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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Superhelden gegen Rassismus
Bunt statt trist: Kunstprojekt an der Mittelschule
„Gemeinsam unterschiedlich gegen Rassismus“: Künstler Martin Blumöhr (links) zusammen mit Mechtild D’Sa (3. von links), Schulleiterin der Mittelschule an der Franz-Nißl-Straße, und Lehrerin Simone Menrath (2.von rechts) sowie den am Kunstprojekt beteiligten Schülern Karolina (2. von links), Nici (4. von links), Lara (3. von rechts), Nikolina (rechts) und Bensar (4. von rechts). (Foto: sb)
„Gemeinsam unterschiedlich gegen Rassismus“: Dieser Schriftzug prangt seit vergangener Woche auf den Müllhäuschen im Pausenhofbereich der Mittelschule in der Franz-Nißl-Straße, an denen Schüler zusammen mit dem Künstler Martin Blumöhr ein gemeinsames Kunstprojekt umgesetzt haben. „Die Schüler haben sich jeweils zwei Superhelden beziehungsweise Comicfiguren ausgesucht und diese in einem Gemälde miteinander verbunden“, erzählt der Künstler. „Das Ganze ist ein Zeichen gegen Rassismus und für Formenvielfalt.“
Eine Woche lang haben die Achtklässler zusammen mit Martin Blumöhr an dem Projekt gearbeitet und herausgekommen sind ganz unterschiedliche Fantasiefiguren der Schüler. „Ich habe mir zwei Figuren aus meinen Lieblingsserien ausgesucht: Ninjago sowie Phineas und Ferb, die ich dann gemeinsam mit Martin Blumöhr auf die Wand gebracht habe“, erzählt der 15-jährige Bensar. „Er hat mir geholfen, das Ganze richtig umzusetzen. Gemalt habe ich meine Figur aber komplett allein, was mir sehr viel Spaß gemacht hat.“ Für eine Kombination aus Simba („König der Löwen“) und Pokemon hat sich Antonio entschieden. „Den Film mag ich sehr und Pokemon habe ich früher immer geschaut, als ich noch kleiner war. Ich freue mich, dass die grauen Betonwände nun viel schöner sind“, betont er.
„Phantastische Gedankenwelt“
Nachdem die Schüler ihre gezeichneten Figuren unter der Leitung von Martin Blumöhr auf der Wand umgesetzt hatten, hat der Künstler im Anschluss die Elemente wieder miteinander verbunden. „Einige Schüler haben im vergangenen Jahr schon in der Unterführung an der Karl-Gayer-Straße mitgearbeitet. Sie haben sich gewünscht, dass wir die Elemente, die ich dort verwendet habe, auch hier integrieren“, so Martin Blumöhr. „Es war auch für mich das erste Mal, dass ich Müllhäuschen bemalt habe“, betont er lachend. „Aber Unorte haben es mir ja grundsätzlich angetan. Und aus diesem sprichwörtlichen Unort ist eine phantastische Gedankenwelt geworden. Die Schüler haben mit viel Hingabe gearbeitet.“ Die Zusammenarbeit zwischen Künstler und Schule ist eine Fortsetzung des Kunstprojekts in der Karl-Gayer-Unterführung, in der Martin Blumöhr mit Schülern aus allen anderen weiterführenden Schulen in Allach-Untermenzing gemeinsam sein Kunstprojekt „Stadtlichtung“ umgesetzt hat.
Die Wände der Müllhäuschen in der Mittelschule an der Franz-Nißl-Straße zieren zudem auch Manga-Motive. „Ich bin ein bisschen Manga-Fan und deshalb habe ich Naruto mit einem anderen Manga-Mädchen vermischt“, erklärt Carolina, die auch schon am Kunstprojekt an der Karl-Gayer-Unterführung mitgemacht hat. „Ich finde es toll, dass ich wieder ein Bild auf eine Wand gebracht habe.“ Ebenfalls für ein Manga-Motiv hat sich die 15-jährige Niki entschieden: „Ich bin großer Manga-Fan“, sagt die Schülerin. „Ich zeichne grundsätzlich sehr viel und habe auch bei der Gestaltung der Unterführung mitgemacht. Mir macht vor allem die Zusammenarbeit mit anderen Leuten großen Spaß, man hat immer jemanden zum Reden und kann sich austauschen.“
„Besondere Erfahrung“
Einen Mix aus Spiderman und Mickey Mouse hat Nikolina gemalt. „Für sie war es etwas ganz Besonders“, erzählt Mechtild D’Sa. „Denn Nikolina kommt aus Kroatien, ist erst seit zwei Wochen hier und spricht noch kein Deutsch. Trotzdem hat sie sich so toll in dieses Projekt integriert“, so die Schulleiterin, die die Mittelschule an der Franz-Nißl-Straße nach sechs Jahren verlässt und zum kommenden Schuljahr an die Grund- und Mittelschule an der Hochstraße wechselt. „Grundsätzlich war das Projekt für alle beteiligten Schüler eine besondere Erfahrung. Es ging darum, etwas zu verschönern. Das ist immer ein guter Ansatz.“
Und auch Lehrerin Simone Menrath zeigt sich begeistert: „Das Projekt lief sehr gut und die Schüler waren von Anfang an motiviert. Die ganze Woche über hatten wir eine super Atmosphäre. Sie haben wirklich hochkonzentriert gearbeitet. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie ich finde. Dementsprechend stolz sind unsere Schüler auch und das können sie auch sein. Das Ganze ist auch wichtig für ihr Selbstbewusstsein.“
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