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Gefährdete Wildäpfel entdeckt

Heimische Baumart gilt als extrem selten und schutzbedürftig

Blühender Wildapfel (Malus sylvestris). (Bild: Gregor Aas)

Im Naturschutzgebiet Allacher Lohe hat die Münchner Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) einen bislang unbekannten Bestand des Wildapfels (Malus sylvestris) gefunden. Forstliche Fachleute stufen diese heimische Baumart als extrem selten und dringend schutzbedürftig ein. Mit Erhaltungsmaßnahmen fördert eine Allianz aus Verband, Behörden und der Bahn den Bestand des geschützten Wildapfels.

„Bislang sind acht Individuen genetisch als Wildapfel zertifiziert, das Vorkommen ist aber vermutlich noch größer“, bestätigt Dr. Heinz Sedlmeier, Geschäftsführer des LBV München. Dass für ganz Bayern nur drei weitere Wildapfelvorkommen in ähnlicher Größe bekannt sind, unterstreicht die Bedeutung des Fundes. Auf Grund seiner Seltenheit stuft die Rote Liste den Wildapfel als „gefährdete Art“ (Kategorie 3) ein. Zum Erhalt der Allacher Wildapfelpopulation ist eine Zusammenarbeit aus LBV, des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg (AELF), der Grundstückseigentümerin Deutsche Bahn (DB) und der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) der Stadt München entstanden. Gemeinsames Ziel ist es, den derzeitigen Bestand zu erhalten und für die Zukunft zu sichern. Erste Maßnahmen erfolgen schon im Spätwinter 2020.

Bereicherung der Mischwälder

„Der Fund ist ein Glücksfall für die Region“, meint Martin Holzäpfel vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). „Eine Nachzucht aus der Allacher Population könnte Mischwaldbestände im gesamten Voralpenland bereichern.“ Der Fund kommt zur rechten Zeit: Ab 2. März dürfen nach Paragraph 40 des Bundesnaturschutzgesetzes nur noch gebietsheimische Pflanzen in der freien Natur ausgebracht werden. Zertifiziertes Pflanzenmaterial ist dafür die Grundlage. Das langfristige Ziel für die Allacher Wildapfelpopulation ist daher neben dem Erhalt des Bestandes vor allem der Aufbau einer genetisch gesicherten Nachzucht. Die dann in die freie Natur ausgebrachten Nachkommen können zur Vielfalt der heimischen Wälder beitragen und die Situation des Wildapfelbestandes in Bayern verbessern.

Warum ist der Wildapfel so selten?

Der Wildapfel ist die in großen Teilen Europas ursprünglich heimische Apfelart. Konkurrenz bekam er durch den schon vor über 2.000 Jahren aus Zentralasien nach Europa eingeführten Kulturapfel. Da der Kulturapfel sehr häufig ist und sich beide Arten kreuzen können, ist die reine Wildapfelform extrem selten geworden. Hundertprozentige Wildäpfel können nur durch genetische Untersuchung nachgewiesen werden. Licht- und Halbschattenstandorte wie z.B. Waldränder sind seine bevorzugten Habitate. Gegenüber forstlichen Wirtschaftsbaumarten ist er konkurrenzschwach. Um den Wildapfel in den heimischen Wäldern zu erhalten, muss er aktiv gefördert werden.

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