Weitere Belastung
Bezirksausschuss lehnt ein Heizkraftwerk im Stadtviertel ab
Weil sich die Bürger der Landeshauptstadt München im November 2017 im Rahmen eines Bürgerbegehrens für die Abschaltung des Kohleblocks des Heizkraftwerkes Nord im Jahr 2022 ausgesprochen haben, sind die Stadtwerke München (SWM) aktuell auf der Suche nach Standorten für Ersatz-Heizwerke im Stadtgebiet. „Mit einer Abschaltung des Kohleblocks geht Heizleistung für das Münchner Fernwärmenetz verloren, die bis zur Abschaltung anderweitig ersetzt werden muss“, erklärt Thomas Prein von den SWM.
Von Seiten der SWM habe man nun erste Überlegungen angestellt, wie und wo solche Ersatz-Heizwerke, die Fernwärme liefern, errichtet werden könnten. „Es geht hier zunächst darum, geeignete Flächen zu identifizieren.“ In die engere Auswahl fallen hierbei auch drei Standorte in Neuhausen-Nymphenburg – und zwar im Bereich des Gewerbegebietes an der Wilhelm-Hale-Straße, das SWM-Gelände an der Landshuter Allee 48 bis 52 sowie im Kreativquartier an der Dachauer Straße. „Fernwärme können wir nicht über weite Strecke transportieren. Sie muss ortsnah hergestellt werden. Deshalb sind wir auf der Suche nach Standorten im Innenstadtbereich.“ Insgesamt gehen die SWM nach eigenen Angaben davon aus, dass vier bis sieben solcher Heizkraftwerk-Standorte benötigt werden. „Wie viele es schlussendlich genau sind, wissen wir noch nicht“, sagte Thomas Prein. „Das wird sich erst in der weiteren Planung ergeben. Wir wissen, dass wir mit allen Flächen in eine Konkurrenzsituation kommen – sei es Wohnen, Erholung oder Grün.“
Emissionen und Lärm
In den ersten Vorüberlegungen habe man ein Heizwerk mit einer Leistung ungefähr 70 Megawatt entwickelt, bestehend aus zwei gasbefeuerten Modulen. „Den benötigten Flächenbedarf schätzen wir auf etwa 3000 Quadratmeter“, so Thomas Prein weiter. Natürlich begutachte man auch die Auswirkungen einer solchen Anlage hinsichtlich Emissionen und Lärm. „Wir prüfen nun erstmal, ob man an den von uns identifizierten Standorten überhaupt ein Heizkraftwerk errichten kann. Hier geht es natürlich auch um die Genehmigungsfähigkeit“, betonte er weiter. „Das ist nichts, was von heute auf morgen geht.“ In diesem Jahr werde man festlegen, welche Standorte intensiver zu betrachten sind. „2019 oder auch erst 2020 muss dann ein Plangenehmigungsverfahren durchgeführt werden und von 2020 bis 2022 müssen wir dann eine solche Anlage bauen. Der Zeitplan ist sehr eng gestrickt.“
Auch am Standort Nord gebe es weitere Planungen. „Es gibt eine Erweiterungsfläche, auf der man einen anderen Kraftwerksblock bauen könnte. Aber hier brauchen wir einen Bebauungsplan. Allerdings liegt die Fläche im Gebiet der Gemeinde Unterföhring, die dann für das Verfahren zuständig ist. Wir wissen, dass es erhebliche Vorbehalte gegen Kraftwerksneubauten an dieser Stelle gibt. Uns ist auch klar, dass das in München nicht anders ist.“ Bei der Bundesnetzagentur sei der Antrag auf Stilllegung des Blocks 2 im vergangenen Jahr gestellt worden. Eine Antwort auf Abschaltung oder nicht Abschaltung stehe noch aus und werde auch noch eine Weile auf sich warten lassen.
Nicht zuzumuten
Der Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9) lehnt alle drei Standorte im Bezirk ab. Dies hat das Gremium in seiner jüngsten Sitzung einstimmig so beschlossen. Den Anwohnern der Landshuter Allee sei eine weitere Belastung nicht zuzumuten, erklären die Lokalpolitiker. Des Weiteren werde im Zuge der künftigen Bebauung des Geländes, auf dem sich aktuell das Umspannwerk der SWM befindet, auch die Unterbringung eines Bürgerbüros angestrebt. Nach Ansicht des Gremiums dürfe auch das Konzept des Kreativquartiers nicht weiter mit kunstfremder Nutzung aufgeweicht werden. Und was den Grünbereich am Birketweg betrifft: Dieser sei Teil der städtischen Erholungsflächen und diene auch als Entlastung des Hirschgartens.
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