Freunde fürs Leben
Israelischer Besuch in Obermenzinger Pfarrgemeinde Leiden Christi
Ein Fest ganz besonderer Art fand unter dem Dach der Pfarrgemeinde Leiden Christi in Obermenzing statt: Zwölf junge Israelis aus dem Dorf Turaan bei Galiläa hatte zehn Tage in München verbracht und Quartier bei Familien der Pfarrgemeinde und im Pfarrhaus gefunden. Gemeinsam mit ihren Gastgebern und deren Familien feierten sie Abschied. „Wir haben unglaublich viel gesehen“, berichtete der Initiator der Reise Saeed Diabat, der Geschichtslehrer und Jugend- und Sozialberater in seiner Heimat ist. „Wir sind glücklich über den warmherzigen Empfang hier und die vielen Möglichkeiten, München zu entdecken. Ohne die große Unterstützung durch unsere Gastgeber hätten wir sicherlich nicht so viel gesehen.“
In den zehn Tagen erlebten sie den deutschen Schulalltag, besuchten das KZ Dachau, führten Gespräche mit Flüchtlingen, sahen den Chiemsee und waren auf einem Bauernhof. Unvergessen bleibe ihnen der arabische Flüchtling Youssef in Erinnerung, so Diabat. „Er hat palästinensische Wurzeln wie wir, spricht unsere Sprache und konnte nicht im Libanon Zuflucht finden, sondern ist jetzt hier in München untergekommen. Seine Ansichten, seine Erfahrungen und seine Probleme zu hören, hat uns alle sehr, sehr bewegt.“
Vom Bayerischen Jugendring gefördert
Saeed Diabat war als Austauschstudent vor acht Jahren in Weßling. „Die Erfahrungen damals haben mich geprägt, der Kontakt zur Familie Pollok, meiner Gastfamilie von damals, ist zum Glück nie abgerissen. Wenn wir uns nach einer langen Zeit wieder sehen, verstehen wir uns gleich auf Anhieb.“ Solch eine enge Freundschaft habe er sich auch für „seine“ Jugendlichen in Galiläa gewünscht, die er als Sozialarbeiter seit rund zwei Jahren anleitet und betreut. „Nun bin ich sehr glücklich, dass wir gemeinsam diese Reise nach München unternommen haben, dass uns Familie Pollok bei der Organisation und Durchführung unterstützt hat und dass wir in Obermenzing viele neue Freunde gefunden haben.“
„Es war toll!“, meinte auch Barbara Pollok, „wenn auch anstrengend. Mein Dank gilt der Pfarrgemeinde von Leiden Christi, die uns in allem entgegengekommen ist, natürlich Pfarrer Klaus Günther Stahlschmidt, der selbst fünf Israelis bei sich aufgenommen hat und all den Ehrenamtlichen, die uns begleitet haben.“ Sie sei allen Wünschen der israelischen Gäste entgegengekommen. „Dies war auch möglich, weil uns der Bayerische Jugendring finanziell großzügig unterstützt hat. Unser Projekt traf einfach auf viele offene Ohren hier im Freistaat.“
Gegenbesuch? Gern!
Prägend seien die gemeinsamen Eindrücke, meinte auch die Obermenzingerin Irmela Strohacker. „Es haben sich einfach zwei verschiedene Kulturen getroffen. Der Austausch war spannend.“ Und Salih Dahlla fasste für die Israelis zusammen: „Hier lebt man ohne Aggression. Das war beeindruckend. Hier geht es einfach friedlich zu. Dieses Gefühl möchten wir in unseren Alltag tragen. Wir haben auch sehr überrascht festgestellt, dass man hier sehr viel Zeit in der Familie verbringt. Wir haben Freunde gewonnen. Und eine wichtige Erkenntnis ist, Sprachen sollte man lernen und beherrschen!“
Die Zeit sei wie im Fluge vergangen, bedauerte Diabat beim Abschiedsfest, als alle Beteiligten für einen letzten Abend zusammenkamen. „Unsere Gruppe war sehr heterogen zusammengesetzt. Wir hatten Muslime und Christen unter uns. Genauso unterschiedlich waren die Interessen. Das war sicherlich nicht leicht für unsere Gastgeber. Aber abschließend kann ich bestätigen, dass wir uns nicht nur hervorragend verstanden haben, sondern wir alle mit vielen positiven Eindrücken und Erkenntnissen nach Hause fahren.“
Am schönsten wäre es, wenn nun auch ein Gegenbesuch in Galiläa möglich wäre. „Ganz sicher!“, meinte dazu Pollok. „Mein Dank gilt den Familien und Pfarrgemeindemitarbeiterinnen, die den Abend ganz toll vorbereitet haben“, so Pfarrer Stahlschmidt. „Ich freue mich sehr, dass wir die jungen Gäste aus Galiläa bei uns begrüßen konnten. Das war für uns alle sehr bereichernd. Das persönliche Miteinander ist einfach wichtig und durch nichts zu ersetzen.“
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