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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Kein größeres Verkehrskonzept vorgesehen“
Bürgerversammlung Obermenzing: Kritik an Verkehrs- und Lärmbelastung in Obermenzing
Gleich vornweg: trotz vieler Bürgerbeschwerden über die starken Verkehrsbelastungen im Stadtteil Obermenzing konnte Stadtverkehrsplaner Bernd Schmiedlau die Bürger auf der Bürgerversammlung nicht beruhigen. Wie schon in Pasing betonte er auch in Obermenzing: „Für das Wohngebiet an der Paul-Gerhardt-Allee gibt es eine aktuelle Beschlusslage. Daran halten wir uns“, sagte er. Mit Tunnel, Brücke zur Landsberger Straße oder S-Bahn-Halt plane die Stadt nicht. „Und ein größeres Verkehrskonzept für das gesamte Gebiet ist nicht vorgesehen.“
Zuvor hatte Maria Ecke-Bünger von der Interessengemeinschaft Offenbach-/Meyerbeerstraße erneut den Antrag auf Transparenz der Verkehrszahlen fürs Neubaugebiet gestellt und auf die prekäre Straßensituation aufmerksam gemacht. „Was kommt auf uns zu, welche Verkehre werden aufgrund der steigenden Wohndichte im Gebiet Paul-Gerhardt-Allee und im Umfeld erwartet? Wir haben bis heute keine Antwort auf unserer Fragen bekommen!“, mahnte sie an. „Sogar die Schulgröße im Gebiet Paul-Gerhardt-Allee wird nun sechszügig. Aber der Verkehr bleibt angeblich gleich“, meinte sie bitter. „Wenn die Stadtplanung schon die Gesundheit der bestehenden Bevölkerung so geringschätzt, sollte sie dies auch offen zugeben.“ Trotz früherer Planungen seien Tunnel und S-Bahn-Halt nicht mehr auf der Agenda. Unter dem Beifall der rund 300 Bürger auf der Bürgerversammlung forderte sie ein „schlüssiges übergeordnetes Verkehrskonzept, das vor allem zukunftsfähig ist.“
Leben auf der Verdistraße?
Wie gefährlich der steigende Verkehr in Obermenzing für Schulkinder ist, machte Andrea Vlad, Elternvertreterin der Grandl-Grundschule deutlich. „Die Autos sind zu schnell unterwegs und halten keine Abstände beim Abbiegen ein. Für die Schulkinder sind das schwer zu überschauende Situationen.“ Insbesondere nach den Schulwegsunfällen im Bereich Wöhler-/Verdistraße forderte sie eine Rückversetzung der Haltelinien an der Wöhlerstraße sowie das Anbringen von Dialogdisplay-Smileys, um Autofahrern ihre Geschwindigkeiten zu verdeutlichen.
Nach Wunsch der Anwohner der Frauendorferstraße sollten auch auf dieser Straße Dialogdisplays aufgestellt werden, um Tempo 30 zu gewährleisten. „Wenn ich 30 fahre, werde ich von anderen Autos sogar überholt!“, kritisierte eine Anwohnerin. Weitere Anträge auf der Bürgerversammlung beinhalteten die Einführung eines Parklizenzbereichs rund um den Obermenzinger Bahnhof und die Verbesserung der Aufenthaltsqualität auf der Verdistraße.
„Ist Leben auf der Verdistraße möglich?“, fragte Verdistraßen-Anwohnerin Irmela Strohacker provokant. Sie vermisse die Bereitschaft der Stadt, endlich Änderungen im Straßenbild zum Verlangsamen des Verkehrs herbeizuführen, und forderte einen Ortstermin bei Regen. „Denn die Spurrillen an den Straßenseiten sind so groß, dass zu Regenzeiten hohe Fontänen auf die Fußgänger niedergehen. Das müssen Sie sich anschauen!", verlangte sie von den Stadtverantwortlichen. Sie stellte einen Antrag auf lärmmindernden Straßenbelag. Der könnte noch mit einer Lärmschutzwand entlang des Verdikreisels und mit Tempo-60 am Autobahnende ergänzt werden, wie weitere Bürger forderten. „Der Lärmpegel ist für uns unerträglich hoch“, meinte dazu ein Bewohner an der Pippinger Straße, „so hoch, dass wir uns im Garten kaum unterhalten können.“
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