Wo sollen wir einkaufen?
Rentner am Westkreuz befürchten Versorgungsnotstand
Der anstehende Neubau des Paul-Ottmann-Ladenzentrums am Westkreuz bereitet vielen Bewohnern des Ramses-Hochhauses Sorgen. Nicht nur der Gebäudekomplex, der saniert werden soll, ist in die Jahre gekommen – auch viele der 900 Bewohner, die teilweise seit rund 50 Jahren hier leben, sind mittlerweile betagt und teilweise auf Rollator oder Gehhilfen angewiesen.
Sie machen sich vor allem Sorgen darüber wie die Durststrecke ohne den Supermarkt, der Ende des Jahres geschlossen hat, bewältigt werden soll. Ihr Anliegen hat der Regsam-Facharbeitskreis "Alte Menschen" aufgegriffen. "Wir bitten erneut um die Unterstützung, dass die Landeshauptstadt München mit dafür Sorge trägt, dass der tägliche Lebensmittelbedarf gewährleistet wird", heißt es in einem Schreiben an den Bezirksausschuss 22. Vor allem die ehemalige Landtagsabgeordnete Anne Hirschmann, die selbst am Westkreuz lebt, hat sich für eine Interimslösung eingesetzt und sei bereits beim Oberbürgermeister vorstellig gewesen.
Mit schweren Einkaufstaschen beladen
Während der Baumaßnahmen werden einige Ladenbesitzer aus dem Paul-Ottmann-Zentrum vorübergehend in das das neu erbaute Haus an der Mainaustraße umgesiedelt. "Der Discounter-Markt ist nicht dabei", ärgern sich die Regsam-Beauftragten. Dadurch müssten die Anwohner entweder per Bus oder zu Fuß in die Limesstraße, zum Einkaufszentrum Forum oder in die Stockacher Straße gehen. "Anschließend müssen sie mit schwer beladenen Einkfaufstaschen zurücklaufen." Wer gehbehindert sei, für den sei das ein großes Problem.
In diesem Zusammenhang erinnert der Arbeitskreis an die Anfänge des Westkreuzes in den 1960-er Jahren. "In einer eigens dafür aufgestellten Baracke konnten die Menschen ihre täglichen Einkäufe machen." "Keine Feier ohne Meier" habe der gern besuchte Laden geheißen. So etwas könnte es doch jetzt auch geben, schlugen die Antragssteller vor, die den Bezirksausschuss "dringend um die entsprechende Hilfe" baten. Der BA wird den Brief gerne weiterleiten und die Stadt um Informationen bitten, beschloss das Gremium.
So dramatisch wie in den 60-er Jahren empfand der BA die Situation allerdings nicht. "Als die Leute 1966 hergezogen sind, herrschte ein Notstand. Da war nichts da", erinnerte sich Jürgen Umseher (CSU). Heute gebe es durchaus Alternativen. "Vom Versorgungsnotstand sind wir weit weg." Immerhin befände sich der nächste Einkaufsort nur "zwei Bushaltestellen entfernt".
Keine Flächen vorhanden
Es gebe einfach keine städtischen Flächen für eine Interimslösung, so BA-Vorsitzender Sebastian Kriesel. "Wir können nichts versprechen, was nicht möglich ist." Er appellierte an die Hausgemeinschaft im Ramses, die mobilitätseingeschränkten Nachbarn zu unterstützen. Außerdem würde die Aubinger Nachbarschaftshilfe ein "Einkaufen" anbieten. Eine weitere Möglichkeit wäre die modernen Lieferservices frei Haus zu nutzen. Manche Supermärkte würden direkt an die Haustüre liefern.
Brigitte Bacak (SPD) hatte noch eine Idee. Zwar habe vor einigen Jahren der Wochenmarkt mangels Besucher geschlossen, trotzdem gibt es noch einen Metzger, der einmal die Woche auf einem Privatgrund in der Aubinger Straße seine Waren anbietet. "Vielleicht könnte das Angebot beispielsweise um einen Backwagen ergänzt werden?", regte sie an.
Geplant ist, dass das Ladenzentrum abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll. In rund zwei Jahren könnte der neue Supermarkt dann wieder eröffnen und die anderen Läden ebenfalls wieder zurückziehen.
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