„Das braucht kein Mensch“
Bezirksausschuss diskutiert über Zuschuss für eine Böllerkanone
„Unsere Böller- und Salutkanone muss repariert werden“, erklärte Klaus Trapp, 1. Vorstand des Krieger- und Veteranenvereins Allach e.V. auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23). Um die Reparatur finanzieren zu können, hat der Verein einen Zuschuss aus dem Budget des Gremiums in Höhe von 1.800 Euro beantragt. Der Antrag hat im Lokalparlament eine intensive Diskussion ausgelöst – unter anderem deshalb, weil der Krieger- und Veteranenverein kein Vergleichsangebot eingeholt hat.
„Die Kanone ist 450 Kilo schwer und steht jetzt in Pöcking in Niederbayern. Ich bin froh, dass ich überhaupt eine Firma ausfindig machen konnte, die das Ganze repariert“, betonte Klaus Trapp. „Die Firma hat die Kanone zudem auch gebaut und verfügt damit über das fachliche Know-How. Normalerweise sollte der Hersteller, der die Kanone gebaut hat, die Reparatur übernehmen.“ Dazu komme, dass das Unternehmen bald geschlossen werde, so der Vereinsvorsitzende weiter. „Für uns ist es deshalb wichtig, dass wir die Kanone dort in Stand setzen lassen. Um eine Kanone zu reparieren, bedarf es eine bestimmte Zulassung. Das kann nicht jeder machen.“
"Keine Gewährleistung"
Fritz Schneller (SPD) wollte das so jedoch nicht stehen lassen. „Bei dem Zuschussantrag habe ich Bauchschmerzen. Es muss doch noch eine andere Firma geben, die die Kanone reparieren kann. Wenn die Firma im Frühjahr zumacht, gibt es auch keine Gewährleistung. Mein Vorschlag ist es daher, doch ein zweites Angebot einzuholen.“ Dies sei aber nicht so einfach, sagte Klaus Trapp. „Die Kanone wird nach der Reparatur beschossen. Danach hat man fünf Jahre Garantie. Wir haben die Kanone jetzt seit über 50 Jahren im Einsatz. Warum soll es jetzt nach der Reparatur Probleme geben? Ich bekomme kein zweites Angebot her. Dann müssen wir es selber zahlen.“
Es werde sicher seine Gründe haben, warum es solche Firmen mittlerweile kaum noch gebe, meinte Falk Lamkewitz. „Ich bin der Meinung, dass kein Mensch eine solche Kanone braucht“, so der Grünen-Fraktionssprecher. „Persönlich bin ich deshalb strikt dagegen, dass der Bezirksausschuss die Reparatur einer Kanone fördert.“ Dies sah Pascal Fuckerieder ähnlich: „Eine Kanone ist ein Kriegsgerät und ich finde, dass man mit Traditionen auch brechen kann“, erklärte der Sprecher der SPD-Fraktion im BA 23.
"Dient der Brauchtumspflege"
„Wenn es denn Hersteller nicht mehr lange gibt und die Kanone dort auch gebaut worden ist, sollten wir von einem zweiten Angebot abrücken“, schlug Walter Stach (CSU) vor. „Wir unterstützen Vereine doch immer gerne. Sie tragen immerhin sehr zum Gemeinwohl bei.“ Und Stefanie Martin (CSU) ergänzte: „Es ist ausreichend dargelegt, dass die Einholung eines zweiten Angebotes hier nichts bringt, zumal es auch um die Zulassung geht. Ich schlage daher einen Pauschalbetrag von 1.500 Euro vor. Eine Böllerkanone dient der Brauchtumspflege. Wir unterstützen ja keine kriegerische Handlung.“ Dem pflichtete auch Victor Agerer, selbst Mitglied im Krieger- und Veteranenverein, bei: „Damit stirbt doch ein Brauchtum aus“, betonte das CSU-Mitglied.
Die Böller- und Salutkanone werde unter anderem beim Volkstrauertag, der Fronleichnamsprozession oder bei Beerdigungen von Vereinsmitgliedern eingesetzt. „Das war schon immer so“, sagte Klaus Trapp. „Ich kann nicht verstehen, warum wir unsere Traditionen aussterben lassen sollen. Ist das denn gar nichts mehr wert?“ Im BA 23 hat man sich schlussendlich mehrheitlich auf einen Zuschuss von 1.500 Euro geeinigt – mit einer Enthaltung von Victor Agerer und den Gegenstimmen von Falk und Christine Lamkewitz, Rafael Nunez-Kraft (alle Grüne) sowie von Christiane Schenk (SPD) und Pascal Fuckerieder.
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