„U wie unverzichtbar“
Unterschriftenaktion für U-Bahn nach Freiham
Die Online-Petition für eine U-Bahn nach Freiham läuft. „Das wird ein hartes Stück Arbeit, alle zu überzeugen“, sagte Sprecher der Initiative Hans-Peter Hoh bei der Auftaktaktion am Westkreuz. Etliche Aubinger hatten die Gelegenheit wahrgenommen, um vor Ort ihre Unterschrift abzugeben und mit den CSU-Politikern um Bürgermeister Josef Schmid, Chef des Kreisverbands München West, ins Gespräch zu kommen. „Wir im Münchner Westen wollen die U-Bahn“, bekräftige Schmid. Gutachten, nach denen sich die U-Bahn nach Pasing respektive Freiham nicht rechnen würde, ließen die Initiatoren der Unterschriftenaktion nicht gelten. Die „wahren Experten vor Ort seien die Bürger“, betonte CSU-Stadtrat Johann Sauerer und sie würden einer Trambahn, die hunderte von Parkplätzen vernichten würde, eine klare Absage erteilen.
Für die Aubinger Politiker ist der Zeitpunkt der Aktion gut gewählt. „Wir haben derzeit keine Wahlen“, sagte Bezirksausschussvorsitzender Sebastian Kriesel. So könnte sachlich und ohne auf Wählerstimmen zu schielen, diskutiert werden. Auch wenn die CSU die Aktion initiiert habe, sehen die Politiker das Ganze als überparteiliche Aktion. Rückendeckung gibt es jedenfalls vom BA 22. Hier hätten die Vertreter nach Untersuchungen einstimmig nach einer U-Bahn verlangt, berichtete Kriesel. Den drohenden Verkehrskollaps angesichts des neuen Stadtviertels Freiham mit seinen geschätzten 25.000 Einwohnern, den Nachverdichtungen im Münchner Westen und der Expansion im westlichen Umland könne allein eine U-Bahn verhindern, waren sich die Politiker an diesem Nachmittag einig.
"Schnellere Verbindung dringend erforderlich"
Ähnlich sehen es die Unterstützer, die auf der Online-Plattform „openpetition“ Unterschriften und Kommentare hinterlassen hatten. „Es muss jetzt gehandelt werden, damit der ÖPNV in München in 10, 20 und auch noch in 30 Jahren gut funktioniert“, lautete eine Forderung. Die U-Bahn würde eine „Entlastung der S-Bahn, bei Sperrung der Stammstrecke“, darstellen, gab ein anderer Bürger zu bedenken. Auch einige Germeringer hatten sich für die U-Bahn stark gemacht. „Weil Germering inzwischen über 40.000 Einwohner hat und eine schnellere Verbindung zur Innenstadt München dringend erforderlich ist“, hieß es in einem Kommentar. Die Klimaveränderung hatte ein anderer Bürger in seinem Kommentar berücksichtigt: „Die U-Bahn ist das einzige Verkehrsmittel, das unbeeinflusst vom Wetter fahren kann“, meinte er.
Doch es gibt nicht nur Unterstützer. Andreas Nagel, Sprecher des Bündnisses, „Aktion Münchner Fahrgäste“ setzte sich am Westkreuz vehement für die Trambahn ein. Die U-Bahnplanungen würden viel zu lange dauern, das Ganze wäre eine unrealistische Utopie, kritisierte er. „U-Bahnlinien, die den Stadtrand erschließen, sollen von der Generation gebaut und finanziert werden, die dann auch den Nutzen davon hat. Wir müssen heute dafür sorgen, dass Strecken und Bahnhöfe gebaut werden, die den allernotwendigsten Bedarf abdecken."
Mit dieser Aussage brachte Nagel die Aubinger Junge Union gegen sich auf. „Das ist ein Schlag ins Gesicht der zukünftigen Münchner Fahrgäste“, kommentierte der stellvertretende Kreisvorsitzende der JU München-West, Simon Pöpperl. Eine U-Bahnplanung würde zwar in der Tat bis zur Realisierung „mehr als nur eine Generation in Anspruch nehmen“, allerdings müsse man „heute schon an Morgen denken“. Eine vorausschauende Planung sei eine Pflicht der heutigen Generation. Schließlich würden heute im gesamten Münchner Westen 48 Prozent aller Verkehrsbewegungen mit dem Auto erfolgen – viel mehr als in anderen Stadtvierteln. Ohne U-Bahn könne das Ziel, den Wert auf 25 Prozent zu verringern, nie erreicht werden.
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