„Zu Lasten der Allgemeinheit“
Geplantes Landschaftsschutzgebiet soll verkleinert werden
Das geplante Landschaftsschutzgebiet (LSG) im östlichen Dachauer Moos soll neu gestaltet werden. Einem entsprechenden Änderungsantrag der CSU-Fraktion hat der Umwelt- und Kreisausschuss mehrheitlich zugestimmt. Eigentlich war geplant, Flächen westlich der Bajuwarenstraße zu schützen. Dieser gemeinsame Vorschlag von Karlsfeld und Dachau ist nun hinfällig. Mit dem CSU-Antrag soll nun ein Gebiet westlich des Schwarzhölzls, das bis zur geplanten Trasse der Südumgehung von Hebertshausen reicht, als durchgängige Fläche geschützt werden.
Scharfe Kritik an den Plänen kommt unter anderem von Erika Seidenspinner. „Wir erleben täglich die Belastungen, die der Durchgangsverkehr den Menschen in Karlsfeld und Dachau beschert: Stau, schlechte Luft, eingeschränkte Lebensqualität. Und es soll noch schlimmer kommen“, kritisiert die Schriftführerin der Bund Naturschutz (BN)-Ortsgruppe Karlsfeld. „Es wäre Aufgabe unserer gewählten Vertreter, unsere Interessen wahrzunehmen und Abhilfe zu schaffen. Und was tun sie? Sie machen Verkehrsentwicklungspläne, in deren Realisierung sie selbst keine Lösung sehen“, so Erika Seidenspinner weiter. „Obendrein befürworten sie neue Straßen durch unsere noch vorhandenen Freiräume, die für uns einen gewissen Ausgleich schaffen. Das heißt, sie vertreten nicht uns Bewohner, sind uns sogar feindlich gesinnt. Denn sie missachten sogar den neuen Landesentwicklungsplan, der den freien Landschaftsraum zwischen Dachau und Karlsfeld für sehr bedeutsam zur Sicherung der Erholungslandschaft hält und wörtlich festlegt: Der Raum dient der Kaltluftproduktion und stellt einen wichtigen klimatischen Entlastungsbereich im Verdichtungsraum München dar. Durch die nordwestliche Lage ist er für die Frischluftversorgung besonders bedeutsam. Diese klimatische Entlastungs- und Versorgungsfunktion soll sichergestellt werden.“
"Salamitaktik"
Das „soll“ bedeute in solchen Festlegungen „muss“, meint Erika Seidenspinner. Die Politiker von CSU, SPD und Freie Wähler im Dachauer Kreistag denken ihrer Ansicht nach aber anders. „Sie bezeichnen diesen Raum als Fleckerlteppich, der daher nicht besonders schützenswert ist. Und mit Salamitaktik wird dieser Raum immer weiter mit Sondergenehmigungen für Einzelne zu Lasten der Allgemeinheit durchlöchert. Die Bauern dürfen sich Villen mit teillandwirtschaftlichen Betrieben quer durch den an sich geschützten regionalen Grünzug ins geschützte landschaftliche Vorzugsgebiet setzen, weil sie als Bauern dazu legitimiert sind“, kritisiert die Umweltschützerin. Es würden damit die Interessen einzelner Bauern über die des Allgemeinwohls gestellt. „Und später werden die landwirtschaftlichen Hallen in Gewerbebetriebe umgemünzt. Mit Hilfe der Baulockerung für Asylanten wird die Gelegenheit genutzt, sogar in den regionalen Grünzug einzugreifen. Die Politiker von Karlsfeld und Dachau sollten endlich mal unseren Lebensraum schützen und Alternativen planen und durchsetzen, welche die Menschenströme über den ÖNV auf Schienen nach München befördern, sonst haben sie ihre Rolle als Volksvertreter verfehlt.“
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