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Das Misstrauen bleibt

Weniger Fahrten auf der Panzerteststrecke

Auf seiner Teststrecke in Allach-Untermenzing testet das Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann seit 1964 seine Panzer. (Bild: KMW)

Auf der Panzerteststrecke von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) soll es zukünftig weniger Fahrten geben. Dies geht aus einem Antrag des Unternehmens auf eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung der Anlage nach den neuesten Bestimmungen hervor, die dem Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) zur Genehmigung vorliegt. Schon 2004 seien die Betriebszeiten der Panzerteststrecke, die seit 1964 in Betrieb ist, von 7 bis 20 Uhr werktags genehmigt worden, erklärte Christian Heindl, Leiter der Immissionsschutzbehörde beim RGU, in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23). „Die tatsächliche Nutzung entspricht genau dieser Bescheidslage und auch im aktuellen Antrag sollen die Betriebszeiten so beibehalten werden.“ Es gehe nicht um eine Erweiterung oder um einen Neubau der Anlage.

„Im Jahr 2003 gab es eine Rechtsänderung im Bundesimmissionsschutzgesetz, die dazu führte, dass solche Bestandsanlagen in die Legalität gehoben wurden, so nenne ich es jetzt mal untechnisch“, sagte Christian Heindl. „2004 hat sich das RGU als zuständige Behörde zu einer sogenannten nachträglichen Anordnung durchgerungen, die den ordnungsmäßigen Betrieb der Anlage gewährleistet.“ Die Betreiberfirma Krauss-Maffei Wegmann habe nun 2019 einen Antrag auf Genehmigung gestellt, der sich derzeit in der Öffentlichkeitsphase befinde.

„Wenn man sich die Streckenbelegung, also die Runden pro Tag, anschaut, ist aktuelle Bescheids- und damit Rechtslage, dass KMW 117 Runden über die Teststrecke fahren darf. Das ist seit 2004 so. Die tatsächliche Nutzung bleibt weit hinter dem zurück“, so Christian Heindl weiter. Der Mittelwert aus 18 Jahren Betrachtung liege bei zirka 76 Runden pro Tag. Davon seien 67 Prozent über 65 Runden gefahren worden, der Rest mit 33 Prozent liege darunter.

„Das ist aberwitzig“

Die Anwohner der Waldkolonie, die besonders von den tieffrequentierten Schallgeräuschen der Panzer betroffen sind, sind gegenüber den Plänen auf einen Neuantrag voller Misstrauen. „Die Zahlen sind wirklich wunderbar“, betonte etwa eine Bürgerin. „Ich frage mich gerade, ob Krauss Maffei die auch kennt. Es ist unvorstellbar, wie die Panzer über die Teststrecke brettern.“ Sie als Anwohnerin könne die Zahlen nicht bestätigen. Tatsächlich sei es so, dass die Panzerfahrten zum Beispiel samstags schon um 6:50 Uhr beginnen. „Ich lade gerne den Bezirksausschuss sowie Vertreter der Stadt und von Krauss-Maffei Wegmann und gerne auch Markus Söder auf meine Terrasse ein, damit wir gemeinsam hören, wie das ist. Wir haben sehr gute Fenster, aber wenn ich im Wohnzimmer sitze, höre ich den Panzerlärm. Das ist unerträglich.“ Sie selbst wohne seit 30 Jahren in der Mayrstraße „und meine Familie seit 1961, also vor dem Bau der Teststrecke. Ich finde eine Panzerteststrecke in einem Wohngebiet in München aberwitzig.“

„Absolut untragbar“

Man müsse sich das Ganze mal auf der Zunge zergehen lasse, sagte auch ein weiterer Anrainer: „Hier werden Panzer in einem Stadtviertel getestet. Für mich ist es unvorstellbar, dass es so etwas im Jahr 2020 gibt“, erklärte der Mann. Eine Panzerstrecke in einem Wohnviertel sei untragbar, zumal immer mehr Baugebiete wie etwa auf dem Diamalt- oder dem Kirschgelände dazukämen. Eine solche Panzerteststrecke sei in einem Stadtviertel der Landeshauptstadt München „absolut untragbar“, so der Bürger weiter. „Die Anlage muss deshalb unverzüglich stillgelegt und künftig zurückgebaut werden.“ Und eine weitere Anwohnerin ergänzte: „Mit kommt es komisch vor, dass KMW jetzt einen Neuantrag macht – für eine Anlage, die schon angezeigt ist. Das macht mich misstrauisch und das ist etwas, was man durchaus hinterfragen kann. Vielleicht steckt in dem Antrag etwas drin, was nicht so offensichtlich ist.“ Die Kunststofftechnik von Krauss-Maffei sei schon weggezogen, „könnte nicht auch Krauss-Maffei Wegmann wegziehen?“

Die Antragsunterlagen sind noch bis 6. Juli im Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) einzusehen; Einwendungen zum Vorhaben sind für Bürger bis einschließlich 6. August möglich. Eine öffentliche Erörterungsveranstaltung ist für den 10. September geplant. „Mir ist wichtig zu betonen, dass in unsere Entscheidung alle gewonnen Erkenntnisse aus dem Genehmigungsverfahren einfließen werden – das heißt die Stellungnahmen der Behörden sowie die Einwendungen der Bürger“, erklärte Christian Heindl. „Doch wenn die Antragsunterlagen der Rechtslage entsprechen, müssen wir die Genehmigung erteilen.“

Vertreter von Krauss-Maffei Wegmann werden in der Sitzung des BA 23 am Dienstag, 14. Juli, in der Aula der Grundschule in der Manzostraße ihr Vorhaben bezüglich des Neuantrags erläutern. Das Lokalparlament selbst hat für seine Stellungnahme zu dem Vorhaben eine Fristverlängerung bis 31. Juli beantragt.


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