Wer sind Hitto und Petto?
Schilder erläutern Straßennamen in Lochhausen und Langwied
Giggenbacher, Ranert, Schrimpf, Hitto, Petto, Gotebold, Alprich, Georg Krimair, Johannes-Tanner – es gibt wohl nicht viele Aubinger, die etwas Näheres über die Namensgeber verschiedener Straßen in Lochhausen und Langwied wissen. Das hat der Bezirksausschuss 22 nun geändert. „Nachdem im Rahmen der Feierlichkeiten zu 1000 Jahre ersturkundliche Erwähnung Aubings bereits dort einige Straßen ein Zusatzschild erhalten haben, hat sich der Bezirksausschuss entschlossen, dies auch für die Ortsteile von Langwied und Lochhausen zu tätigen“, erklärte BA-Vorsitzender Sebastian Kriesel. Bei einer Einweihung der aus dem BA-Budget finanzierten zehn Zusatzschilder im Pfarrsaal Sankt Michael erläuterte die Historikerin und Vorsitzende des Arbeitskreises „Langwied Lochhausen historisch“, Barbara Kuhn, die Bedeutung der Namen, die nun auf sechs Zusatzschildern in Lochhausen und vier in Langwied Auskunft über die Herkunft geben.
Nummern statt Namen
Bis in die 1930-er Jahre gab es in den damaligen Dörfern lediglich Hausnummern. Bereits im Adressbuch aus dem Jahre 1940 waren die Nummern durch Straßennamen ersetzt worden. Heute sollen die Straßennamen an die wechselvolle Vergangenheit Lochhausens und Langwieds erinnern. „Straßen sind etwas Identitätsstiftendes. Sie vermitteln den konkreten Wohnort und können Gefühle erzeugen“, so Kriesel.
Barbara Kuhn erinnerte in ihren Ausführungen an den Lochhauser Pfarrer Wenzeslaus Ranert, der in der Lochhauser Dorfchronik mit allerlei Anekdoten verewigt worden war. Der erste bekannte Pfarrer Lochhausens war Johannes Tanner (um 1455), nach dem eine Straße benannt worden war. Der Ehrenbürger Langwieds lebte von 1828 bis 1902. Die Giggenbacherstraße in Lochhausen wurde 1957 nach einer um 1730 lebenden Lochhauser Bäuerin benannt. Anna Giggenbacher stiftete 1745 für die große Glocke von Lochhausen 171 Pfund Mehl, erzählte Kuhn.
Der Hittoweg soll an Hitto, Bischof von Freising erinnern, der im 9. Jahrhundert eine reichhaltige Bibliothek sowie das älteste bayerische Traditionsbuch anlegen ließ. Im Kontrast dazu steht die Pettostraße. Petto war ein unfreier Bauer von Lochhausen um 950 ebenso wie Alprich, an den die Alprichstraße in Langwied erinnert.
Im 12. Jahrhundert nahm Gotebold von Lochhausen an einem Kreuzzug teil, von dem er nicht mehr zurückkehrte. Das ist der Hintergrund der Goteboldstraße. Georg Kirmair zu Ehren ist eine weitere Gasse benannt worden. Der Pfarrer in Lochhausen (1596-1670) hinterließ eine Vielzahl an für die Ortsgeschichtsforschung wichtigen Aufzeichnungen. An die 1797 abgerissene Kreuzkapelle erinnert nur mehr der Straßenname. Um 1680 hatte sie Kurprinz Max Emanuel nach einem Gelübde als Wallfahrtsort auf Langwieder Flur errichten lassen.
Bis in die heutige Zeit bekannt ist Georg Schrimpf, nach dem die Schrimpfstraße benannt worden war. Der Kunstmaler (1889 bis 1938) lebte von 1929 bis 1933 in Lochhausen. Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Kunstrichtung „Neue Sachlichkeit“. Schrimpf war ein Freund Oskar Maria Grafs, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Er wurde Mitglied der Neuen Sezession und stellte 1920 im Glaspalast München aus. Wegen seiner kommunistischen Gesinnung wurde seine Kunst, vor allem Frauenbildnisse und Landschaften, von den Nationalsozialisten als entartet geschmäht.
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