"Keine Einwände mehr"
Erläuterungsschilder auch für die Neumeyerstraße
Neben der Georg-Reismüller-Straße wird auch die Neumeyerstraße Erläuterungsschilder bekommen, die an NS-Verfolgte und Widerstandskämpfer erinnern. Der Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) ist damit einverstanden, wollte im Fall der Neumeyerstraße vorher allerdings noch prüfen lassen, ob der Textvorschlag für die Familie in Ordnung ist, weil sich Karl und Anna Neumeyer das Leben genommen hatten.
Nun hat das Stadtarchiv dazu Stellung genommen. "Was spricht gegen die aus unserer Sicht zentrale Information, dass sich Karl und Anna Neumeyer aus Verzweiflung über die Verfolgung der Juden das Leben genommen haben? In unserem ‚Biographischen Gedenkbuch der Münchner Juden 1933 bis 1945' haben wir diesen wichtigen lebensgeschichtlichen Hinweis natürlich nicht verschwiegen, sondern mit den Erinnerungen einer Zeitzeugin verbunden, die sich in bewegenden Worten an Karl und Anna Neumeyer erinnert", heißt es von Seiten des Stadtarchivs.
"Kein tabuisiertes Familiengeheimnis"
Auch in der einschlägigen Literatur bleibe der Suizid von Karl und Anna Neumeyer nicht unerwähnt. Alfred Neumeyer, der Bruder von Karl, gehe in seinen in den 1940er Jahren und 2007 unter Mitwirkung der Familie veröffentlichten Erinnerungen ausführlich auf den Suizid von Bruder und Schwägerin ein. "Ein tabuisiertes Familiengeheimnis war der Tod des Ehepaars Neumeyer zweifellos nicht." Die in Israel lebenden Nachkommen der Neumeyers sind nach Kenntnisstand des Stadtarchivs mit dem Thema offen umgegangen. Nach Angaben des Kommunalreferats ist auch an der Juristischen Fakultät der Universität München zu Gedenken an Karl Neumeyer seit 1961 eine Gedenktafel angebracht, in dessen Text das Ableben der Eheleute offen erwähnt wird.
"Langwieriges Verfahren"
Aus diesem Hintergrund wolle man auch von Seiten des Kommunalreferats von dem langwierigen Verfahren absehen, die Nachkommen ausfindig zu machen und zu befragen. Folgender Text soll auf dem Erläuterungsschild stehen: "Neumeyerstraße – Karl Neumeyer (1869-1941), Jurist, Völkerrechtler an der Universität München, aufgrund seiner jüdischen Herkunft Verfolgter des Nationalsozialismus, ausgegrenzt und isoliert nahm er sich gemeinsam mit seiner Frau Anna 1941 das Leben.“
Der BA 23 hat dem Ganzen in seiner jüngsten Stimmung einstimmig zugestimmt. "Gegen den Textvorschlag haben wir keine Einwände mehr", sagte die Vorsitzende des Gremiums, Heike Kainz. "Die Schilder sollen am Anfang und am Ende der Straße angebracht werden. Ob sie ein- oder doppelseitig bedruckt werden, hängt von der Einsehbarkeit ab."
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