"Irgendwann reicht es"
"Wohnen für alle": Anwohner gründen Bürgerinitiative
Gegen "Wohnen für alle" in der Franz-Albert-Straße formiert sich Widerstand. Anwohner gehen mit einer Unterschriftensammlung gegen das geplante Projekt der GEWOFAG vor und haben eine Bürgerinitiative gegründet. Ihr Ziel: die Grünfläche an der Franz-Albert-Straße, auf der die insgesamt acht Häuser entstehen sollen, zu erhalten. Das Ganze haben die Bürger in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23) kundgetan. "Wir wollen die Grünfläche an der Franz-Albert-Straße für die kommenden Generationen erhalten", erklärte ein Mann. "Die GEWOFAG arbeitet sehr heftig an den Genehmigungsplänen. Es ist zu erwarten, dass die Pläne dann einfach genehmigt werden, ohne dass wir etwas dagegen tun können", befürchtet er.
Das konnte Fritz Schneller entkräften: "So ist das nicht. Wenn die Pläne fertig sind, kommen sie in den Bezirksausschuss", betonte der stellvertretende Vorsitzende des Gremiums. Allerdings könne man von Seiten des BA 23 momentan wenig bis gar nichts zu dem Projekt sagen. "Wir sind noch nicht soweit und wissen auch nicht mehr als die Bürger", sagte der SPD-Politiker. "Ich gehe davon aus, dass die Verwaltung die Einsprüche der Anwohner, die auf der Informationsveranstaltung vorgebracht wurden, sehr ernst nimmt. Aktuell warten wir gerade ab, was die einzelnen Referate dazu sagen. Danach können wir uns erst eine Meinung bilden." Es könne auch sein, dass es dann noch einmal eine weitere Infoveranstaltung für die Bürger gebe.
Wirklich damit zufrieden geben wollten sich die Anwohner damit allerdings nicht. "Ich glaube, dass es in Allach genug ist. Wir wollen für unsere Nachkommen das Grün erhalten. Es kann nicht sein, dass immer mehr nachverdichtet wird", klagte eine Anwohnerin. "Wir haben nichts gegen Flüchtlinge oder Menschen, die wenig verdienen. Aber wir sind schon sehr lange Allacher und fordern ein Mitspracherecht. Wir waren bisher sehr geduldig, aber irgendwann reicht es." Die aktuelle Planung sei nicht hinnehmbar. "Und auch die Art und Weise wie wir über das Vorhaben informiert wurden, war schamlos. Wir wurden hinters Licht geführt." Von Seiten des BA 23 nehme man die Bedenken der Bürger äußerst ernst, sagte Fritz Schneller. Natürlich sei es wichtig, das Grün im Stadtviertel zu erhalten. Josef Wagner (CSU), selbst Anwohner, betonte: "Die Ausführungen der Bürger sind gut. Ich hoffe, das wir einiges in die Wege leiten können, damit das Ganze so nicht gebaut wird und die Grünfläche erhalten bleibt."
"Hoffnungslose Lage"
Sorge bereitet den Anwohnern unter anderem die niedrige Zahl an Stellplätzen. Geplant sind laut GEWOFAG aktuell 27. Josef Feig wies in diesem Zusammenhang allerdings darauf hin, dass diese Problematik im gesamten Stadtbezirk vorherrsche. "Uns ist die Situation mit den parkenden Autos durchaus bewusst. In der Regel ist es so, dass auf einen Stellplatz drei Autos kommen", betonte der CSU-Politiker. "Insgesamt ist die Verkehrssituation das Ergebnis einer jahrzehntelangen Fehlplanung. Von Seiten des Bezirksausschusses sind wir leider in einer hoffnungslosen Lage, sofern der Gesetzgeber nichts ändert. Da können die Bürger soviel auf uns schimpfen, wie sie wollen. Wir können nichts ändern."
Auf dem knapp 7.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Ecke Franz-Albert- / Naßlstraße möchte die städtische Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG rund 85 Wohnungen in acht Häusern im Rahmen des Wohnungsbau-Sofortprogramms "Wohnen für alle" errichten. Geplant sind 47 Einzimmer-, 16 Zwei- und Zweieinhalb- sowie 22 Dreizimmerwohnungen. Einziehen werden berechtigte Haushalte von der Vormerkliste des Amts für Wohnen und Migration sowie anerkannte Flüchtlinge (51 Prozent) und andere Wohnungslose, die von Sozialpädagogen des Sozialreferats sowie von einer sozialen Hausverwaltung betreut werden.
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