„Hohe Bewohnerzahl und viele Kinder“
Bau der Erwin-Schleich-Straße: Bezirksausschuss fordert einen Gehweg
An der Erwin-Schleich-Straße sollen Wohnungen im Rahmen des städtischen Wohnbauprogramms „Wohnen für Alle“ errichtet werden (der Werbe-Spiegel berichtete). Gemäß Bebauungsplan soll die Straße zwischen der Naßlstraße und dem Kirchhoffweg als verkehrsberuhigter Bereich ausgebaut werden, heißt es in einer entsprechenden Beschlussvorlage des Baureferats. Um die Verkehrssicherheit zu erhöhen sind zudem geschwindigkeitsmindernde Elemente wie Fahrbahnversätze angedacht. Die Verwendung unterschiedlicher Belagsarten unterstreiche die gemeinsame Führung von Fuß-, Rad- und motorisiertem Verkehr auf der Straße.
Entlang der Stichstraße werden nach Angaben des Baureferats im Anschluss an die Naßlstraße Fahrbahnversätze mit Hilfe von Baumpflanzungen und Verschwenkungen der Parkplätze erzeugt. Die östlichen Wohngebäude werden durch einen Anger erschlossen, dessen Gestaltung mit Grünflächen, Baumpflanzungen und Bänken die Aufenthaltsfunktion besonders hervorhebe. Der nördliche Abschluss der Erwin-Schleich-Straße verbinde die Wohnbebauung mit der angrenzenden Grünfläche. Im südlichen Abschnitt der Erwin-Schleich-Straße entstehen zirka sieben Pkw-Stellplätze innerhalb der öffentlichen Verkehrsflächen.
Keine Gehwege geplant
„Geplant ist es als vollständig verkehrsberuhigter Bereich, was zur Folge hat, dass in dieser Stichstraße überhaupt keine Gehwege errichtet werden“, erklärte Stefanie Martin (CSU) auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23). „Wir haben hierzu folgenden Vorschlag: Im südlichen Bereich zwischen dem geplanten Anger und der Naßlstraße sollte zumindest ein Gehweg vorgesehen sein – gerade mit Blick auf die hohe Bewohnerzahl und die vielen Kinder, die dort wohnen sollen“, so die Vorsitzende des Unterausschusses Bau und Planung im BA 23 weiter. „Ansonsten schlagen wir vor, der Planung so zuzustimmen.“
„Einheitliche Lösung finden“
Dies sah Falk Lamkewitz ganz anders. „Ich bin der Meinung, dass wir es so nicht beantragen sollen. In einem verkehrsberuhigten Bereich dürfen keine Gehwege sein, weil alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind“, erklärt der Grünen-Fraktionssprecher. „Wenn man jetzt die Straße aufteilt in einen beruhigten und nichtberuhigten Teil, dann werden die Kinder gerade in dem nichtberuhigten Teil stärker gefährdet. Ihre rechtliche Situation ist dann geschwächt.“ Zudem ist es seiner Ansicht nach problematisch, in einem so kurzen Streckenabschnitt zwei verschiedene Straßenarten zu kombinieren. „Logischer wäre es für mich, wenn diese typische Anliegerstraße auch als verkehrsberuhigter Bereich ausgebildet wird. Ich appelliere daran, eine einheitliche Lösung zu finden.“ Ähnlicher Meinung war auch Pascal Fuckerieder, der Vorsitzende des Unterausschusses Verkehr im BA 23: „Dem kann ich grundsätzlich absolut zustimmen“, betonte der SPD-Fraktionssprecher. „Wir reden hier wirklich von einem kurzen Abschnitt und das sollte einheitlich sein.“
Zudem wies Falk Lamkewitz noch darauf hin, dass ein verkehrsberuhigter Bereich eine Rückwirkung auf die Vorfahrtsregelung zur Naßlstraße hätte. Dem allerdings widersprach ein Bürger: „Eine Rechts-Vor-Links-Regelung wäre sinnvoll, weil durch die Feuerwehrzufahrt in der Naßlstraße Parkverbote errichtet werden müssen, damit die Erwin-Schleich-Straße überhaupt zugänglich ist. Durch die Parkverbote kann man in der Naßlstraße viel schneller fahren. Gilt allerdings Rechts-vor-Links, sind die Leute gezwungen zu bremsen“, erklärte der Mann. „Ich sehe auch das Thema Bürgersteig als sehr wichtig an.“
Schrittgeschwindigkeit
Auch Heike Kainz, die Vorsitzende des Lokalparlaments, tendierte eigenen Angaben zufolge zu Gehwegen, „gerade für die Kinder in dem verkehrsberuhigten Bereich. Das wäre mir lieber. Wir sollten in unserer Stellungnahme den Gehweg fordern, weil es ein Stück weit mehr Verkehrssicherheit bringt“, so die CSU-Stadträtin. Peter Ledutke von der Polizeiinspektion Moosach (PI 44) wies in diesem Zusammenhang darauf hin, „dass viele Menschen nicht wissen, was ein verkehrsberuhigter Bereich genau bedeutet.“ Seinen Erfahrungen nach werde meist zu schnell gefahren, zulässig sei allerdings nur Schrittgeschwindigkeit.
Im Rahmen der Baumaßnahme müssen fünf Bäume gefällt werden, davon unterliegen laut Baureferat zwei Bäume der Baumschutzverordnung. Insgesamt werden in der Erwin-Schleich-Straße 14 Bäume gepflanzt. Die Realisierung der Maßnahme ist in Abhängigkeit der Hochbaumaßnahme für Herbst 2019 geplant. Die voraussichtliche Baudauer beträgt in etwa vier Monate.
Der BA 23 hat die Planung für die Erwin-Schleich-Straße einstimmig so beschlossen. „Wir sollten in unserer Stellungnahme auch noch um Überprüfung bitten, ob sich durch die veränderte Parkplatzsituation am Anger die zur Verfügung stehenden Straßenflächen in einer Weise geändert haben, die die Müllabfuhr beeinträchtigt“, schlug Heike Kainz vor. Der Stellungnahme wurde mehrheitlich, gegen die Stimmen der Grünen, zugestimmt. Pascal Fuckrieder fügte abschließend noch an, dass man mit dem Vorgehen die Planungen für das „Wohnen für Alle“-Projekt über Monate hinauszögere. „Es geht hier um Leute, die dringend bezahlbaren Wohnraum brauchen.“
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