„Immer intensiver“
Mysteriöser Brummton im Stadtviertel gibt Rätsel auf
Im April beziehungsweise Anfang Mai habe es wahrnehmbar angefangen, erst vereinzelt und dezent in der Nacht, dann auch immer intensiver über den Tag in der Wohnung: ein mysteriöser Brummton gibt im Stadtviertel Rätsel auf. Ein Bürger hat mit diesem Problem an den Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) gewandt. „Ich war bereits vor der Sitzung mit dem Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) in Kontakt“, erklärt Pascal Fuckerieder (SPD), der Vorsitzende des BA 23. „Sobald die Pandemie es zulässt, wird das RGU nochmals Messungen durchführen. Die Lärmquelle konnte bisher nicht identifiziert werden.“ In der Sitzung des Lokalparlaments habe niemand anderes die Brummgeräusche bestätigen können. „Im Nachgang hat sich eine weitere Familie beim Bezirksausschuss gemeldet“, so der BA-Chef weiter. Diese Information habe man ebenfalls an das RGU weitergegeben.
Der Bürger selbst erklärt, dass das Geräusch nach einem Motor klang. „Ich vermutete erst, dass dies eventuell ein laufendes Gerät einer umliegenden Baustelle sei. Einige Tage später bekam ich innerhalb des Hauses starken und auch schmerzhaften Druck auf den Ohren“, so der Mann. „Die Wohnung dröhnte.“ Hinzu seien sich in der Frequenz abwechselnde Vibrationen, Druckwellen und Pulsationen in Bett, Couch, Stühlen, Fußboden und Wänden gekommen, die sich derart intensiviert hätten, „dass ein Schlafen im Bett unmöglich wurde, sitzen auf dem Stuhl oder Couch schwer ertragbar.“ Auch sei er von starkem Schwindel in der Wohnung heimgesucht worden.
„Grob fahrlässige Körperverletzung“
„Da dies nicht mehr nachließ und diese Belästigung mit derartigen Auswirkungen auf mich grob fahrlässige Körperverletzung darstellt, fertigte ich in meinen Räumlichkeiten Frequenzmessungen und hochwertige Audioaufnahmen mit einem Mess-Mikrofon an“, betont der Bürger in seinem Schreiben. Dies stelle für ihn eigenen Angaben zufolge keine große Herausforderung dar, da er mit Tontechnik vertraut sei. Auffällig seien bei der Frequenzmessungen die sich immer wiederholende, eklatant hohe Schalldruckpegel im Niederfrequenzbereich gewesen, erklärt er. „Bei der Analyse der Audioaufnahmen selber war auffällig, dass ein Motor/Aggregat auszumachen ist, welches sich zwischen Leerlauf, leichtes Pulsieren, Aufheulen abwechselt.“ Dies decke sich mit dem Empfinden in der Wohnung.
„Enorm niederfrequente Geräusche“
Nächtliche Exkursionen der näheren Umgebung hätten ergeben, dass sämtliche umliegende Baustellen ruhig seien. Telefonate mit dem Bauamt, der zuständigen Behörde, und der Baustellen-Leitung hätte dies auch bestätigt, betont der Mann. Am Oertelplatz jedoch, und speziell an den Allach S-Bahn, und noch mehr in der Unterführung, die vom Allacher Bahnhof hinüber zu Krauss-Maffei Wegmann und Siemens führe, habe er eigenen Angaben zufolge enorm niederfrequente Geräusche festgestellt, „was auffallend dem entsprach, was ich auch in den Audioaufnahmen in meiner Wohnung ausmachen konnte und ebenfalls unabhängig von den Audioaufnahmen in der Wohnung vernehme.“ Es sei zudem feststellbar, dass vor dem KMW-/Siemens-Gelände, entlang der Schienen, niederfrequente Emissionen erzeugt würden – auch in der Nacht, betont der Bürger weiter.
„Nicht aussagekräftig“
Von Seiten des RGU habe es morgens in der Wohnung eine 30-minütige Messung gegeben, bei der die Grenzwerte jedoch nicht überschritten wurden. Allerdings seien Frequenzen unter 8Hz nicht berücksichtigt worden, klagt der Mann. „Auch ist eine 30-Minuten-Messung morgens – bei allem Respekt – absolut nicht aussagekräftig und kein Beleg für das, was die restlichen 23:30 Stunden des Tages passiert.“ Er selbst müsse seitdem er den Brummton vernimmt mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie zum Beispiel einem schmerzhaften Druck und Stechen in den Ohren, Schlaflosigkeit durch die Vibrationen und Pulsationen, drückenden Kopfschmerzen, einem ständigen Schwindel und Unwohlsein beim Begehen der Wohnung, andauernder Müdigkeit und Antriebslosigkeit oder massiver Übelkeit leben.
„Möchte es mit meinen eigenen Ohren hören“
Falk Lamkewitz hatte dem Bürger angeboten, mit seinen eigenen Geräten vor Ort Messungen durchzuführen, denn mit den Daten, die der Mann ihm habe zukommen lassen, könne er nichts anfangen. „Das ist für mich nicht aussagekräftig. Mich interessiert das Ganze sehr, aber ich möchte es mit meinen eigenen Ohren hören“, erklärt der Grünen-Fraktionssprecher, der seinen Digitalrekorder zur Aufnahme mitbringen würde, damit er die Geräusche dann anschließend mit seinen eigenen Messprogrammen analysieren kann. „Allerdings komme ich hier im Moment nicht weiter. Wir sind so verblieben, dass wir uns erst treffen, wenn sich die Corona-Situation wieder verbessert hat“, sagt der Vorsitzende des Unterausschusses Umwelt und Verkehr im BA 23.
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