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„Es stinkt“

Rätselhafte Geruchsbelästigungen im Stadtviertel

Aus der Wilhelm-Zwölfer-Straße gab es Beschwerden wegen massiver Geruchsbelästigungen. (Bild: sb)

Weil es an verschiedenen Stellen im Stadtbezirk immer wieder zu Geruchsbelästigungen kommt, zum Beispiel am Gleichweg und in der Wilhelm-Zwölfer-Straße, hatten sich in den vergangenen Monaten immer wieder Bürger mit Beschwerden an den Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) gewandt. Um der Sache auf den Grund zu gehen, hatten die Lokalpolitiker in ihrer jüngsten Sitzung Vertreter der Paulaner Brauerei, der Stadtentwässerung und des Referats für Umwelt und Gesundheit (RGU) zu Gast. „Uns sind die Geruchsbelästigungen unerklärlich“, betonte Rainer Kansy, Leiter der Betriebstechnik der Paulaner Brauerei. „Wir wissen nicht, warum das Ganze mal auftritt und mal nicht.“ Das Abwasser der Brauerei, das Rainer Kansy für die Stadtviertelvertreter in der Sitzung des BA 23 sogar als Geruchsprobe dabei hatte, habe eine konstante Zusammensetzung und werde kontinuierlich überwacht.

Die Brauerei, die seit August 2015 in Langwied angesiedelt ist, betreibt eine eigene Kläranlage, die Ende 2016 in Betrieb genommen wurde. „Wir klären das Abwasser hier vor, so dass es im Grunde sauberer ist als das häusliche Abwasser“, erklärte Rainer Kansy. Man leite in die Kanalisation keinerlei Fäkalien oder Feststoffe ein. „Das Abwasser jedoch riecht, ist kein Geheimnis. Geruch ist immer auch eine subjektive Geschichte, weil ihn jeder anders wahrnimmt.“ Heike Kainz betonte, dass es im Gleichweg sehr stark aus dem Gully rieche. „Angeblich wird der Geruch von Hefeschleim verursacht. Wir haben von unterschiedlichen Personen Beschwerden bekommen“, so die Vorsitzende des BA 23.

„Stochern im Trüben“

Dem widersprach allerdings Bernhard Böhm von der Stadtentwässerung. Hefeschleim oder genauer gesagt Biofilmbewuchs sehe zwar nicht schön aus, stinke aber nicht. „Uns gefällt dieser Biofilmbewuchs nicht, weil er auf Dauer die Kanalwände angreift.“ Im Frühjahr habe man den Kanal gereinigt, „trotzdem gab es kurz darauf wieder Beschwerden.“ Zudem sei der Kanal, der von Süden aus der Ernst-Haeckel-Straße über den Gleichweg, den Paul-Ehrlich-Weg in Richtung Eversbuschstraße verläuft und an die Wohnsiedlungen im Allacher Westen angeschlossen ist, nach kurzer Zeit wieder verunreinigt gewesen, weshalb von Seiten der Stadtentwässerung eine erneute Sonderreinigung durchgeführt wurde. „Ich muss die Erwartungen dämpfen, weil auch wir nicht sagen können, was genau riecht“, so Bernhard Böhm weiter. „Wir können, was die Geruchsbelästigung betrifft, keine Regelmäßigkeiten feststellen. Im Moment stochern wir tatsächlich im Trüben. Wenn es das Abwasser wäre, müsste es dauerhaft auftreten. Das tut es aber nicht. Vielmehr treten die Gerüche schubweise auf. Der Versuch einer Erklärung wäre, dass es vielleicht an der Wetterlage liegt.“

Gerüche auch in der Luft

Die Beschwerden der Bürger aus dem Stadtviertel betreffen im Übrigen nicht nur die Geruchsbelästigungen aus den Gullys, sondern auch aus der Luft. Das machte vor allem eine Anwohnerin aus der Wilhelm-Zwölfer-Straße deutlich. „Am Abend ab 17.30 Uhr kommt dieser Gestank. Das dauert zwei bis drei Minuten, dann ist er wieder weg“, sagte die Frau. „Das wiederholt sich dann alle halbe Stunde. Ich möchte endlich in der Nacht mal wieder richtig schlafen“, klagte sie. Seit Ende August trete das Ganze permanent auf, auch am Sonntag. „Es stinkt permanent. Gerne kann sich jemand der Verantwortlichen bei mir persönlich ein Bild davon machen.“

Man habe den Sachverhalt aufgenommen und müssen überlege, „wie wir weiter vorgehen“, betonte Heike Kainz. „Vielleicht würde es tatsächlich Sinn machen, dass sich jemand von der Stadt beziehungsweise der Brauerei eine Stunde lang bei der Dame ins Wohnzimmer setzt, um der Sache nachzugehen“, schlug die CSU-Stadträtin vor. Dem stimmte Rainer Kasny zu. „Ich komme gerne vorbei“, erklärte der Paulaner-Betriebsleiter, betonte gleichzeitig aber auch: „Eine geruchslose Brauerei gibt es nicht. Wir versuchen aber, das Ganze auf ein Minimum zu reduzieren.“ Er betonte zudem, dass Paulaner sonntags nicht braue. Ob es sich bei dem Geruch überhaupt um Maische handelt, darf ohnehin bezweifelt werden. Auch Klaus Trapp, Allach-Untermenzing Seniorenvertreter, bot sich an, bei dem Ortstermin dabei zu sein.

Geruchsbelästigungen dokumentieren

Alle Beteiligten waren sich einig, dass sie grundsätzlich auf die Hilfe der Anwohner angewiesen sind. „Alle Bürger, die sich betroffen fühlen, sollen genau dokumentieren, wann eine Geruchsbelästigung auftritt“, erklärte Heike Kainz. Vermerkt werden soll an welchem Ort der Geruch auftritt, die genaue Uhrzeit, die Dauer der Geruchsbelästigung und, wenn möglich, auch die Art des Gestanks. Gemeldet werden kann das Ganze dann an die Mailadresse immissionsschutz-nord.rgu@muenchen.de; eine Telefonhotline soll noch eingerichtet werden.


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