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Für ein gelungenes Miteinander

Pasing-Obermenzing bekommt drei Flüchtlingsunterkünfte, erste Infoveranstaltung am 21. Oktober

Die Leichtbauhallen messen 30 Meter mal 70 Meter in der Grundfläche und sind sechs Meter an den Seiten hoch. Außerdem werden Versorgungscontainer für Catering, Sanitäranlagen und Betreuung aufgestellt. (Bild: LHM)

Bis Jahresende 2015 werden drei Flüchtlingsunterkünfte in Pasing und Obermenzing eröffnet sein. Dies teilte das Sozialreferat mit. Zunächst einmal werden noch im Oktober 2015 insgesamt 120 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF) in einem Bestandsgebäude in der Institutstraße 4 untergebracht. Ende November kommt die nächste Unterkunft an die Reihe: eine Halle in Leichtbauweise in der Planegger Straße/ Haidelweg für rund 90 Flüchtlinge. Danach wird die zweite Halle aufgestellt, diese befindet sich in der Lochhausener Straße und beherbergt 120 bis 200 Flüchtlinge. Beide Standorte sollen vorerst für die Dauer von zwei Jahren betrieben werden.

Zwar war bereits eine allererste Infoveranstaltung des Sozialreferats für Anwohner und interessierte Bürger anberaumt, diese wurde jedoch kurzfristig abgesagt. Nun steht ein neuer Termin fest. „Wir möchten die Bürger über die geplanten Vorhaben zeitnah und ausführlich informieren“, sagte Ottmar Schader aus dem Sozialreferat. „Dazu lädt das Stadtjugendamt die Anwohner der Institutstraße am 21. Oktober um 19 Uhr in den Pasinger Rathaussaal ein. Dort wird über die Inobhutnahme von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen informiert werden, die momentan noch in der Bayernkaserne untergebracht sind. Es handelt sich um eine Informationsveranstaltung. Es können keine Anträge gestellt werden.“

Zwei Hallen in Leichtbauweise von 30 mal 70 Metern

Infoabende zu den anderen beiden Standorten sind momentan für den 12. November geplant. „Ein exakter Zeitplan oder ein Veranstaltungsort stehen noch nicht fest“, so Schader. Im Bezirksausschuss (BA) stieß die magere Infopolitik des Sozialreferats auf Kritik. „Es ist völlig falsch, mit Informationen hinterm Berg zu halten. So entstehen nur Gerüchte, die keinem etwas nützen“, kritisierte Roland Schichtel (CSU). Einstimmig beschloss das Gremium, einen Vertreter des Sozialreferats in die nächste BA-Sitzung am 10. November im Pfarrsaal Leiden Christi, Passionistenstraße 12, einzuladen.

Die Ausmaße der Bauten stehen allerdings bereits fest. „Es handelt sich um Leichtbauhallen mit Aluminiumgerüsten“, so Schader. „Die Grundmaßen betragen 30 Meter mal 70 Meter, ungefähr sechs Meter hoch sind die Hallen an den Seiten.“ Dazu werde es jeweils Versorgungscontainer für Catering und Sanitäranlagen sowie Betreuungspersonal geben. „Der Freistaat hat einen Betreuungsschlüssel von 1 zu 150 festgelegt. Die Landeshauptstadt hat diesen Schlüssel auf eigene Kosten aufgestockt, so dass nun ein Betreuer auf 100 Flüchtlinge kommt“, erklärte er weiter.

„Wir sind als Störung wahrgenommen worden“

Für Wirbel sorgte der Stadtratsbeschluss vom 26. August, die Obermenzinger Halle an die Lochhausener Straße 13 zu stellen. „Das ist eine Baulücke, die die Halle exakt von Tor zu Tor an die Nachbarn ausgefüllt und unsere Häuser um ein Vielfaches überragt hätte“, meinte eine Anwohnerin. „Dabei ist ringsherum viel Platz, auch viel städtischer. Besonders die Fläche des abgebauten Wertstoffhofes ist ungenutzt.“ Der Beschluss sei ohne Informationen an die Anwohner, ohne Bauantrag und ohne Möglichkeiten, Fragen loszuwerden, durchgesetzt worden. „Wir wurden einfach überrollt. Damit schafft man keine positive Stimmung.“ Gemeinsam mit vielen Obermenzinger Bürgern forderte sie die Stadt auf, den Standort zu überdenken. „Wir haben nicht locker gelassen und sind eindeutig als Störung wahrgenommen worden. So hat man das uns vermittelt.“

Auch Stadtrat Johann Sauerer und Andreas Ellmaier vom CSU-Ortsverband beurteilten die Situation als „schwierig“. „Das städtische Grundstück des ehemaligen Wertstoffhofes ist ideal und keine 100 Meter vom geplanten Standort entfernt. Es liegt die Vermutung nah, dass da vom Schreibtisch aus entschieden wurde, ohne die örtlichen Begebenheiten zu kennen“, fasste Ellmaier zusammen. „Es ist nicht in Ordnung, dass die Stadt Fakten schafft und sich die Bürger mühsam ihre Informationen zusammensuchen müssen.“

Flüchtlingsinitiative der Obermenzinger Kirchen

Unterstützung fanden die Obermenzinger in ihrer Forderung nach Verlegung des Standorts in Pfarrer Klaus Günther Stahlschmidt. „Uns sind die Flüchtlinge willkommen“, so Stahlschmidt und verwies auf die Flüchtlingsinitiative der Obermenzinger Kirchen mit insgesamt 40 Ehrenamtlichen, die sich bereits gefunden haben. „Doch geht es auch um ein friedliches Miteinander, das wir auf lange Sicht möchten. Eingezwängt zwischen die Wohnblocks ohne Freiraum und Rückzugsmöglichkeiten, ohne Spiel- und Tobeplatz für die Kinder und Begegnungsflächen kann sich viel Konfliktpotenzial entwickeln. Das kann überhaupt nicht in unserem Sinne sein."

Alle Beteiligten begrüßten die Zusage der Stadt, nun doch von der Leichtbauhalle in der Baulücke Abstand zu nehmen. Der Standort am ehemaligen Wertstoffhof ist allerdings noch nicht spruchreif. „Der Alternativstandort steht noch nicht hundertprozentig fest“, so Schader. „Dazu warten wir erst die Ortsbegehung in der Lochhausener Straße, die Prüfung der Gegebenheiten und danach den neuen Stadtratsbeschluss ab.“


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