„Wir sind ein Familienverein“
90 Jahre Trachtenverein Alpenrösl Allach: Interview mit dem 1. Vorsitzenden Wolfgang Sedlmair
Der Trachtenverein Alpenrösl Allach feiert heuer sein 90-jähriges Jubiläum (wir berichteten). Der Werbe-Spiegel sprach im Rahmen der Feierlichkeiten mit dem 1. Vorsitzenden des Vereins, Wolfgang Sedlmair.
Herr Sedlmair, Sie sind Vorsitzender des Trachtenvereins „Alpenrösl“ in Allach, der gerade sein 90-jähriges Jubiläum gefeiert hat. Was waren für Sie die Höhepunkte der Feierlichkeiten?
Wolfgang Sedlmair: Zum einen unser wunderschöner Festgottesdienst im Freien bei tollen Wetter im Vereinsheim. Zum anderen natürlich der Festzug. Obwohl leider nicht allzu viele Leute auf der Straße waren, weil es zu heiß war. Aber für die vielen Teilnehmer des Festzugs war es trotzdem sehr schön. Wir hatten auch ganz hohe Ehrengäste dabei, zum Beispiel Prinz Christoph von Bayern und, ganz überraschend, sogar einen Stammeshäuptling aus Ghana. Ebenfalls toll war der Heimatabend bei Krauss-Maffei. Hier konnten wir unsere Tänze zeigen. Rückblickend war alles sehr schön.
Zu welchem Zweck wurde der Verein 1920 gegründet?
Der Zweck ist im Grunde derselbe wie auch heute noch: die Erhaltung der Werdenfelser Gebirgstracht, das Erlernen des Volksgesangs, der Schuhplattlertänze, der Volksmusik und das Aufführen volkstümlicher Theaterstücke. Da hat sich im Laufe der Zeit im Grunde nichts geändert.
90 Jahre Alpenrösl Allach – was waren die Glanzlichter in der Vereinsgeschichte?
Höhepunkte waren auf alle Fälle die jeweiligen Weihen der Fahnen. Angefangen natürlich bei der Standartenweihe 1922. Und die große Fahnenweihe 1947 zwei Jahre nach Kriegsende. Da muss man immer noch den Hut vor ziehen, dass die damaligen Mitglieder so schnell eine Fahne organisiert haben. 1981 wurde dann auf dem Gaufest unsere neue Fahne geweiht. Gaufeste sind natürlich auch immer ein Höhepunkt. Wir hatten sowohl 1970 als auch 1981 ein Gaufest organisiert. Damals waren zirka 6500 Leute da. Wichtig sind selbstverständlich auch die jeweiligen Gründungsfeste.
Der Verein mit seinen 225 Mitgliedern hat als einer der größten Vereine des Isargaus seit 1977 den 1. Trachtenpreis für Gebirgstrachten erringen können. Eine stolze Leistung!
Leider stimmt dies nicht mehr ganz. Denn die letzten beiden Gaufeste hat ein anderer Verein gewonnen. Nichts desto trotz haben wir 30 Jahre lang in Folge immer den 1. Trachtenpreis für Gebirgstrachten erringen können. Darauf sind wir tatsächlich sehr stolz. Gaufeste finden mittlerweile nicht mehr jährlich statt, weil es gerade in München sehr schwierig ist, solch eine Veranstaltung zu organisieren. Beim Gaufest gibt es immer eine Trachtenschau. Dort wird dann gezählt, welcher Verein die meisten Mitglieder hat, die ordentlich und fehlerfrei in der Tracht angezogen sind. So kommt der Preis zustande.
Schon früh hat sich der Verein mit Theaterspielen über Wasser gehalten. Welche Bedeutung hat das heute noch?
Lange Jahre hat sich der Verein tatsächlich mit dem Theaterspielen über Wasser gehalten, gerade in der Anfangszeit. Und auch heute ist das Aufführen volkstümlicher Theaterstücke fester Bestandteil unseres Vereinslebens. Jedes Jahr im Herbst haben wir Theateraufführungen im Vereinsheim – mit großem Erfolg.
Mit welchem Hauptziel leiten Sie den Verein?
Ich bin seit 1979 im Verein und kam damals über einen Freund dazu - obwohl ich zu den Trachtlern erstmal keinen großen Draht hatte. Mir hat es aber so gut gefallen, dass ich dabei geblieben bin. Seit 1999 bin ich nun 1. Vorsitzender. Eines meiner Hauptziele ist natürlich die Förderung der Jugend. Nur so kann es schließlich weitergehen. Ein weiteres großes Ziel ist, das Vereinsleben lebendig zu halten. So ist ja zum Beispiel auch die Allacher Dorfkiata wieder entstanden. Ich versuche auch nach außen zu zeigen, dass die Tracht für mich nicht nur etwas ist, was ich ausnahmsweise anziehe. Im Gegenteil: Es ist mein festlichstes Gewand. Darin fühle ich mich am wohlsten. Und wir versuchen uns natürlich gegen das Image zu wehren, dass Trachtenvereine verknöchert und altmodisch sind. Das stimmt nämlich nicht. Wir sind moderne Menschen, wie alle anderen auch.
Viele Trachtenvereine haben Probleme mit der Nachwuchsarbeit. Wie schaut es bei Ihnen im Verein aus?
München ist eine Großstadt. Da gibt es viele Einflüsse, die auf die Jugendlichen einprasseln. Das ist auf dem Land natürlich anders. Aber damit muss man nun mal umgehen können. Aber ich muss sagen, dass wir in Allach sehr froh sein können. Wir haben ein ganz reges Vereinsleben. Natürlich müssen wir auch um den Nachwuchs kämpfen. Wir haben eine eigene Jugendgruppe und versuchen zum Beispiel mit Schulen zusammenzuarbeiten. Ansonsten versuchen wir auch immer wieder im Stadtteil präsent zu sein, damit die Leute uns sehen. Am besten ist grundsätzlich die Mund-zu-Mund-Propaganda. Unsere Jugendgruppe probt jeden Freitag zwischen 17 und 19 Uhr und hat regelmäßig Auftritte. Da haben die Kinder und Jugendliche große Freude daran. Die Jugendlichen sind bis zum Alter von 17 Jahren auch beitragsfrei. Grundsätzlich sind wir als Trachtenverein auch immer ein Familienverein.
Wer Interesse hat und mehr über den Trachtenverein Alpenrösl Allach wissen möchte, bekommt weitere Informationen bei Wolfgang Sedlmair unter Tel. 8128956 sowie im Internet: www.alpenroesl-allach.de. Ansonsten treffen sich die „Alpenrösler“ jeden zweiten und vierten Freitag im Vereinsheim (Eversbuschstr. 161). Beginn ist um 20 Uhr.
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