„Weitere Kapazitäten schaffen“
Fehlende Kinderbetreuung durch steigende Schülerzahlen
Wie sich herausgestellt hat, steigt die Zahl der Kinder an der Verbandsgrundschule mit München im Schuljahr 2020/21 auf 570 Kinder; derzeit sind es rund 360. Und der Gemeinde gehen die Hortplätze aus. Für drei Millionen Euro soll an der Allacher Straße zwar ein Provisorium gebaut werden, in dem acht Gruppen Platz haben. Das Ganze scheint aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein.
Mit zwölf Hortgruppen im Bereich der Grundschule an der Krenmoosstraße sei dort derzeit eine ausreichende Anzahl an Nachmittagsbetreuungsplätzen vorhanden, erklärt CSU-Gemeinderätin Ursula Weber, die zudem Schulleiterin der Verbandsgrundschule ist. „Im Schulsprengel der Verbandsgrundschule ergab sich zum Schuljahr 2017/18 allerdings eine Unterversorgung an Hortplätzen.“ Um für die betroffenen Familien ebenfalls eine Nachmittagsbetreuung gewährleisten zu können, kooperiere die Gemeinde mit der schulischen Mittagsbetreuung, die vom Vorsitzenden des Fördervereins der Schule, Dr. Uwe Hera, nun verlängert bis 16 Uhr für etwa 70 Kinder angeboten werde. Diese verteile sich auf vier Gruppen, die im alten Pavillon der Schule untergebracht sind, der jedoch Ende 2018 dem ersten Bauabschnitt des Neubaus weichen müsse.
„Daher plant die Gemeinde, das Kinderhaus ‚Wiesenkinder‘ an der Allacher Straße um acht Hortgruppen zu erweitern, um dort die Mittagsbetreuungsgruppen unterzubringen sowie auch weitere Kapazitäten für die stetig steigenden Schülerzahlen zu schaffen“, so Ursula Weber. „Der hierfür veranschlagte Finanzierungsbedarf von rund drei Millionen Euro ist ausschließlich durch die Gemeinde Karlsfeld zu decken. Trotz des zu erwartenden weiteren Anstiegs der Schülerzahlen sollten die Hortplätze mittelfristig ausreichen, da im Zuge der beiden Schulneubauten auch Ganztagsklassen eingerichtet werden, wodurch mit einer Entlastung der bestehenden Horte zu rechnen ist.“
„Unser Ziel ist, jedem Kind einen Platz anzubieten“
Venera Sansone, die Kinder- und Jugendreferentin der Gemeinde betont, dass die Hortsituation in Karlsfeld schon seit Jahren angespannt sei. Dies liegt nach Ansicht der SPD-Gemeinderätin vor allem an der starken Nachverdichtung im Ortskern, deren infrastrukturelle Folgen aufgrund der Generationenverjüngung schlecht vorhersehbar seien. „Auch wenn es für die Eltern keinen Rechtsanspruch auf einen Hortplatz gibt, zeigen die Diskussionen im Gemeinderat deutlich, dass unser Ziel ist, jedem Kind einen Platz anzubieten“, erklärt sie. Die finanzielle Situation sei dabei nicht der einzige Stolperstein, auch Grundstücksfragen und Personalmangel auf dem Erziehermarkt sind bei der Bewältigung dieser Aufgabe entscheidende Faktoren. „Eine räumliche Lösung zu haben bedeutet nicht, automatisch eine Hortgruppe betreiben zu können.“ Durch den bald anstehenden Neubau beider Grundschulen sei eine langfristige Lösung durch die Einrichtung von Ganztagsklassen und damit eine Abfederung des Gesamtbedarfs in Sicht. „Und über die Einrichtung einer Mittagsbetreuung durch den Förderverein der Verbandsgrundschule können viele Eltern schon entlastet werden. Großpolitisch ist dafür zu sorgen, den Beruf der Kindererzieherin beziehungsweise des Kindererziehers wieder attraktiv zu machen“, sagt Venera Sansone.
„Erster notwendiger Schritt“
Mechthild Hofner, Fraktionsvorsitzende des „Bündnis für Karlsfeld“, erklärt, dass man mit Hort- und Mittagsbetreuung sowie mit offenen schulischen Ganztagsangeboten eher in der Lage ist, „flexibel und individuell auf den Bedarf der Familien einzugehen. Und der ist eben oft kurzfristig und differiert jährlich.“ Auch sie verweist darauf, dass die Gemeinde heuer den Bedarf nur deshalb habe decken können, „da es gelungen ist, die Mittagsbetreuung an der Verbandsgrundschule durch die großartige Initiative von Dr. Uwe Hera ausreichend auszubauen.“ Grundsätzlich sei die Errichtung des weiteren Provisoriums an der Allacher Straße ein erster notwendiger Schritt, zumindest „soweit man das vorausschauend planerisch berücksichtigen kann. Bleibt zu hoffen, dass der tatsächliche Bedarf dann real nicht höher wird.“ Finanziell werde man das Ganze in die Diskussion um den neuen Haushalt aufnehmen und wahrscheinlich werde dieser nur durch eine weitere Kreditaufnahme zu stemmen sein, vermutet die Bündnis-Sprecherin. „Es wäre politisch wünschenswert beziehungsweise von mir eine ganz klare Forderung, dass der Bund die Kommunen dahingehend mehr finanziell unterstützt, wenn diese kurzfristig und temporär auf die jährlich unterschiedlichen Bedarfe an Ganztagesbetreuung reagieren müssen.“
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