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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Fatale Konsequenzen“
Integrationskindergarten in der Eversbuschstraße vor dem Aus
Der Elternbeirat des Integrationskindergartens in der Eversbuschstraße 156 hat sich besorgt an den Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) gewandt. Im November 2017 habe die Leiterin der Einrichtung den Eltern den Beschluss des freien Trägers, des Vereins für heilpädagogische Aufgaben e.V. (hpa), mitgeteilt, wonach der Kindergarten in seiner bisherigen Form zum Ablauf des Kindergartenjahres 2017/18 geschlossen und ab September 2018 ausschließlich mit einem heilpädagogischen Konzept fortgeführt werde.
Betroffen sind nach Angaben des Elternbeirats Familien von acht Kindern im Vorschuljahr sowie von zehn jüngeren Kindern, die dadurch ihren Kindergartenplatz verlieren. „Ebenfalls betroffen sind die Angestellten des Kindergartens. Zwei Erzieherinnen, die momentan in Teilzeit arbeiten, müssen sich entscheiden, entweder in Vollzeit weiter beschäftigt zu werden oder ihren Arbeitsplatz zu verlieren“, erklären die Eltern in ihrem Schreiben an das Lokalparlament. „Die drei Kinderpfleger in Vollzeit können nur blieben, wenn sie eine Fortbildung zur Arbeit im heilpädagogischen Bereich absolvieren.“ Ob diese allen dreien angeboten werde, sei nicht sicher.
„Kindergartenplätze sind Mangelware“
Die Konzeptumstellung fuße unter anderem auf einem Finanzierungsproblem des Trägers. „Die Leitung teilte uns auf Nachfrage mit, dass sich der Kindergarten in 15 Jahren nie selbst getragen hätte und sich erst mit fünf bis sechs Gruppen finanzieren könnte“, so der Elternbeirat weiter. „Die Frage, die sich hierbei sofort auftut – die auch während des Elternabends gestellt wurde – ist: Warum hat der Verein nicht schon früher etwas gegen die finanzielle Schieflage unternommen?“ Ein persönliches Gespräch der Eltern mit der hpa-Geschäftsführung sei aber angedacht.
„Kindergartenplätze sind in Allach Mangelware“, betont der Elternbeirat. Zumal im Stadtviertel immer weiter nachverdichtet werde. „Es ziehen junge Familien zu, die Zahl der Kinder steigt, der Bedarf an Kindergartenplätzen wächst. Gleichzeitig müssen Kindergärten wie zum Beispiel bei der Pfarrei Maria Himmelfahrt Gruppen schließen, weil eine Gruppenleitung fehlt.“ Der Sternengarten müsse aufgrund von Personalmangel Öffnungszeiten verkürzen, dem Integrationskindergarten in der Augustenfelder Straße seien die Räumlichkeiten gekündigt worden (der Werbe-Spiegel berichtete).
„Schlimmer Engpass in der Kinderbetreuung“
„Und nun schließt unsere Einrichtung“, beklagen die Eltern, die sich eigenen Angaben zufolge um zwei Hauptpunkte sorgen: Zum einen um die Personalsituation für den Rest des Kindergartenjahres, zum anderen um die Kindergartenplätze für jüngere Kinder. Erzieher und Kinderpfleger, denen der Verlust ihres Arbeitsplatzes bevorstehe, würden angesichts der enormen Nachfrage schnell einen neuen Arbeitgeber finden. „Wir befürchten einen schlimmen Engpass in der Kinderbetreuung in den nächsten Monaten. Das ist für die berufstätigen Eltern fatal, Konsequenzen bis hin zum Arbeitsplatzverlust sind möglich.“
Ebenso schlimm seien die Kinder im Vorschulalter betroffen, denen die Förderung vorenthalten werde, die sie zur Vorbereitung auf den Schuleintritt bräuchten und die ihnen zustehe. Und auch die Drei- und Vierjährigen sind nach Ansicht des Elternbeirats „nicht verantwortlich für den Wankelmut des Trägervereins. Noch im Frühsommer 2017 war keine Rede von der vollständigen Umstellung auf Heilpädagogik. Viele Eltern haben vertrauensvoll ihre jüngeren Kinder den älteren Geschwistern folgend im Integrationskindergarten angemeldet. In der Zwischenzeit haben die bisherige Leitung und stellvertretende Leitung gekündigt, ihre freiwerdenden Stellen wurden nicht nachbesetzt. Und nun kommt die Schließung 2018.“ Man bitte deshalb den BA 23 um Unterstützung gegenüber dem Trägerverein sowie den offiziellen Stellen in der Landeshauptstadt München, vor allem dem Referat für Bildung und Sport, bei der Suche nach wohnortnahen Kindergartenplätzen.
Unterstützung durch Bezirksausschuss
Von Seiten des BA 23 werde man Kontakt mit dem Referat für Bildung und Sport aufnehmen „und um Unterstützung bitten, wo die Kinder noch untergebracht werden könnten“, sagte Heike Kainz, die Vorsitzende des Gremiums, auf der jüngsten Sitzung des Lokalparlaments. „Wir sollten auch Kontakt zu dem privaten Integrationskindergarten in der Augustenfelder Straße aufnehmen. Vielleicht könnte sich die Einrichtung vergrößern und die Kinder integrieren.“
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