Digital unterwegs
Thema "Leben 4.0" beim diesjährigen Josefstag in der Allacher Pfarrei Maria Himmelfahrt
"Leben 4.0" als Thema beim Josefstag in Allach: Jutta Kienzle von der Kolping Bildungsagentur, stellvertretende Schulleiterin an der Allacher Mittelschule Marina Loga, Bürgermeister Josef Schmid, Moderator Aldin Talic und Stefan Reis von der Jugendseelsorge in Rosenheim (v.l.) berichteten von ihren unterschiedlichen Erfahrungen in der digitalen Welt. (Foto: us)
Einen Nachmittag lang ging es in der Allacher Pfarrei Maria-Himmelfahrt um die digitale Alltagswelt. Dazu diskutierten die Acht- und Neuntklässler der Allacher Mittelschule in der Franz-Nißl-Straße mit prominenten Vertretern aus Stadt und Kirche über ganz unterschiedliche Erfahrungen, über die Vor- und Nachteile der digitalen Welt und über die vielen Möglichkeiten, die Digitalisierung in Schule und Freizeit zu bieten hat.
Im Rahmen des Josefstag hatte die Kolpingjugend des Diözesanverbands München und Freising gemeinsam mit dem Jugendclub Allach zum Gespräch in die Pfarrei eingeladen. „Es geht heute um das Thema "Leben 4.0", also um die Zukunft“, begrüßte Katja Heinze vom Allacher Jugendclub die jungen Gäste. „Und ihr Jugendlichen seid dafür die Experten!“ Der Josefstag als bundesweiter Aktionstag katholischer Jugendeinrichtungen beschäftige sich mit Lebens- und Zukunftsperspektiven Jugendlicher und nehme sich jährlich ein anderes Thema vor, erklärte Monika Huber vom Diözesan-Kolpingverband. "Und Digitalisierung ist ein absolut naheliegender Themenschwerpunkt."
Auch der Papst twittert
Doch zunächst einmal holte Heinze die erwachsenen Gäste des Nachmittags auf die Bühne, damit diese aus ihrem Erfahrungsschatz mit digitalen Medien berichten konnten. Der Rosenheimer Seelsorger Stefan Reis erklärte den Jugendlichen, wie Verabredungen vor der Whatsapp-Zeit funktionierten, "mit einer Telefonliste." Und Bürgermeister Josef Schmid erinnerte sich an das orangene Schnurtelefon mit Tipptastatur in seiner Jugend und erntete damit erstaunte Gesichter im Publikum.
„Heute geht ohne digitale Medien gar nichts mehr“, meinte Schmid weiter. „Ich wüsste nicht, wie ich meinen Job als Bürgermeister ohne Handy machen sollte. Mitarbeiterdialog, Berichte lesen, online News lesen, Navi nutzen und auch telefonieren – das ist für mich das Handy.“ Privat sei er auch gut digital unterwegs. Im Moment entdecke er Instagram für sich, das mache ich für meinen Sohn, und es bedeutet für mich wieder einen Schritt nach vorne.“
Mit Köpfchen nutzen!
Auch Reis nutzt täglich das Handy in der Arbeit. „Als Pfarrer sind wir mit Menschen vernetzt. Da ist es doch selbstverständlich, dass wir uns mit digitalen Formen der Kommunikation vertraut macht“, meinte er. „Auch der Papst nutzt Twitter, Whatsapp und Instagram!“
Ohne digitale Medien gehe es auch nicht in der Jugendarbeit und in der Schule, so Schulsozialarbeiterin Nina Thams. Es gebe viele coole Projekte, ergänzte Moderator Aldin Talic vom Jugendclub, wenn nämlich Jugendliche Senioren die Handy- und PC-Welt erklärten. „Da seid ihr klar im Vorteil!“, wandte er sich an die jugendlichen Zuhören. „Und wir sparen eine Menge Papier, wenn wir uns online verabreden und organisieren.“
Unterricht digital? Wäre super!
Auf der Nachteilseite sieht Talic die vielen Mobbing- und Datenmissbrauchsfälle. „Seid vorsichtig und stellt nicht alles gleich online“, warnte er die Schüler. Auch die beiden anwesenden Jugendbeamten der Polizeiinspektion 44, Lukas Friedlein und Thomas Wagner, konnten von derartigen Fällen ein Lied singen.
„Leider wenden sich die Opfer in den allermeisten Fällen viel zu spät an uns, sie sind viel zu lange tolerant gegenüber Beleidigungen und Bedrohungen. Da können wir oft nur noch Schadenbegrenzung betreiben“, so Friedlein. „Generell sollte man vorsichtig im Gebrauch mit digitalen Medien sein“, riet er. In Gesprächen mit Jugendlichen oder bei Vorträgen an Schulen wollen die beiden die Sensibilität erhöhen. „Prävention ist das beste Mittel gegen Missbrauch!“
Die stellvertretende Schulleiterin Marina Loga wünschte sich allerdings auch mehr digitale Medien für den Unterricht. Sie forderte eine moderne Ausstattung mit PC-Raum und interaktiven Whiteboards für die Schule. „Das Thema ist individuelle Förderung“, erklärte sie. „Was wäre es für eine Revolution im Unterricht, wenn ich mithilfe digitaler Medien jeden einzelnen Schüler individuell fördern könnte, und zwar alle gleichzeitig!“ Jeder Schüler könnte nach individueller Zeitvorgabe lernen, ermüdender Frontalunterricht wäre endgültig passé. „Da hocken noch sehr, sehr viele ungenutzte Möglichkeiten.“
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