„Pietät- und geschmacklos“
Tödlicher Unfall: Bezirksausschuss kritisiert Reaktion der Interessengemeinschaft
Die Mitglieder des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23) kritisieren die Reaktion der „Interessengemeinschaft (IG) Allacher Straße e.V.“ auf den tödlichen Unfall, der sich an Karfreitag auf Höhe der Hitlstraße ereignet hatte. „Es ist eine absolute Pietät- und Geschmacklosigkeit, den Tod eines Menschen so zu instrumentalisieren, um die eigenen Interessen durchzusetzen“, sagte etwa Falk Lamkewitz auf der jüngsten Sitzung des Lokalparlaments. „Wir könnten seit zehn Jahren an dieser Stelle eine Ampel haben. Dann wäre der Unfall wahrscheinlich nicht passiert.“
Die Allacher Straße habe nach dem tödlichen Verkehrsunfall erneut trauriges Aufsehen erregt, heißt es in dem Schreiben der Interessengemeinschaft, das dem BA 23 vorlag. „Es wurde bereits wieder diskutiert, dass der Unfall verhindert hätte werden können, wenn die IG Allacher Straße nicht den Bau der Erstherstellung verzögern würde.“ Man habe von Seiten der IG einen eigenen Entwurf zur Erstherstellung der Allacher Straße anfertigen lassen, der bei Gericht liege. „Zur Entzerrung der lärmenden Rennstrecke und zur zusätzlichen Sicherung wichtiger Zufahrtkreuzungen ließen wir von einem Verkehrsplaner Querschnittshilfen erstellen, die an einzelnen bedeutenden Stellen der Allacher Straße durch Verschwenkungen der Fahrbahn und Mittelinseln eine vorsichtigere Fahrweise nötig machen“, heißt es in dem Schreiben weiter.
"Straße muss leiser und sicherer werden"
„Der Entwurf wurde vom Gericht für eine sichere Streckenführung sehr positiv bewertet, jedoch von der Stadt München vollumfänglich abgelehnt. Auch unser Urteil vom April 2016 sah zur Lärmreduzierung lärmmindernde Fahrbahnverschwenkungen als moderate Lösung vor.“ Im Juli 2017 habe das Baureferat dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) mitgeteilt, dass die Straßenplanung nicht verändert werde und das Verwaltungsgericht München dieser Auffassung gefolgt sei. Der Unfall an Karfreitag „zeigt uns wieder, dass Verschwenkungen und Verkehrsinseln der Straße für Sicherheit, Lärm und Geschwindigkeit sehr gute Mittel wären, um der Funktion der Straße gerecht zu werden“, meint die IG. Nun habe man „aus Erkenntnis dieser Notwendigkeit“ Berufungsantrag beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof eingereicht. „Unsere Straße muss leiser und sicherer werden.“
"Keine gute Sache"
Es sei traurig, dass so etwas passieren musste, erklärte Heike Kainz, die Vorsitzende des BA 23. „Wir versuchen seit Jahren etwas zu erreichen. Im zweiten Verfahren hat die Stadt Recht bekommen und die Interessengemeinschaft ist in Berufung gegangen“, so die CSU-Stadträtin. „Wenn die Straße tiefergelegt ist, gäbe es zudem ausgebaute Fuß- und Radwege. Das wäre besser für die Sicherheit als die jetzige Dammlage. Einen Unfall mit diesen Argumenten zu verquicken ist keine gute Sache. Vielleicht wäre das Ganze eher Anlass, seitens der Anwohner einen Kompromiss einzugehen.“
"Eigentor geschossen"
Das sah Fritz Schneller (SPD) ähnlich: „Was die Interessengemeinschaft hier schreibt, ist unfair und hat mit Demokratie nichts zu tun“, betonte er. Die Straße sei aufgrund ihrer Dammlage nicht nur für Autofahrer sondern auch für Fußgänger und Radfahrer gefährlich. „Natürlich gibt es Lärm auf der Straße. Das liegt hauptsächlich an dem 50-jährigen Asphalt, der dort aufgebracht ist. Mit einem neuen Asphalt wäre es viel besser. Die Interessengemeinschaft hat sich damit ein Eigentor geschossen.“ Man müsse im Leben immer aufeinander zugehen. „Die Stadt hat einen Kompromiss gemacht und 30er-Schilder aufgestellt. Unter den diktatorischen Mitteln einer kleinen Gemeinschaft müssen alle anderen Allacher und Untermenzinger Bürger leiden.“
Der tödliche Verkehrsunfall ereignete sich am 19. April dieses Jahres, als ein Polizeifahrzeug mit Blaulicht auf der Allacher Straße zu einem Einsatz unterwegs war und auf Höhe der Hitlstraße mit einem Pkw zusammenstieß, dessen 73-jähriger Fahrer den Polizeiwagen übersah. Beim Zusammenstoß der beiden Fahrzeuge wurde die Beifahrerin, die 80-jährige Ehefrau des Fahrers, so massiv verletzt, dass sie wenige Stunden nach dem Unfall im Krankenhaus an ihren Verletzungen verstarb.
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