„Kraft tanken“
Bei „wohlBEDACHT“ gibt es neue Angebote für pflegende Angehörige
Seit mittlerweile 15 Jahren kümmert sich „wohlBEDACHT“ um dementiell Erkrankte und ihre Angehörigen. Mittlerweile sind im Laufe der Zeit zahlreiche Angebote entstanden. „Ganz neu ist zum Beispiel unsere offene Gesprächsgruppe für pflegende Angehörige“, erzählt Annette Arand, Vorstandsmitglied von „wohlBEDACHT“. Bei Kaffee und Kuchen gibt es jeden dritten Mittwoch im Monat von 13.30 bis 15 Uhr die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch. „Das ist ganz wichtig“, so die Diplom-Sozialpädagogin. Die pflegenden Angehörigen können Fragen stellen, Themenwünsche äußern und erhalten Informationen rund um die Pflege demenzerkrankter Menschen. „Die Gruppe stellt zudem eine Gelegenheit dar, mal rauszukommen und Menschen kennenzulernen, die in einer ähnlichen Situation sind. In der Regel ist es auch möglich, den Angehörigen betreuen zu lassen.“
„wohlBEDACHT“ arbeitet in Kooperation mit „Mitten im Leben e.V.“ und der Tagesbetreuung „RosenGarten“. Hier finden dementiell Erkrankte nicht nur liebevolle Zuwendung und Geborgenheit sondern auch therapeutische Betreuung sowie eine aktive Einbindung in den Tagesablauf. „Mitten im Leben“ ist ein ambulanter Pflege- und Betreuungsdienst, der auf die Arbeit in ambulanten betreuten Wohngemeinschaften spezialisiert ist.
Kulturhäppchen
Ebenfalls neu im Programm sind die „Kulturhäppchen“. „Das ist ein Angebot, das wir auf Vorschlag unserer pflegenden Angehörigen ins Leben gerufen haben“, erzählt Annette Arand. „Sie fühlen sich oft isoliert und mit den Kulturhäppchen, die einmal im Monat stattfinden, möchten wir ihnen die Möglichkeit geben, mal rauszukommen.“ Egal ob ein entspannter Kinonachmittag, ein Stadtbummel, eine Ausstellungsbesichtigung oder ein Wohlfühltag mit Wind und Weite – „wichtig ist, das die pflegenden Angehörigen das Gefühl haben, Kraft tanken zu können.“ Das Thema Angehörigenbetreuung habe bei „wohlbedacht“ nie so im Vordergrund gestanden, betont Annette Arand, „zumindest nicht so, wie wir es gerne gehabt hätten. Mit den Kulturhäppchen können wir den pflegenden Angehörigen etwas anbieten, wovon sie profitieren. Wir möchten, dass sich sowohl die Demenzkranken als auch ihre Angehörige bei uns aufgehoben fühlen.“
Wie wichtig das sein kann, weiß auch Henning Clewing: „Solche Angebote für pflegende Angehörige sind sehr gut, weil so untereinander ein Austausch stattfinden kann.“ Er selbst hat seine demenzkranke Frau Holle, die im Dezember 2013 verstorben ist, über lange Zeit alleine betreut und später dann die Hilfe von „wohlBEDACHT“ und dem „RosenGarten“ angenommen. „Ich war selbst sehr froh, auf diese Angebote zurückgreifen zu können und hatte immer sehr großes Vertrauen“, erzählt Henning Clewing, der auch Mitglied im Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) ist. „Der Rosengarten ist für mich wie eine zweite Heimat geworden, in der ich mich sehr wohl fühle. wohlBEDACHT und den RosenGarten empfinde ich als unglaublich angenehm. Hier wird sehr stark auf die betroffenen Menschen eingegangen. Das ist ganz großartig.“ Mittlerweile ist der 85-Jährige auch als Demenzhelfer aktiv.
Krisentelefon
Bundesweit einzigartig in der Betreuung dementiell Erkrankter und ihrer Angehörigen ist auch der Demenz-Krisendienst von „wohlBEDACHT“ mit seinem Krisentelefon. „Das Krisentelefon heißt zwar Krisentelefon ist aber auch stückweit ein Sorgentelefon, das für die Angehörigen 24 Stunden am Tag und sieben Tage pro Woche zur Verfügung steht“, erklärt Gerhard Sturm, der das Ganze betreut. „Das Krisentelefon wird sehr gut angenommen. Das es solches ein Angebot gibt, ist für die pflegenden Angehörigen wichtig und auch notwendig.“ Er selbst hat vor knapp 20 Jahren zusammen mit Sonja Brandtner den „RosenGarten“ gegründet. „In dieser Zeit habe ich viele Krisen miterlebt und kann mich gut einfühlen. Wichtig ist, dass man zusammen mit den pflegenden Angehörigen Lösungen erarbeitet. Sie sind meist emotional sehr aufgeragt. Ich versuche zudem auch, Antworten zu geben“, so Gerhard Sturm. „Der Großteil der Anrufe lässt sich am Telefon klären. Aber es kommt schon auch vor, dass man einen Einsatz hat und vor Ort fährt.“
Um das Krisentelefon von „wohlBEDACHT“ in Anspruch nehmen zu können, muss ein Mitgliedsbeitrag von 15 Euro pro Monat entrichtet werden. „Im Grunde ist das Krisentelefon eine Art Solidargemeinschaft“, sagt Annette Arand. Für den Mitgliedsbeitrag erhalten die betroffenen Familien vorbeugend ein Aufnahmegespräch, in dem Kontaktdaten, Situation und Informationen für den Notfall abgefragt und dokumentiert werden, die Rund-um-die-Uhr-Notfallnummer sowie einen kostenlosen Notfall-Kurs für Angehörige. Tritt ein Notfall ein wird ein Krisengepräch über das Notfall-Handy geführt und innerhalb von 24 Stunden Hilfe organisiert. „Was uns ein stückweit ausmacht ist, dass wir flexibel mit den Problemen umgehen. Das macht es für viele pflegende Angehörige einfacher“, betont Annette Arand.
Nachtbetreuung
Und auch die Nachtbetreuung, die es bei „wohlbedacht“ seit Januar 2014 gibt, wird sehr gut angenommen. „Gerade jetzt in der Urlaubszeit übernachten viele Gäste“, sagt Anette Arand, „das heißt aber nicht, dass wir nicht auch noch Plätze frei haben.“ Die Nachtbetreuung ist aus dem Hintergrund entstanden, die pflegenden Angehörigen, die Tag und Nacht gefordert sind, zu entlasten. Der Verein kann die Nachtbetreuung kurzfristig, für wenige Tage, ein Wochenende oder auch einen längeren Zeitraum organisieren.
Demenzhelferschulung
Übrigens bietet „wohlbedacht“ auch regelmäßig Demenzhelferschulungen an. Die Demenzhelfer unterstützen die Angehörigen bei der Betreuung Demenzkranker. Die Schulung bereitet auf diese Aufgabe vor.
Der nächste Info-Abend hierfür findet am Dienstag, 27. Oktober, von 17 bis 18 Uhr statt. Der Kurs beginnt dann am 14. November. „Im Januar und Februar nächsten Jahres wird es dann zudem noch eine Schulung in Kooperation mit Münchenstift geben“, verrät Annette Arand. Weitere Informationen können im Internet unter www.wohlbedacht.de abgerufen werden.
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