„Würdige Begleitung“
Seit zehn Jahren besteht das Johannes-Hospiz der Barmherzigen Brüder
Seit Oktober 2004 hilft im Johannes-Hospiz ein Team von Fachkräften schwerkranken Menschen dabei, ihren Abschied vom Leben in Selbstbestimmtheit und Würde zu gestalten. „1500 Menschen konnten wir auf ihrem letzten Weg begleiten, versorgen, palliativ-medizinisch behandeln und Angehörige mit einbeziehen“, erklärt Gregor Linnemann, der die Einrichtung seit ihrer Eröffnung leitet, anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Johannes-Hospiz in der Notburgastraße. „Aufnahme finden Patienten, die an einer nicht mehr heilbaren und schon weit fortgeschrittenen Erkrankung leiden. In der Regel geht diese einher mit starken Symptomen wie Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Atemnot.“ Die ärztliche Betreuung wird durch Hausärzte sichergestellt. Die durchschnittliche Verweildauer im Johannes-Hospiz beträgt etwa drei Wochen. Besonders wichtig ist es für Linnemann, die Angehörigen „mit ihrer Trauer und Verzweiflung nicht allein zu lassen“. Für sie stehen zum Beispiel auch zwei Appartements zur Verfügung, damit sie in der Nähe des Patienten bleiben können.
„Ehrenamtliche leisten unverzichtbare Dienste“
Einen hohen Stellenwert besitzt im Johannes-Hospiz auch die Mitarbeit von rund 20 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die mit ihren laut Frater Benedikt Hau „unverzichtbaren Diensten“ die Arbeit der hauptamtlichen Kräfte ergänzen. Frater Benedikt, als Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz sozusagen der „oberste Barmherzige Bruder“ im Freistaat, betont, für seinen Orden gehöre die würdige Begleitung von Sterbenden schon immer zum Programm. Deshalb seien die Barmherzigen Brüder seit Jahrzehnten in der Hospizbewegung engagiert. „1991 eröffneten wir an unserem Münchner Krankenhaus die erste Palliativstation Bayerns. Weitere Palliativstationen folgten in den Krankenhäusern des Ordens in Regensburg und Straubing“, berichtet der Ordensobere. Als der Bedarf an stationären Hospizen erkannt wurde, eröffneten die Barmherzigen Brüder 2004 das Johannes-Hospiz. Der Orden gehört außerdem zu den Gründungsmitgliedern der Bayerischen Stiftung Hospiz.
Nicht nur ein Ort des Sterbens
Seit Eröffnung des Johannes-Hospizes ist Agnes Vogel dabei. „Natürlich gibt es auch Momente, in denen ich gezweifelt habe, weil die Arbeit emotional sehr belastend ist“, erzählt die Krankenschwester. „Dennoch ist unser Haus nicht nur ein Ort des Sterbens sondern auch ein Haus des Lebens. Denn das Leben steht bis zum Schluss im Vordergrund.“
Einen weiteren wichtigen Faden im Betreuungsnetz für Schwerstkranke in München knüpfen die Barmherzigen Brüder seit Juli hier an ihrem Münchner Krankenhaus: die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV). Ein Team aus Ärzten und Pflegekräften mit Rufbereitschaft rund um die Uhr sucht Patienten zuhause auf, lindert Symptome wie Schmerzen oder Atemnot und hilft dadurch oft, eine stationäre Aufnahme zu vermeiden.
Ein Leben in Würde bis zuletzt
Diese Angebote „sind unsere Antwort auf die Frage nach dem assistierten Suizid, die gegenwärtig in Politik und Gesellschaft diskutiert wird“, erklärt Frater Benedikt. Statt Beihilfe zum Selbstmord zu leisten müsse man alles tun, „um Schwerstkranken ein Leben in Würde bis zuletzt zu ermöglichen. Die segensreichen Errungenschaften von Palliativmedizin und Palliativpflege müssen ausgeschöpft werden.“
Ein Teil der Kosten des Hospizes wird nicht durch Kranken- und Pflegeversicherung abgedeckt, der Orden muss ihn selbst aufbringen. 2000 Mitglieder des Vereins zur Förderung des Johannes-Hospizes in München unterstützen ihn dabei und stellen beispielsweise Finanzmittel für Atem- und Musiktherapie oder Fortbildungen der Mitarbeiter bereit. „Die Finanzierung erfolgt gesetzlich geregelt über die Krankenkassen und Pflegeversicherungen, die den Tagessatz zu 90 Prozent abdecken. Das verbleibende Defizit wird über Spenden kompensiert, sodass Patienten oder Angehörigen keine Kosten entstehen“, sagt Linnemann.
Zur Feier des 10-jährigen Bestehens hat es am vergangenen Samstag, 18. Oktober, in Nymphenburg ein großes Fest mit rund 250 Gästen gegeben – unter anderem mit Gesundheitsministerin Melanie Huml und Herzog Franz von Bayern.
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