„Sorgsamer umgehen“
Debatte im Bezirksausschuss wegen zerstörter Biotope
Zwei zerstörte Biotope haben einen Streit im Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) entfacht. Falk Lamkewitz berichtet, dass ein Biotop an der Ganzenmüllerstraße beim ICE-Ausbau vor rund zehn Jahren „gesetzeswidrig zerstört wurde, da das Eisenbahnbundesamt in den Anträgen vergessen hatte, den Biotopstatus anzugeben und die Genehmigungsbehörde das übersehen hatte.“ Das Gleiche gelte für den BA 23, denn nach Angaben des Grünen-Fraktionssprecher habe auch das damalige Lokalparlament in seiner Stellungnahme nicht auf das Biotop hingewiesen, „so dass es vernichtet wurde“. Im Fall der Zerstörung eines Teichbiotops in der Eversbuschstraße beanstandet Falk Lamkewitz, „dass der BA bei den Bauanträgen übersehen habe, dass der Teich durch das Bauvorhaben zerstört würde.“ Hierbei seien etliche schützenswerte Fische und Muscheln verendet.
Die CSU wollte dies so nicht stehen lassen und verwies darauf, dass der Teich in der Eversbuschstraße ein landschaftlich genutzter Fischweiher gewesen sei, der ordentlich abgefischt wurde. Dies sei falsch, erklärt Falk Lamkewitz. Nur weil der Eigentümer den Fischteich damals selbst angelegt habe, könne er ihn nach Jahrzehnten nicht einfach wieder zerstören. „Auch nicht amtlich erfasste Biotope dürfen nicht einfach beseitigt werden, wenn dabei sogar besonders geschützte Lebewesen getötet werden“, betont der Grünen-Fraktionssprecher. Er selbst habe den Sachverhalt deshalb berichtet, „um den BA zu sensibilisieren, zukünftig bei Bauanträgen immer die Satellitenbilder anzusehen und diese vor Stellungnahmen nach Möglichkeit zu projizieren, damit mit unseren Biotopen sorgsamer umgegangen wird.“
Notabfischung
Fischereiaufseher Markus Edelberg hatte im vergangen Jahr wegen des Teichs in der Eversbuschstraße Strafanzeige gestellt, weil er an Karfreitag bei einem Kontrollgang an besagtem Teich festgestellt habe, dass mehrere Karpfen an der Wasseroberfläche standen und Notatmung betrieben. Zudem habe er gesehen, dass die ursprüngliche Teichgröße massiv zurückgegangen war. „Ich betrat das Grundstück und konnte mit bloßem Auge viele weitere Fische feststellen, die bereits so geschädigt waren, dass die Fluchtreflexe nur noch stark reduziert vorhanden waren“, so Markus Edelberg. In Absprache mit dem Grundstückseigentümer und der Polizei habe man schließlich eine Notabfischung für den Ostersonntag vereinbart. Zusammen mit fünf weiteren fachkundigen Helfern konnte er mittels mehrerer Kescher in rund vier Stunden weit mehr als 1500, zum Teil besonders geschützte Arten, abfischen. Zwölf Tiere mussten im Rahmen der Notabfischung vor Ort getötet werden, da hier die Schädigung zu ausgeprägt war.
Grundsätzlich sei es wichtig, die Dinge nicht einseitig zu beurteilen, wie Heike Kainz (CSU) gegenüber dem Münchner Wochenanzeiger erklärte. „Die Strafanzeige ist mittlerweile eingestellt worden. Bei dem Biotop in der Ganzenmüllerstraße ist tatsächlich einiges schiefgegangen und es ist nicht klar, wer das verschuldet hat“, so die Vorsitzende des BA 23. „Ich bin deshalb auch auf der Suche nach einer Fläche, auf der man vielleicht ein Ersatzbiotop generieren kann.“ Wichtig sei es, in beiden Fällen aus Sicht aller Beteiligten den Sachverhalt korrekt zu ermitteln. „Deshalb werde ich der Sache auf den Grund gehen. Ich möchte auch nicht, dass Biotope zerstört werden.“
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