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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Bei der Rettung von Menschenleben zählt Schnelligkeit“
Asphaltierung des Rettungswegs abgelehnt: Wasserwacht bekommt Unterstützung aus der Politik
Nachdem kürzlich bekannt geworden ist, dass die Ausfahrt der Wasserrettungsstation am Langwieder See nicht, wie von der Stadtverwaltung, dem Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) und der Wasserwacht für dringend notwendig befunden, durch eine Teerschicht für die stadt- und landkreisweiten Einsätze der Schnelleinsatzgruppe fit gemacht wird, ist die Aufregung nach wie vor groß. „Ich finde das hanebüchen“, betonte Heike Kainz, die Vorsitzende des BA 23 auf der jüngsten Sitzung des Gremiums. Die Lokalpolitiker unterstützen weiterhin das Vorhaben der Wasserwacht nach einer Asphaltierung.
„Die Wasserwacht an der Langwieder Seenplatte hat eine herausragende Bedeutung im Hinblick auf die Lebensrettung. Jeder weiß, dass hier oft jede Minute zählt. Angesichts dessen ist es für mich unfassbar, dass der Rettungsweg zur Station am Langwieder See nicht asphaltiert werden darf und wertvolle Minuten dadurch verloren werden, dass der holprige und mit Schlaglöchern übersäte Weg überwunden werden muss“, so die CSU-Stadträtin. „Die Entscheidungsträger der Autobahndirektion sollten ihre Entscheidung überdenken.“
Nach Angaben von Manfred Gürich (CSU) verhindert die Autobahndirektion als Grundstückeigentümer die Zustimmung. Damit endet das lange Bangen um die erhoffte qualitative Aufwertung des wichtigen Rettungsweges am äußersten Rand des Naherholungsgebietes, das vor Monaten mit einem Antrag des BA 23 begann (der Werbe-Spiegel berichtete). „Eine Asphaltierung wäre die einfachste Lösung“, erklärt Manfred Gürich, der selbst als Mitglied bei der BRK-Wasserwacht aktiv ist. „Es macht überhaupt keinen Sinn, wie die Autobahndirektion Südbayern hier reagiert.“ Die Häufigkeit der Einsätze habe aufgrund verschiedener Faktoren deutlich zugenommen. „Jeder dieser Einsätze beginnt und endet auf dieser Zufahrt, die uns immer wieder Probleme bereitet. Aus meiner Sicht würden hier die Vorteile einer Asphaltierung ganz klar die Nachteile überwiegen.“
„Oft entscheiden Minuten über Leben und Tod“
Auch Josef Schmid (CSU) kann die Entscheidung der Autobahndirektion nicht nachvollziehen. „Ich bin überrascht und besorgt über das Nein der Landesbehörde. Eine Asphaltierung des Rettungsweges ist meines Erachtens dringend nötig, um optimale Rettungsbedingungen zu gewährleisten“, erklärt der zweite Bürgermeister der Landeshauptstadt. „Bei der Rettung von Menschenleben zählt Schnelligkeit. Wir sollten alles tun, um die zu gewährleisten.“
Und Pascal Fuckerieder ergänzt: „Als wir im Bezirksausschuss von dem schlechten Zustand des Wegs zur Wasserwachtstation erfahren haben, haben wir sofort reagiert, auf eine schnelle Lösung gedrängt und dabei nicht locker gelassen“, betont der SPD-Fraktionsvorsitzende des BA 23. „Ich bin selbst jahrelang als Sanitäter Rettungswagen gefahren und weiß, dass oft Minuten über Leben und Tod eines Verunglückten entscheiden können. Umso mehr verwundert es mich, dass die nachhaltigste Lösung, nämlich die Asphaltierung des Rettungsweges, durch eine Behörde verhindert werden soll. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen ihre Entscheidung noch einmal überdenken und neu bewerten.“
Alarm geschlagen
Die Verantwortlichen der Wasserwacht hatten bereits im Oktober vergangenen Jahres Alarm geschlagen, nachdem der einzige Weg, über den das Gespann aus Bootsanhänger und Wassernotfahrzeug im Alarmfall ausrücken kann, in einem derart verfallenen Zustand war, dass selbst Ausbesserungsmaßnahmen durch die Stadt keine dauerhafte Besserung mehr brachten. Kaum hatte es geregnet, war das notdürftig in die tiefen Schlaglöcher des Sandweges verdichtete Material erneut ausgewaschen, und das Ausrücken nur noch im Schritttempo möglich. Im Winter hatten die ehrenamtlichen Helfer mit Schneemassen zu kämpfen, da sich der gesandete Rettungsweg, wenn überhaupt, nur unzureichend räumen ließ.
Auch auf Seiten der Stadt habe man erkannt, dass eine derartige Bauart nicht optimal für die einzige Zufahrt zu einer Station geeignet ist, von der aus Sommer wie Winter zu Wasserrettungen in ganz München ausgerückt wird. „Nachdem sowohl Bezirksauschuss, das Baureferat und die untere Naturschutzbehörde von ihrer Seite grünes Licht zu dem Bau gegeben hatten, war es nur noch die Zustimmung des Bundes, in Form der Autobahndirektion, auf deren Grund der Weg, dicht an der Autobahn A8 Stuttgart, verläuft, die nötig war, um mit dem Bau zu beginnen“, heißt es von Seiten der Wasserwacht. Überraschend sei von hier jedoch ein Veto gekommen.
„Weg ist völlig ausreichend“
Man empfinde einen unasphaltierten Weg in „Elefantenbuckel-Bauweise“, also erhöht, damit das Wasser ablaufen kann, als völlig ausreichend. Die Stadt hätte sich jahrelang nicht ausreichend um den Unterhalt dieser Wege gekümmert, wodurch diese nun tiefer als das umliegende Gelände lägen und somit durch die Wasseransammlungen weiter beschädigt würden, teilte der Zuständige der Autobahndirektion, auf Nachfrage mit. Auch wenn sich die ehrenamtlichen Wasserretter, Rettungstaucher, Motorbootführer, Sanitäter und Ärzte, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich Dienst am Langwieder- und Lußsee verrichten, mit ihren Bedürfnissen nun ziemlich im Regen stehen gelassen fühlen, ist man laut Wasserwacht zumindest ein wenig froh darüber, dass nun der gekieste Weg wieder in einen besseren Zustand versetzt wurde.
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