„Erhebliche Bereicherung“
Bezirksausschuss beantragt eine Flusswelle für die Würm
Im 23. Stadtbezirk soll eine Flusswelle für die Würm entstehen. So zumindest lautet die Forderung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23), der in seiner jüngsten Sitzung einen entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion mehrheitlich so beschlossen hat. München gelte weltweit als Zentrum der Riversurf-Szene, erklärt Alexander Schulz. „Diese Sportart wurde nicht nur in München an der Floßlände begründet, sie prägt überdies mit der Eisbach-Welle seit vielen Jahren das Image der Stadt und steht gleichsam für das offene Lebensgefühlt unserer Heimat“, so der Antragsinitiator.
Die beiden Wellen am Eisbach seien überlaufen und nicht für Anfänger geeignet. Die eigentliche „Anfänger-Welle“ an der Floßlände sei seit einigen Jahren nur noch zu begrenzten Zeiten benutzbar. „Zudem sind all diese Wellen für unsere Bürger durch unsere widrige ÖPNV-Anbindung nur unter großem Zeitaufwand erreichbar“, betont Alexander Schulz. „Im Stadtbezirk sind mehrere Freizeitflächen direkt an der Würm angeschlossen, eine Würmwelle würde daher das Repertoire an Freizeitaktivitäten in Allach-Untermenzing erweitern und das Sportangebot gerade für jüngere Mitbürger erheblich bereichern.“
„Keine großen Hindernisse“
Im Münchner Westen sei eine Flusswelle schon mehrfach beantragt worden, zum Beispiel in Pasing-Obermenzing, so Alexander Schulz weiter. Die Anträge wurden seinen Angaben zufolge jedoch wegen fehlender Flächen sowie ökologischer Bedenken abgelehnt. Diese Bedenken teile man jedoch nicht. „Es sind in Allach-Untermenzing mehrere Würm-Abschnitte öffentlich zugänglich. Es ist klar, dass die Errichtung einer Welle eine lokale Versenkung des Flusslaufs zur Gewährleistung der nötigen Wassermenge bedarf und dass dies einen Eingriff in die Ökologie der Würm bedeutet“, erklärt Alexander Schulz. „Jedoch sind wir der Ansicht, dass ein solcher Eingriff nicht zwingend negative Folgen hat. Verengungen in Flussläufen kommen auch natürlich vor und stellen für Fische zumeist keine großen Hindernisse dar.“
Zudem sei die Würm im Stadtbezirk zu weiten Teilen künstlich durch Beton- und Steinwände „gezähmt“ und sogar an ein Kraftwerk angeschlossen. „Die Verengung des Flusslaufs per Welle würde daher eher zur Renaturierung, denn zur Zerstörung unserer Lebensader beitragen.“ Jüngste Bestrebungen in Gräfelfing hätten gezeigt, dass die Einrichtung einer Flusswelle an der Würm technisch möglich sei, doch auch dort sei das Vorhaben mangels politischen Willens bis dato auf Eis gelegt, meint Alexander Schulz. Für die Würm ist seiner Ansicht nach beispielsweise das „umweltfreundliche und wartungsarme Konzept“ der Firma „RiverWaveProject“ denkbar. „Deren Konzept verlangt pro Meter Wellenbreite 1,1 Kubikmeter Durchfluss – die Würm wäre somit durch ihren mittleren Durchfluss von 4,7 Kubikmetern für eine vier Meter breite Welle von 70 Zentimetern geeignet. Wir fordern die Stadt daher auf, die Realisierung einer solchen Welle in Allach-Untermenzing durchzuführen.“
„Ziemlich unrealistisch“
Kritik an der Idee kam von Falk Lamkewitz (Grüne). „Das ist ziemlich unrealistisch, denn die Welle müsste nach dem Kraftwerk gemacht werden und das ist zu gefährlich. Zudem gibt es auf der Würm ein Bade- und Bootverbot. Natur in der Stadt wird immer mehr zum Konsumgut“, sagte er. „Die Würm ist sehr sensibel. Es gibt zudem viele Bereiche, die man schützen sollte. Außerhalb der Stadt wäre eine Welle gut, aber innerhalb der Stadt täte mir das in der Seele weh.“
„Ein Versuch ist es wert“
Peter Auer (CSU) konnte die Kritik nicht nachvollziehen. „Im Englischen Garten war das Surfen auch nie erlaubt. Die Stadt hat mit der Welle am Eisbach geworben, obwohl es verboten ist. Für mich ist das deshalb kein Hindernis. Warum nicht einfach mal probieren? Ein Versuch ist es wert, zumal die Freizeitmöglichkeiten rar sind. Ich hoffe, es klappt und die Stadt genehmigt die Welle. Der Eingriff in die Natur für eine Flusswelle ist zudem relativ gering.“ Das sah Gabriele Hartdegen ähnlich: „Das ist doch eine gute und witzige Idee“, sagte die CSU-Fraktionssprecherin im BA 23. „Die Stadt soll prüfen, ob das möglich ist.“
„Probieren geht über Studieren“
Und Fritz Schneller (SPD) ergänzte: „Wir sind in der glücklichen Lage den zweitgrößten Fluss der Landeshauptstadt in unserem Stadtviertel zu haben. Probieren geht über Studieren.“ Natürlich müsse man erst prüfen lassen, ob eine solche Welle installiert werden könne, erklärte auch Heike Kainz. „Wenn ein Bade- und Bootverbot besteht, muss man schauen, ob es eine Ausnahme geben kann und natürlich dürfen die Belange des Flusses nicht beeinträchtigt werden“, so die BA-Chefin.
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