"Wir sind ein wichtiger Teil der Gesellschaft"
Evangelische PflegeAkademie zeigt Ausbildungswege in der Pflege
Der Mensch steht im Mittelpunkt der Pflege (von links): Katharina Matic (stv. Leiterin der Ev. PflegeAkademie), Florian Walter (Leiter Ev. Pflegezentrum), Auszubildende Enisa Bosankic als Florence Nightingale, Lisa Hirdes (Leiterin Ev. PflegeAkademie) und Gerhard Prölß (Geschäftsführer Hilfe im Alter). (Foto: job)
Pflegeberufe haben Zukunft, denn Fachkräfte werden für diese verantwortungsvolle Tätigkeit dringend gebraucht. Am Tag der Pflege öffnete die Evangelische PflegeAkademie an der Baierbrunner Straße ihre Türen - Lehrkräfte und Auszubildende zeigten mit Infoständen, Workshops und Vorträgen, worum es bei der Ausbildung in der Pflege geht und welche Möglichkeiten offen stehen. An mehreren Ständen konnten sich Schüler und andere Gäste über die Ausbildungen in der Pflege informieren. Auf dem Programm standen außerdem Vorträge und Workshops, unter anderem zu Themen wie Demenz, Anatomie / Pathologie, multikulturelle Pflege und Blutdruckmessung. Auszubildende der Evangelischen PflegeAkademie präsentierten ihre Unterrichtsprojekte. Außerdem gab es Führungen durch das benachbarte Evangelische Pflegezentrum Sendling. Im "Erinnerungscafé" im Stil der 50er und 60er-Jahre konnten sich Besucher mit Waffeln und Getränken versorgen und sich mit Pflegeschülern und Lehrern der Akademie austauschen.
"Es ist keine leichte Arbeit"
Die Arbeit in der Pflege ist keine leichte Arbeit, meinte Gerhard Prölß. Er ist Geschäftsführer der Hilfe im Alter gGmbH der Inneren Mission, die das Pflegezentrum und die PflegeAkademie tragen. Er warb für die Wertschätzung dieser Arbeit und der Menschen, die sie übernehmen. "Diese Arbeit ist sehr wichtig für unsere Gesellschaft", unterstrich er, "und sie stellt den Menschen, das höchste Gut, in den Mittelpunkt." Der Beruf gebe viele Entwicklungsmöglichkeiten. "Wer an unserer Akademie war, hat viele Chancen, sich weiterzuentwickeln. Die Pflege ist ein sehr kreativer Beruf!"
Kritik am Gesetz
Zugleich forderte Prölß eine echte Verbesserung der Rahmenbedingungen. Man müsse der Gesellschaft zeigen, dass die Pflege ein bedeutssames Arbeitsfeld sei, auch wenn das Thema oft negativ wahrgenommen oder aus persönlichen Gründen verdrängt werde. "Zeigen wir, dass wir ein wichtiger Teil der Gesellschaft sind", rief Gerhard Prölß die Auszubildenden und Lehrkräfte auf, "damit die Rahmenbedingungen wirklich verbessert werden!"
Das Pflegestärkungsgesetz kritisierte er deutlich. "Dieses Gesetz ist keine Stärkung. Hier wurden lediglich Dinge budgetneutral umgewandelt. Statt Pflegestufen gebe es nun Pflegegrade, aber nach wie vor pflegen dieselben Leute dieselben Menschen." Die Politik habe dies nur als Stärkung verkauft.
Hier werde eine Qualitätsverbesserung suggeriert, die nicht eingetreten sei, hatte auch der Präsident der Diakonie Bayern, Michael Bammessel, vor dem Tag der Pflege gesagt. „Solange der Personalschlüssel nicht verbessert wird, nutzen auch neue Pflegegrade nichts. Wir brauchen deutlich mehr Geld im System, um die Menschen angemessenen zu pflegen.“ Nicht vergessen werden dürften zudem die ambulanten Dienste: "Die Kosten, die mit der Einführung der neuen Regelungen insbesondere im ambulanten Bereich verbunden sind, werden nicht refinanziert.“ Die Schulung der Mitarbeitenden, die Beratung von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen – all das gehe zu Lasten der Träger.
Politik in der Pflicht
Bammessel wies zudem auf die dünne Personaldecke in der Altenpflege hin: „Deutschland fehlt schon heute Pflegepersonal. Alle Prognosen zeigen: Die Lage wird sich in den kommenden Jahren verschärfen. Gleichzeitig wächst der Bedarf an guter Pflege.“ Er sieht die Politik in der Pflicht: „Wir erwarten von allen Abgeordneten, dass sie für eine besser finanzierte Pflege eintreten. Unsere Gesellschaft kann es sich leisten.“
Weitere Informationen zur Evangelischen PflegeAkademie gibt es unter www.pflegeakademie-muenchen.de im Web.
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