meint er. „Ich könnte mir einen Parkplatz mit zirka 15 bis 20 Stellplätzen westlich der Würm vorstellen.“ Allerdings schlug er auch vor, die Parkdauer zu begrenzen, weil sonst die Plätze anderweitig genutzt würden. Der Platz für die Errichtung von Parkplätzen sei vorhanden. Auch ein Zugang zum Friedhof sei ohne Probleme möglich.
Empfohlen: Konzept zur Nahmobilität
Mit großer Mehrheit wurde der Antrag eines Bürgers angenommen, der ein Nahmobilitätskonzept für das Stadtviertel gefordert hat. Allach-Untermenzing wachse im Vergleich zu anderen Stadtvierteln überdurchschnittlich, und damit auch die daraus resultierenden Verkehrsbelastungen, betonte er. Der innerörtliche Durchgangsverkehr verursache erhebliche Lärm- und Feinstaubemissionen. „Von einem engmaschigen und attraktiven Fahrradwegenetz im Stadtbezirk kann nicht gesprochen werden. Entsprechende Planungen dazu fehlen bislang“, erklärte der Mann. Auch gebe es im Viertel kein Angebot von Leihrädern oder Carsharing. „Es ist absurd, dass in einer Region, die so stark wächst, zu den Fragen der örtlichen Nahmobilität eine verbindliche und mutige Planung fehlt, während in der Innenstadt sich bis zu fünf Carsharing und zwei Leihradanbieter Konkurrenz machen und die Radweginfrastruktur ein Dauerbrenner ist.“ Der Mann forderte daher unter anderem ein engmaschiges und attraktives Fahrradwegnetz, Leihräder an allen drei S-Bahnhöfen, die Optimierung des öffentlichen Nahverkehrs in Allach-Untermenzing sowie verbindliche Carsharing-Modelle in den Neubaugebieten.
Empfohlen: WC für Freizeitgelände
Auf dem Freizeitgelände des ehemaligen Allacher Sommerbades in der Eversbuschstraße soll eine WC-Anlage errichtet werden. Dieser Antrag eines Anrainers wurde mit deutlicher Mehrheit angenommen. „Das Gelände wird sehr gut angenommen. Es wird Sport gemacht, gegrillt, Wasser, Limo und Bier getrunken. Und irgendwann hat man ein dringendes Bedürfnis. Es wird an die Zäune der Gärten oder in die Würm gepieselt. Das sind unhaltbare Zustände, weil dort kein WC ist.“ Von Seiten des BA 23 habe man immer vehement Toiletten für den Bereich gefordert, sagte Heike Kainz, die Vorsitzende des Lokalparlaments. „Dieses Thema sollten wir noch einmal aufgreifen.“
Empfohlen: Kein Hochregallager
Das geplante Hochregallager der Paulaner Brauerei beziehungsweise der Getränkevertrieb südlich der Autobahn A8 zwischen der Lochhauser- und der Hanfgartenstraße soll nicht genehmigt werden. Einen entsprechenden Antrag hat die Bürgerversammlung des 23. Stadtbezirks mit deutlicher Mehrheit so beschlossen. „Das direkt südlich der Autobahn München-Stuttgart geplante Hochlager, das 30 Meter hoch und 105 Meter lang werden soll, ist ein gigantischer und städtebaulich nicht zu verantwortender Baukörper in nur 300 Meter Entfernung zur süd-westlichen Grenze der Wohnbebauung Untermenzings“, betont der Antragsteller. Bisher sei der Korridor zwischen der Auenbrugger- und der Mühlangerstraße mit der Begründung von Bebauung freigehalten worden, weil dies eine lebenswichtige Frischluftschneise für Untermenzing und die östlich angrenzenden Stadtbezirke sei. Ein solches „Gebäudemonster“ quer zu diesem Korridor mache dies zunichte. Mit dem Betrieb des Hochlagers werde zudem deutlich mehr Lieferverkehr verbunden sein als mit einem klassischen Lager. Die Straßen im Viertel seien heute schon überlastest, „auch wenn die Landeshauptstadt nicht müde wird zu behaupten, das Straßennetz in unserem Stadtbezirk sei noch aufnahmefähig“, so der Bürger weiter. „Der zusätzliche Lieferverkehr wird die Situation noch unerträglicher machen und unser aller Sicherheit und Gesundheit noch weiter gefährden.“ Er befürchtet, dass nach dem Bau des Hochlagers in einem nächsten Schritt der nicht bebaute Bereich zwischen der Auenbrugger- und der Mühlangerstraße einer intensiven Bebauung zuführt wird, „mit der Begründung, dass die Funktion der Frischluftschneise verloren und eine hohe Verkehrsbelastung ja bereits vorhanden ist.“
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