Nachhaltigkeit, Entsiegelung, Lebendigkeit
Bezirksausschuss holt Infos zum Kirschgelände ein

Noch säumen Hallen, Höfe und Gewerbebauten die Elly-Staegmeyr-Straße.. In einigen Jahren soll sie mit leicht veränderten Verlauf durch das neue Wohnviertel führen. (Foto: bb)
Wie weit sind die Planungen auf dem Kirschgelände gediehen? Um sich diesbezüglich auf den neuesten Stand bringen zu lassen, hatte der Bezirksausschuss (BA) Allach-Untermenzing zu seiner Juni-Sitzung Cornelia Halswick und Bernd Willer vom Planungsreferat, Jonas Wurtz vom Mobilitätsreferat sowie Wolfgang Bogner vom Projektentwickler ALLPG Immobiliengesellschaft eingeladen. Dem Gremium wurden die inzwischen schon relativ weit entwickelten Pläne vorgestellt, die in vielen Punkten für positive Resonanz und zusätzliche Anregungen, vor allem bei der Verkehrsanbindung aber auch für Kritik sorgten.
Rund 1.240 Wohneinheiten für ca. 3.000 Menschen sind auf dem Kirschgelände geplant, 30 Prozent davon als Sozialwohnungen. Bahnseitig wird eine lärmabschirmende, sechsgeschossige Riegelbebauung hochgezogen. Auf dem mittleren Teil des Geländes sollen sieben- bis neungeschossige Gebäude Platz finden, während an der Kirschstraße viergeschossige Punkthäuser entstehen werden. Außerdem sind ein Quartiersplatz, eine Mobilitätsstation für Lastenräder und Radstellplätze, eine Grundschule und vier Kindertagesstätten auf dem Gelände vorgesehen.
Großflächige Entsiegelung
Dazwischen wird es viel Grün geben, was bedeutet, dass das jetzige Gewerbegebiet zu großen Teilen entsiegelt wird. Wie Cornelia Halswick vom Planungsreferat mitteilte, würden im Bebauungsplan auch Gemeinschaftsdachgärten und Photovoltaikanlagen aufgegriffen. Damit in den Innenhöfen der Gebäude große Bäume wachsen könnten, würden bestimmte Bodenbereiche vom Tiefgaragenbau ausgespart. Wolfgang Bogner bekräftigte, dass Nachhaltigkeit, Entsiegelung und Lebendigkeit wichtige Themen für die von ihm entwickelten Projekte seien. "Wir betrachten die gesamte Lebenswirkungskette", betonte er. "Den Ansatz nehmen wir sehr ernst."
Aus dem Stadtteilgremium kamen noch etliche Anregungen wie Fassadenbegrünung, Aufenthaltsplätze für Jugendliche, ein Teich in der zentralen Grünanlage oder ein Pavillon für kleinere Veranstaltungen. Auch die Überlegung, angesichts des Mangels an Erzieherinnen und Erzieher Personalwohnungen für die Kita-Beschäftigten zu schaffen, wurde laut.
Zweite Bushaltestelle gefordert
Inzwischen ist auch das Fuß- und Radwegenetz für das neue Quartier weitgehend ausgearbeitet. An der Bahn entlang wird es einen übergeordneten Fuß- und Radweg geben, durch das Quartier ziehen sich etliche Gehwege, ein querender Radweg ist ebenfalls vorgesehen. Der Verlauf der Elly-Staegmeyr-Straße soll leicht verändert und mittig eine Bushaltestelle platziert werden. Welche Buslinie durch das neue Quartier fahren wird, steht noch nicht fest. Aus dem Bezirksausschuss kamen Bedenken, ob eine Haltestelle reichen werde, wenn man den Öffentlichen Nahverkehr stärken und die Bewohner dazu bringen wolle, aufs Auto öfter mal zu verzichten. Den Stellplatzschlüssel für Pkws wolle man jedenfalls auf 0,8 oder noch weiter nach unten reduziert werden, berichtete Jonas Wurtz, je nachdem was für weitere Mobilitätsangebote noch geschaffen werden könnten. "Die Anregung für die zweite Bushaltestelle nehmen wir mit", meinte er. Man würde sich den Radius anschauen.
Kein Ausbau der Unterführung in Sicht
Angesichts des Bevölkerungszuwachses durch das Neubaugebiet würde sich der Bezirksausschuss auch eine verbesserte Kapazität in Stoßzeiten bei der S2 wünschen, diese wird wohl aber auch in Zukunft auf Kante genäht bleiben, wie man einer Äußerung von Jonas Wurtz entnehmen konnte. Auch an der Mini-Unterführung an der Allacher Straße wird sich wohl nichts ändern, obwohl einige BA-Mitglieder das Gefahrenpotential - vor allem für Radfahrer - anschaulich darstellten. Eine zweite Röhre sei im Zuge des Bebauungsplans nicht nötig, sagte Wurtz. BA-Chef Pascal Fuckerieder plädierte dafür, wenigstens den Platz freizuhalten, um einen Ausbau zukünftig nicht unmöglich zu machen.
Die Bebauung des Kirschgeländes werde in drei Abschnitten erfolgen, erläuterte Wolfgang Bogner. Der erste Bauabschnitt an der Bahn könnte Ende 2023, Anfang 2024 beginnen. Das Gelände für die Schule wolle man 2024 vollständig geräumt ans RBS übergeben. Der Bauschutt der abgerissenen Hallen soll im direkten Umfeld an der Ludwigsfelder Straße aufbereitet werden.
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